Interview

Wenn die Wirklichkeit die Fantasie einholt

Wenn die Wirklichkeit die Fantasie einholt

Wenn die Wirklichkeit die Fantasie einholt

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Lars Møller-Rasmussen Foto: Forlaget Hovedland

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Lars Møller-Rasmussens Zukunftsroman „Efter Freden“ hat erschreckende Ähnlichkeit mit den Corona-Restriktionen und Aussagen von deutschen Politikern. „Der Nordschleswiger" hat mit dem Verfasser über die Parallelen gesprochen.

„Nach dem Frieden entwickelt sich eine Zukunft, in der Rindfleisch und Landkarten verboten sind und niemand – fast niemand – mehr weiß, was Flugreisen waren“, lautet der Präsentationstext zu Lars Møller-Rasmussens Zukunftsroman „Efter Freden“, den „Der Nordschleswiger“ im vergangenen Jahr rezensierte.

Durch die Covid-19-Pandemie ist die altbekannte Welt- und Freiheitsordnung durcheinandergewürfelt worden.

Die jüngsten Aussagen von Karl Lauterbach, Bundestagsmitglied für die SPD und Professor für Epidemiologie, Ende Februar in einem Interview mit dem Sender „Phoenix“ lauteten, dass sich die Covid-19-Maßnahmen problemlos auch auf die Klimakrise kopieren lassen, also eine versteckte Forderung nach umfassenden Eingriffen in das tägliche Leben darstellen. 

Schwächen unserer Gesellschaft

„Die Pandemie zeigt die Schwächen unserer Gesellschaft“, erklärt Møller-Rasmussen in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

„Die coronabedingten Ausgangs- und Reiseeinschränkungen könnten die Verantwortlichen aus meinem Roman kopiert haben, und dass sie später auch unter dem Vorwand des Klimaschutzes fortgeführt werden, kann ich mir gut vorstellen. Die Corona-Maßnahmen haben aber auch einen entgegengesetzten Effekt im Vergleich zum Buch: Der individuelle Autoverkehr hat zugenommen, weil die Bürger aus Angst vor Ansteckung den öffentlichen Reiseverkehr meiden.“

Unsere Überflussgesellschaft

„Viele Bürger fühlen sich durch die Einschränkungen in ihren Rechten behindert.“

„Wir leben in einer Überflussgesellschaft, in der Einschränkungen bei Warenlieferungen und Bewegungsfreiheit bisher unbekannt waren“, sagt der Autorr. „Da hat Corona uns etwas anderes gelehrt. In ‚Efter Freden‘ kommt dies als Zukunftserfahrung auch zum Ausdruck, aber als ich das Manuskript schrieb, waren Covid-19 oder Pandemie nicht ausgebrochen.“

Umweltschädliche Einfamilienhäuser

„Die Grünen/Bündnis 90 erklärten kürzlich, dass Einfamilienhäuser umweltschädlich sind und nicht mehr gebaut werden sollten. Wie passt das in dein Buch?“

„Diesen Gedanken deute ich an, indem ich über Hochhäuser mit 2.000 Bewohnern schreibe“,
fährt Møller-Rasmussen fort. „Corona zwingt uns, in eine andere Richtung zu denken und unsere gesunde Vernunft einzusetzen. Noch sind viele Faktoren wie etwa die Ansteckungsketten unbekannt, weshalb das Zusammenleben auf engstem Raum vorläufig keinen Sinn ergibt. Das kann sich aber wieder ändern, wenn wir wissen, woher das Corona-Virus kommt und wie wir mit ihm umgehen müssen.“

Erhebliche Abstriche

„Dein Zukunftsbild zeichnet eine Gesellschaft, die im Vergleich zur Gegenwart erhebliche Abstriche vornehmen muss, um zu überleben.“

„Der Lebensstandard wird sinken, weil die Rohstoffe knapper werden“, prophezeit der pensionierte Journalist.

„Auch die Energieversorgung wird sich problematisch gestalten, wenn der Energiebedarf steigt. Selbst zehn Milliarden Windräder werden das nicht schaffen, und die fossilen Träger könnten erschöpft werden. Covid-19 ist eine Warnung an die Menschheit, und ich bin davon nicht sonderlich überrascht.“

Rückkehr zur alten Politik

„Die Regierung hat wegen der Pandemie verschiedene Ermächtigungen durchgesetzt, und die politische Tagesordnung hat sich dadurch wesentlich geändert. Wird das einen Einfluss auf die unmittelbare Zukunft haben?“

„Mette Frederiksen hat in einer ungewöhnlichen Situation zu besonderen Verordnungen greifen müssen, die noch auf Jahre hinweg ihre Spuren hinterlassen werden“, meint Møller-Rasmussen. „Sie wird aber wieder zur traditionellen Politik zurückkehren, wenn Corona besiegt worden ist.“

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