Mindestbetreuungsstand

Kinderbetreuung: Reform wirft Fragen auf

Kinderbetreuung: Reform wirft Fragen auf

Kinderbetreuung: Reform wirft Fragen auf

Kopenhagen/Apenrade
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Die Regierung will die Betreuungssituation in Kindergärten - und krippen verbessern. Wie groß die Verbesserung ausfällt, scheint ungewiss. Foto: Karin Riggelsen

Die Regierung hat einen Mindestbetreuungsstand (minimumsnormering) in der Kinderbetreuung beschlossen. Bei näherem Hinsehen entstehen mehr Fragen, als es zurzeit Antworten gibt – und Zweifel daran, ob es ein großer Wurf wird. Der Deutsche Schul-und Sprachverein will abwarten.

Nachdem sich die sozialdemokratische Minderheiten-Regierung mit ihren Unterstützerparteien über einen Haushalt für das kommende Jahr geeinigt hat, steht fest, dass in Kindertagesstätten ein Mindestbetreuungsstandard (minimumsnormering) eingeführt wird. 500 Millionen Kronen werden 2020 bereitgestellt, der Betrag steigt bis 2025 auf 1,6 Milliarden Kronen an. In Kinderkrippen (vuggestuer) sollen maximal drei Kinder auf eine betreuende Person kommen, in Kindergärten maximal sechs Kinder.

Offen ist noch, ob der neue Standard auf kommunaler Ebene berechnet wird oder direkt in den einzelnen Betreuungsinstitutionen. Ob nur ausgebildetes Personal oder auch fachfremdes Personal zur Kinderbetreuung eingesetzt werden kann, ist ebenfalls noch nicht klar. Die Regierung hat angekündigt, im kommenden Jahr 127,5 Millionen Kronen mehr in die Erzieherausbildung zu stecken.

„Das wird spannend“

Stefan Sass, Abteilungsleiter beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig DSSV), freut sich über die Stärkung, die die Kinderbetreuung erfahren soll, sieht aber auch viele Fragenzeichen. „Das wird sehr spannend“, sagt er. Seinen Worten nach zeigen Berechnungen von Danmarks Statistik, dass der Betreuungsschlüssel allgemein zurzeit bei 3,1 und 6,2 liegt – nicht weit entfernt von den Vorgaben.

Laut Sass liegen nach den von Danmarks Statistik angewandten Berechnungsmethoden die durchschnittlichen Normierungszahlen der DSSV-Einrichtungen bei 2,97 Kleinkindern und 5,94 Kindergartenkindern pro Erwachsenem – erfüllen also im Durchschnitt den Mindestbetreuungsstandard.

Die deutschen Kindergärten sind mit den dänischen Kindergärten gleichgestellt – der DSSV erhält Zuschüsse von den Kommunen. „Eine finanzielle Stärkung des Bereichs würde auch unseren Einrichtungen zugutekommen“, so Sass.

Staffelung des Mindestbetreuungsstandards

  • 500 Mio. Kronen im Jahr 2020
  • 600 Mio. Kronen im Jahr 2021
  • 800 Mio. Kronen im Jahr 2022
  • 1,2 Mrd. Kronen im Jahr 2023
  • 1,4 Mrd. Kronen im Jahr 2024
  • 1,6 Mrd. Kronen im Jahr 2025

Eine Frage der Rechenmethode

Allerdings, so gibt zu bedenken, werden in der Rechenmethode von Danmarks Statistik alle Stunden der Angestellten in Relation zur Kinderzahl gesetzt, was mit anderen Faktoren dazu führt, dass die reelle Anzahl betreuter Kinder pro Erwachsenem wesentlich höher ist als die in der Normierungsberechnung. Die Betreuungssituation ist der Rechenmethode nach also schlechter, als die Zahl vermuten lässt.

Sass vermutet, dass die abgesetzte Geldsumme von 1,6 Milliarden Kronen nach der vollen Einphasung an der Situation nicht viel ändert. Aber: „Genaueres können wir jedoch erst sagen, nachdem die Details der Regierungsabsprache im nächsten Jahr fertig verhandelt werden“, so Sass.

Sass: Wir müssen abwarten

Sollte der Mindestbetreuungsstandard sich an einer tatsächlichen Betreuung von 3:1 bzw. 6:1 orientieren, dann, schätzt Stefan Sass nach einem Blick auf Reaktionen im Internet, müsste die Regierung deutlich mehr Geld absetzen.

An den Betreuungskosten, so gibt er schließlich zu bedenken, werden die Eltern beteiligt. Steigen die Ausgaben für die Betreuung der Kinder, werden auch die Eltern das merken. In welche Richtung sich nun die Kinderbetreuung in Dänemark bewegt, scheint somit nicht klar zu sein. Für Stefan Sass ist jetzt Geduld gefragt. „Wir müssen abwarten.“

 

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