Faktor Mensch

Rechtsabbiegerunfälle: Menschliche Fehler sind Hauptursache

Rechtsabbiegerunfälle: Menschliche Fehler sind Hauptursache

Rechtsabbiegerunfälle: Menschliche Fehler sind Hauptursache

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Bei Unfällen durch abbiegende Lastwagen und Busse wurden immer weniger Menschen verletzt oder getötet. Foto: Christian Lindgren/Ritzau-Scanpix

Obwohl die sogenannten Rechtsabbiegerunfälle zwischen Radfahrern und Lastwagen seit Jahren im Blick vieler Organisationen, Verbände und Institutionen stehen, kam es erst kürzlich in Tondern erneut zu einem tödlichen Unfall. Experten berichten, wie das vermieden werden kann.

Info 

Die sogenannte Rechtsabbiegergruppe besteht aus Vertretern von:

Polizei, dänischer Straßensicherheitsbehörde, Havarikommission, dänischer Transportverbände (DTL, ITD), dänische Autoimporteure, Rat für Straßensicherheit, dänischer Fahrradverband, Justizministerium Gewerkschaft 3F, dänische Gesellschaft für Rechtsmedizin sowie das Transport-, Bau- und Wohnministerium. Sie planen Kampagnen und Maßnahmen, die Rechtsabbiegerunfälle verhindern sollen. 

„Jeder Unfall dieser Art ist einer zu viel“, meint Jesper Sølund, Chefkonsulent beim Rat für Verkehrssicherheit (Råd for sikker trafik). Er meint jedoch, dass in den vergangenen zehn Jahren viel dafür getan wurde, solche Unfälle zu vermeiden. So gab es noch Ende der 1990er Jahre jedes Jahr über 40 Verletzte und Tote durch die Rechtsabbiegerunfälle. Die Zahl ist durch Kampagnen – gerichtet an Radfahrer, Lastwagenfahrer und Kommunen – in den Jahren von 2006 bis 2015 auf durchschnittlich die Hälfte reduziert worden. 2017 waren es 15 Radfahrer, die in einen solchen Unfall verwickelt waren. 

Abgelenkt oder Spiegel falsch eingestellt

Die Rechtsabbiegerunfälle, die immer noch geschehen, passierten zum großen Teil durch menschliche Fehler oder Unwissenheit, berichtet Jesper Sølund. „Die Lastwagenfahrer haben teilweise Vorhänge oder andere Dinge in ihren Kabinen hängen, die die Sicht auf den rechten Spiegel nehmen oder aber die Spiegel sind nicht richtig eingestellt. Dann können sie den Verkehr nicht richtig einsehen“, erklärt er die häufigste Unfallursache.

Info Verhaltenstipps für Radfahrer an Kreuzungen

  • Fahre langsam an die Kreuzung heran!
  • Schaffe dir mindestens 2 Sekunden einen Überblick über die Situation!
  • Sei auf abbiegende Fahrzeuge – vor allem Lastwagen – aufmerksam!
  • Wenn du dir nicht sicher bist, ob der Lastwagen für dich hält, halte an und warte ab!
  • Achte auf Fahrzeuge hinter dir!
  • Konzentriere dich auf das Radfahren – Lasse Handy & Co. in der Tasche!

Der Transportverband DTL weist jedoch darauf hin, dass es trotz Einsatzes neuester Technik und aller gebotener Aufmerksamkeit für die Fahrer schwer sei, den Überblick zu haben. Zunehmender Verkehr und besonders in den großen Städten eine Vielzahl Radfahrer und Fußgänger machten es schwer. Von dort kommt deshalb der Hinweis, dass auch die Radfahrer mit in der Verantwortung seien, wenn Rechtsabbiegerunfälle vermieden werden sollen. 

Aufmerksamkeit durch Bericht der Havarikommission

Ausgelöst wurde die Aufmerksamkeit auf die Rechtsabbiegerunfälle durch einen Bericht der sogenannten Havarikommission. Der brachte 2006 ans Licht: Viele Rechtsabbiegerunfälle ließen sich durch die Einhaltung von zum Teil einfachen Regeln für Lastwagen- und Radfahrer vermeiden. Auf den Bericht und den darin genannten Empfehlungen basierend, wurden Kampagnen gestartet, um die Unfälle zu verhindern. So wurden Lastwagenfahrer unter anderem darauf aufmerksam gemacht, mehr auf den Bereich rechts ihres Fahrzeugs achten.

Foto: Der Nordschleswiger

In der Aus- und Weiterbildung spielt das Rechtsabbiegen inzwischen eine große Rolle. Die Fahrzeugtechnik wurde verbessert und hilft dem Fahrer. Kreuzungen wurden verkehrstechnisch anders angelegt, sodass die Radler zum Teil vorgezogen halten und so besser zu sehen sind und gleichzeitig einen Vorsprung haben, wenn die Ampel auf Grün springt. Radfahrer wurden auf die großen Gefahren an Ampeln und Kreuzungen aufmerksam gemacht, damit sie ihr Verhalten an die Situation anpassen. 

Mit Erfolg, wie die neuesten Zahlen zeigen, denn die Zahl der Verletzten und Toten bei Rechtsabbiegerunfällen ist stark reduziert worden (siehe Grafik). 

Nach dem Bericht der Havrikommission wurde eine sogenannte Spiegelgruppe, die später zur Rechtsabbiegergruppe wurde, gegründet. In ihr sammeln sich bis heute Interessen- und Branchenorganisationen (siehe Infokasten), um gemeinsam Rechtsabbiegerunfälle zu verhindern. 

Info zu Rechtsabbiegerunglücken

Eine Untersuchung des Straßendirektorats über Rechtsabbiegerunfälle in den Jahren von 2006 bis 2015 hat ergeben:

  • 43 wurden tödlich verletzt, 115 wurden schwer verletzt und 40 leicht
  • Drei von vier Rechtsabbiegerunfällen fanden an ampelregulierten Kreuzungen statt
  • 81 Prozent der involvierten Lastwagenfahrer waren dänische Bürger; 9 Prozent der Radfahrer kamen nicht aus Dänemark.
  • Mehr als die Hälfte der Verletzten waren Frauen; davon ein großer Teil im Alter zwischen 20 und 30 Jahren
  • Von den verletzten Männern war ein großer Teil in den 50ern
Mehr lesen
Deutsche Regionalbahnen sollen ab 2027 bis nach Tingleff fahren.

Mobilität

Dänemark sichert Millionen Kronen für grenzüberschreitenden Bahnverkehr zu

Apenrade/Aabenraa Dänemark und die schleswig-holsteinische Nahverkehrsgesellschaft Nah.SH arbeiten an der Umsetzung des künftigen Regionalverkehrs im Grenzland. Wie aus einem zuvor vertraulichen Papier des Transportministeriums hervorgeht, wird Dänemark Neuanschaffungen und Umrüstungen von deutschen Zügen mitfinanzieren, die ab 2027 bis nach Tingleff rollen sollen. Nicht alle sind glücklich über diese Lösung.