Umwelt

Neues Kartenmaterial der Küstenverwaltung unzulänglich

Neues Kartenmaterial der Küstenverwaltung unzulänglich

Neues Kartenmaterial der Küstenverwaltung unzulänglich

Paul Sehstedt
Lemvig/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Die Feuerwehren der Kommune Apenrade sind regelmässig im Einsatz und pumpen Keller in überschwemmungsgefährdeten Teile der Stadt von Regenwasser frei. Foto: Paul Sehstedt

Vier hochwassergefährdete Gebiete werden nicht berücksichtigt - Apenrader Stadtbereich ist noch immer Risikozone

Obwohl in Silkeborg, Horsens, Ribe und Aarhus im vergangenen Winter wegen der großen Niederschlagsmengen massiv gegen Überschwemmungen gekämpft wurde, sind diese Gebiete im neuesten Kartenmaterial der Küstenverwaltung nicht als berührt oder gefährdet markiert, schreibt das Internetportal „Ingeniøren“. Die Karten sollen den Kommunen dazu dienen, Schäden durch Hochwasser sowie Überschwemmungen vorzubeugen und werden als Teil einer entsprechenden EU Verordnung erstellt. In Dänemark werden nur 14 Bereiche erfasst und leisten daher anderen, nachweislich gefährdeten, Orten keinerlei Hilfe.

„Das liegt daran, dass das ganze Berechnungssystem sehr komplex ist und dass unsere Arbeit bereits im vergangenen Jahr begonnen hat. Damals konnten wir die Geschehnisse des vergangen Winters nicht voraussagen“, erklärt Thorsten Piontkowitz, Chefberater in der Küstenverwaltung in Lemvig die fehlende Registrierung. Er versichert gleichzeitig, dass die betroffenen Städte in der kommenden Neuauflage des Kartenmaterials aufgenommen werden.

Verwunderter DTU-Professor

Die Antwort wundert Karsten Arnbjerg-Nielsen, Professor am Institut für Wasser- und Umwelttechnologie der dänischen technischen Universität DTU, Kongens Lyngby, der darauf hinweist, dass eine Vorhersage von Überschwemmungen möglich sein müsste.
„Der Rest der Welt benutzt Computerprogramme und Wissen erstellt von Ingenieuren in Dänemark, um Überschwemmungen vorhersagen zu können und wir leben davon, dänisches Material und Erfahrungen zu verkaufen“, so Arnbjerg-Nielsen gegenüber „Ingeniøren“. „Daher können wir erwarten, dass die dänische Regierung sich auch dieser Möglichkeiten bedient!“

Schadensbegrenzung angestrebt

Die Überschwemmungsverordnung der EU liegt der Ausarbeitung des dänischen Kartenmaterials zu Grunde. Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten zu einer Identifizierung gefährdeter Gebiete und zu einer Risikominderung. In Dänemark greifen 14 Gebiete auf insgesamt 27 Kommunen, die das Überschwemmungsrisiko mindern müssen, über. Die kommunalen Maßnahmen beziehen sich auf die neuen Karten der Küstenverwaltung. Die Karten zeigen die Bereiche, die durch Sturmfluten oder Überschwemmungen durch Wasserläufe gefährdet sind.

Wolkenbrüche unbeachtet

Wolkenbrüche werden von der Küstenverwaltung auch nicht berücksichtigt, da 2013 beschlossen wurde, dass die Kommunen ihre Klimaanpassungspläne dementsprechend ausrichten sollen. Diesen Beschluss kritisiert der DTU-Professor auch: „Die großen Überschwemmungsschäden in Dänemark werden durch Wolkenbrüche verursacht, aber dass die EU-Verordnung in diesem Fall keine Bedeutung hat, ist eine sehr eigenartige Weise, eine Verordnung einzuarbeiten.“

Apenrade bleibt gefährdet

Bereits in der ersten Erfassungsphase von 2011 bis 2015 wurde Apenrade als gefährdet eingestuft. Die Lage an der Ostsee ist ein Grund für die Einschätzung, der andere sind Auen und Bäche, die das Stadtgebiet überfluten können. Laut Küstenverwaltung geht die Hauptgefahr von eindringendem Meerwasser aus, dass rund 4.300 Einwohner betrifft.

Der höchste je in Apenrade gemessene Hochwasserstand war 3.35 Meter während der Sturmflut 1872. Ein statistisch gesehenes Jahrtausendereignis wie ein Wasserstand von 1,95 m in Fünshaff/Fynshav, könnte auch Schäden in der Fördestadt Apenrade verursachen. Betroffen wären außer den Industrieanlagen in den Hafengebieten auch Wohnbezirke im und um den Stadtkern herum.

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