Gesundheitspolitik

Süddänemarks eigener Rettungsdienst wird zum Vorreiter

Süddänemarks eigener Rettungsdienst wird zum Vorreiter

Süddänemarks eigener Rettungsdienst wird zum Vorreiter

Kopenhagen/Vejle
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Eines der bestellten neuen Rettungsfahrzeuge von Ambulance Syd. Foto: Region Süddänemark

Nach der Rufmordkampagne gegen einen Konkurrenten zweifeln einige Regionen an Rettungsdienstleister Falck. Die Region Süddänemark mit ihrem eigenen Rettungsdienst wird zum Vorreiter. Doch was wird aus dem Erfolgsmodell Ambulance Syd, wenn die Gesundheitsreform kommt?

Nachdem bekannt geworden ist, dass der private Rettungsdienstanbieter Falck unlauterer Methoden angewandt hat, um dem Konkurrenten Bios zu schaden, überlegen die Regionen Dänemarks, ihren Rettungsdienst selbst in die Hand zu nehmen – ganz nach dem Vorbild der Region Süddänemark.

Bis auf Süddänemark ist Falck in jeder Region der ausführende Dienstleister. Neben der Region Seeland denken auch die Regionen Mitteljütland und Nordjütland über diesen Schritt nach. Einem Bericht von Danske Regioner zufolge bezahlen die Regionen aufgrund von fehlender Konkurrenz zehn Prozent zu viel für den Rettungsdienst.

Falcks Kommunikationschef Kasper Bach Habersaat äußerte Verständnis für die Überlegungen. Betont aber, die neue Führung Falcks setze alles daran, Vertrauen zurückzugewinnen.

Region Süddänemark: Keine Ausschreibung mehr

In der Region Süddänemark hat die politische Mehrheit hingegen eine klare Position bezogen: Der Rettungsdienst wird nicht wieder öffentlich ausgeschrieben. Man wird die eigene Rettungsgesellschaft Ambulance Syd in Eigenregie weiterbetreiben.

Darüber sind sich Sozialdemokraten, Volkssozialisten, Dänische Volkspartei, Einheitsliste und die Radikalen einig:  Ambulance Syd ist die bestmögliche Lösung für alle Bürger der Region. Der Betrieb soll nicht wieder in privatwirtschaftliche Hände übergeben werden.

„Es ist eine Art Glücksspiel, wenn wir den Betrieb ausschreiben. Das konnten wir beim letzten Mal sehen. Das ist ganz und gar schiefgelaufen. Jetzt ist unter den Rettungsmitarbeitern wieder Ruhe eingekehrt“, sagt Thies Mathiasen, Gruppenvorsitzender von DF im Regionsrat.

Die politische Mehrheit hat daher vorgeschlagen, den regionalen Rettungsdienst fortzuführen – und zwar auch nach Vertragsende 2025.

Es ist eine Art Glücksspiel, wenn wir den Betrieb ausschreiben. Das konnten wir beim letzten Mal sehen. Das ist ganz und gar schiefgelaufen. Jetzt ist unter den Rettungsmitarbeitern wieder Ruhe eingekehrt.

Thies Mathiasen, Gruppenvorsitzender von DF im Regionsrat

Venstre will sich noch nicht festlegen. Es sei noch zu früh, um zu entscheiden, ob der Rettungsbetrieb irgendwann einmal wieder ausgeschrieben wird. „Ich bin sehr zufrieden mit Ambulance Syd und wie sie die Aufgaben erfüllen.

Aber wie genau das Setup aussehen wird und welche Rolle Ambulance Syd nach 2025 spielen wird, dazu werden wir Stellung nehmen, wenn es soweit ist.

Unterdessen hat Innovationsministerin Sophie Løhde (V) mit Blick auf die Falck-Affäre angekündigt, geltendes Recht zu verschärfen. Sie will es der öffentlichen Hand erlauben, Verträge mit Firmen zu kündigen, wenn diese wegen Gesetzesbruchs verurteilt wurden.


 

Der Fall Falck

  • Die dänische Wettbewerbsbehörde wirft Falck vor, gegen Konkurrent Bios unlautere Mittel angewandt zu haben. Mit einer Rufmordkampagne habe Falck dazu beigetragen, dass Bios seinen Auftrag nicht umsetzen konnte.

 

  • Die Region Süddänemark hatte im April 2014 das Rettungswesen öffentlich neu ausgeschrieben. Das Unternehmen Bios erhielt den Auftrag, den Falck bislang ausgeführt hatte.

 

  • Die Region Süddänemark hatte nach dem Bios-Konkurs den Betrieb des Rettungswesens im August 2016 in Eigenregie übernommen.

 

  • Der frühere Krankenwagen-Betreiber der Region Süddänemark will seinen Konkurrenten Falck nun auf Entschädigung verklagen.



 

Und nach der Gesundheitsreform?

Was passiert mit der Rettungsbereitschaft Ambulance Syd, wenn die vorgeschlagene Gesundheitsreform ab 2021 tatsächlich umgesetzt wird? „Wir wissen es noch nicht genau“, sagt der Vorsitzende des Prähospitalen Ausschusses der Region Süddänemark, Mads Skau (V) auf Nachfrage des Nordschleswigers.

„Dieser Punkt ist in dem Reformvorschlag nicht sonderlich ausführlich beschrieben. Vorgesehen, ist, dass es eine Zentrale in Aarhus geben wird, wo die Organisation sitzen wird. Und die wird mit den fünf Gesundheitsverwaltungen, auch der in Vejle, zusammenarbeiten. Inwieweit diese Zusammenarbeit Ambulance Syd beinhaltet – das steht derzeit noch nicht fest. Es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen.“

Es wäre jedenfalls schade, so Skau, wenn Ambulance Syd im Zuge der Reform aufgelöst würde. „Wir haben dieses Rettungswesen mit viel Energie aufgebaut und ernten mittlerweile die Früchte. Die Ankunftszeiten der Rettungswagen werden kürzer, die Zufriedenheit der Rettungsdienstmitarbeiter steigt, wir sind voll besetzt und es herrscht allgemein eine große Zufriedenheit. Es ist Ruhe eingekehrt. Es wäre schade, wenn das nicht so weitergehen kann.“

Aber, so Skau, nun müsse man erst einmal abwarten, ob der Reformvorschlag der jetzigen Regierung vor oder nach der Folketingswahl überhaupt Bestand hat. „Bis auf weiteres setzen wir unsere Anstrengungen fort, einen immer besseren Rettungsdienst zu bieten. Für Ambulance Syd gilt weiterhin: volle Kraft voraus!

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