Landwirtschaft

Schweinezüchter in schwieriger Lage

Schweinezüchter in schwieriger Lage

Schweinezüchter in schwieriger Lage

dpa/lno/hm
Rendsburg/Apenrade
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Das Coronavirus führt in Deutschland und Dänemark zu einem Rückgang der Schlachtungen. Die Ställe der Landwirte werden immer voller. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Aufgrund der Corona-Pandemie wird es eng in den Schweineställen der Landwirte nördlich und südlich der Grenze – die Großschlachtereien haben ihre Produktion heruntergefahren. Und dann gibt es in Deutschland noch ein Problem.

Das Coronavirus führt nördlich und südlich der Grenze zu einer Krisensituation bei den Schweinezüchtern. Schleswig-Holsteins Bauernverband schlägt Alarm, weil sich im Land ein Überhang an 30.000 Schlachtschweinen aufgebaut hat. Bund, Länder, Kreise und Fleischwirtschaft müssten schnell alles tun, um mehr Kapazitäten für Schlachtungen zu erschließen, erklärte Verbandspräsident Werner Schwarz kürzlich. Die Lage in den Betrieben sei dramatisch. Die Landwirte würden ihre schlachtreifen Schweine nicht los, seien aber dringend auf Einnahmen angewiesen.

Der Überhang beruhe auf einer unseligen Verkettung der Folgen der Corona-Krise mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland, erläuterte Schwarz. Ihm zufolge ist mit dem Ausbruch der ASP der Auslandsabsatz weggebrochen. In ganz Deutschland werde der Überhang auf 400.000 Schweine geschätzt.

Überhang auch in Dänemark

In Dänemark ist die ASP noch kein Problem, die Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen haben aber auch hier dazu geführt, dass weniger Schweine geschlachtet werden als normalerweise. Wie Jørgen Popp Petersen, Landwirt und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), erläutert, gibt es in der Großschlachterei Danish Crown einen Überhang von 200.000 Mastschweinen. Dies entspricht knapp der Schlachtkapazität einer Woche von 250.000 Schweinen. Dem LHN-Vorsitzenden zufolge wird sich das Problem noch verstärken, da die Produktion von Ferkeln in Dänemark zunimmt.

„Dass es zu Beginn der Corona-Pandemie in deutschen Schlachthöfen – aber nicht in dänischen – zu Corona-Ausbrüchen kam, hat man anfangs auf die besseren Arbeitsbedingungen in dänischen Schlachthöfen zurückgeführt. Doch nach den Ausbrüchen in Horsens und Ringsted sieht es so aus, als ob das Virus in Schlachthöfen generell gute Bedingungen für seine Verbreitung vorfindet“, so Popp Petersen. Und so müssen dänische Schlachtereien wie auch in Deutschland ihren Betrieb an die Corona-Regeln anpassen, was zu geringeren Schlachtzahlen führt. Hinzu kommen Schließungen oder teilweise Schließungen bei Corona-Ausbrüchen.

Wenige Schlachtungen in Schleswig-Holstein – kein Ausweichen nach Dänemark

Nach Informationen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (shz) wird die Hälfte der Schlachtungen der in Schleswig-Holstein aufgezogenen Bestände außerhalb des Landes durchgeführt. Der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) wolle nun das Gespräch mit den entsprechenden Ressorts in Nordrhein-Westfalen und Niedersachen suchen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ein Ausweichen schleswig-holsteinischer Schweinezüchter nach Dänemark zu dort ansässigen Schlachtereien ist aufgrund der strengen Hygiene-Bestimmungen Dänemarks nach Einschätzung von Jørgen Popp Petersen nicht möglich.

Popp Petersen: Unsicherheit beeinflußt den Markt negativ

Was den Schweinemarkt angeht, gibt sich der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister dem shz gegenüber optimistisch: „Nachdem die Schweinehalter in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren von der ASP in Nachbarländern preislich profitiert haben, fallen nun die Preise. Wir merken aber, dass der Absatz nicht einbricht“, sagte Jan Philipp Albrecht.

Ganz so optimistisch sieht Jørgen Popp Petersen die Lage der Schweinezüchter in Dänemark nicht, obwohl hier die Afrikanische Schweinepest noch nicht Thema ist. Nach zwei guten Jahren, bedingt durch den starken Schweinefleischexport nach China, seien die Ferkelpreise im Keller, während die Schlachtpreise noch vernünftig seien. „Die Unsicherheit beeinflusst den Markt negativ, und ein Ende ist nicht in Sicht“, so Popp Petersen.

 

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