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LHN-Vorsitzender: Landwirte ziehen Lehre aus Finanzkrise

LHN-Vorsitzender: Landwirte ziehen Lehre aus Finanzkrise

LHN-Vorsitzender: Landwirte ziehen Lehre aus Finanzkrise

Tingleff/Tinglev
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In Nordschleswig werden vor allem auf der sandigen Geest viele Kartoffeln angebaut und geerntet. Die Felder mit Industriekartoffeln werden in Trockenperioden beregnet. Foto: Volker Heesch

Jørgen Popp Petersen sieht Lichtblicke für die Bauern angesichts sinkender Schuldenlasten. Neben den guten Erntebedingungen 2020 prägen auch neue Sorgen der Schweinezüchter das Bild.

Während der vergangenen Jahre haben Meldungen über hohe Schuldenlasten in der dänischen Landwirtschaft und Berichte über hohe Abschreibungen in den Bilanzen der Banken aufgrund nicht bedienter Agrar-Kredite das Bild geprägt. Doch nun zeigen neue Zahlen des dänischen statistischen Amtes, Danmarks Statistik, dass sich im gesamten Jahr 2019 die Schuldenlast der dänischen Bauernhöfe um 14 Milliarden auf 323 Milliarden Kronen vermindert hat.

Verschuldung unter Niveau vor 2008

Damit liegt die Gesamtverschuldung deutlich unter dem Spitzenniveau nach dem Beginn der internationalen Finanzkrise ab 2008. „Die Landwirte haben Lehren aus den Folgen der Finanzkrise gezogen“, so Jørgen Popp Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN). Popp Petersen unterstreicht allerdings, dass sich hinter der verminderten Schuldenlast auf der einen Seite Schuldentilgungen durch Betriebe mit guten Einnahmen wie bei den Schweineproduzenten verbergen.

Auch Konkurse zeigten Wirkung

„Leider haben auch der Konkurs überschuldeter Betriebe und die Aufgabe von Bauernhöfen die Schuldensumme verringert“, so der LHN-Vorsitzende. „Es hat Schweineproduktionsbetriebe gegeben, die voriges Jahr zweistellige Millionengewinne eingefahren haben“, so der Landwirt.

Nicht alle Sparten rentabel

Er verweist aber auch auf ein aktuell nicht gleichartiges Bild: „Die finanzielle Lage in der Milchwirtschaft ist stabil. Die Erntebedingungen 2020 sind insgesamt günstig. Aber es gibt neue Sorgen bei den Schweinezüchtern. Die Preise in Dänemark sind relativ stabil, aber die dänische Schweineproduktion ist stark abhängig vom Ferkelexport nach Deutschland und Polen, wo die Schweinepest und die Krise in den Schlachthöfen aufgrund der Corona-Infektionen zu einem Preisverfall geführt haben.“

Investoren erwerben Agrarland

Jørgen Popp Petersen berichtet auch über eine weitere Entwicklung, die zur Schuldenverminderung geführt habe: „Ein Teil von Investoren außerhalb der Landwirtschaft hat in Dänemark Land aufgekauft. Auch deutsche Unternehmen.“ Diese Entwicklung sieht Popp Petersen mit Sorge. „Das Land sollte in der Hand der Bauern bleiben“, so sein Grundsatz.

Er verweist darauf, dass zunächst Pensionskassen in Dänemark Höfe erworben haben. Sie forderten anschließend hohe Verzinsungen. Das Prinzip habe nicht funktioniert. Inzwischen kauften finanzstarke Investoren Agrarflächen und verpachteten diese an Landwirte. Jedes positive Ergebnis trage natürlich dazu bei, dass der Schuldenberg der Betriebe abgebaut wird.

„Wir haben oft auf Schulden gebaut, während sich die Kollegen südlich der deutsch-dänischen Grenze mehr auf Eigenkapital gestützt haben“, so der nordschleswigsche Agrarverbandschef.

Investitionen gesunken

Sorge bereitet Popp Petersen der seit einigen Jahren zu beobachtende Trend, dass viele einheimische Landwirte ihre Investitionen gedrosselt haben. Das führe dazu, dass das die Produktivität sinkt, was der Zukunftsfähigkeit der Branche nicht guttue.

Er erinnert auch daran, dass in der Corona-Krise die Menschen selbstverständlich weiter Nahrungsmittel gekauft haben. Dennoch habe es partiell Probleme gegeben, weil beispielsweise nach dem Lockdown der Rindfleischabsatz eingebrochen ist, nachdem  die Restaurants als Kunden wegfielen. Auch Meiereien mussten sich umstellen, weil Kantinen als Abnehmer von einzelnen Erzeugnissen geschlossen hatten. 

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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