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Verkaufsschlager Haus: „Ein Drittel geht an Deutsche“

Verkaufsschlager Haus: „Ein Drittel geht an Deutsche“

Verkaufsschlager Haus: „Ein Drittel geht an Deutsche“

Nordschleswig
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In Nordschleswig werden mehr und mehr Häuser an Deutsche verkauft. Foto: Torben Klint/ Ritzau-Scanpix

Einfamilienhäuser in gutem Zustand sind derzeit ein Renner auf dem Wohnungsmarkt. Ein Makler aus Nordschleswig bewertet die Lage und wagt eine Prognose, wie sich die Häuserpreise entwickeln werden.

Die neuesten Zahlen von Finans Danmark, der Branchenorganisation des Finanzsektors, zeigen: Das dänische Durchschnittshaus kostete Ende des vergangenen Jahres 1.923.000 Kronen für 140 Quadratmeter. Im vierten Quartal 2018 stiegen die dänischen Hauspreise um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie liegen damit nun höher als vor der Finanzkrise.

Ole Jepsen betreibt in Pattburg das Maklerbüro Nybolig. „Ja, der Wohnungsmarkt reitet auf einer Welle. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Preise, aber auch die Liegezeiten gut entwickelt. Die Verkäufer bekommen ihr Geld ohne große Abschläge“, so Jepsen. Landesweit ist die sogenannte „Liegezeit" beim Makler um zehn Tage verkürzt.

Vor allem ein Objekt ist derzeit stark gefragt: Ein solides und gut erhaltenes Einfamilienhaus. „Die Käufer wollen ein ordentliches Haus, an dem nicht allzu viel gemacht werden muss und bei dem die Energiebilanz stimmt“, berichtet Jepsen. Anwesen mit großem Renovierungsbedarf seien hingegen weniger gefragt – und blieben entsprechend liegen.

Prognose: Nachfrage bleibt konstant

Landesweit gilt: „Wir erwarten, dass die Preise auch 2019 und 2020 steigen werden“, sagt Lise Nytoft Bergmann, Immobilienexpertin der Bank Nordea.

Die Gefahr, dass der Markt einbricht, wie es 2008 der Fall war, sieht Bergmann nicht. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass die Zinsen heute viel niedriger sind. Außerdem sind die Gehälter gestiegen, und den Dänen geht es finanziell besser als vor zehn Jahren.

Die Prognose des lokalen Maklers Jepsen: „Die Nachfrage wird konstant bleiben, aber nicht explodieren. Ich denke, die Häuserpreise werden in den kommenden zwei bis drei Jahren relativ konstant bleiben.“ Für eine konstante Nachfrage sorgen auch die deutschen Käufer. „Ein Drittel unserer Häuser gehen an deutsche Kunden. Das liegt an den sehr viel teureren Immobilien südlich der Grenze und an den sehr viel niedrigeren Kauf- und Unterhaltskosten in Dänemark. Diese Entwicklung wird sich sicherlich fortsetzen. Immer mehr Deutsche wagen den Sprung über die Grenze.“

Rentner ziehen von Kopenhagen nach Nordschleswig

Laut Finans Danmark ziehen immer mehr Familien aus den Städten raus aufs Land, um dort mehr Raum für weniger Geld zu bekommen. Diese Entwicklung sei in Nordschleswig weniger ausgeprägt, so Jepsen. „In Städten wie Sonderburg und Apenrade ist es ja nicht so, dass sich eine Familie kein Haus mehr leisten kann. Aber wir haben durchaus einige Fälle von Rentnern, die ihr Haus in Kopenhagen verkaufen, einige Millionen einstecken und sich dafür hier in Nordschleswig ein schönes Anwesen leisten.“

Die Hauspreise sind generell im ganzen Land gestiegen. Dabei gibt es große regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist weiterhin Kopenhagen und Umgebung, wo ein 140 Quadratmeter großes Haus 5,1 Millionen Kronen kostet. Am günstigsten ist es auf Bornholm (988.000 Kronen) und in Westjütland (1,23 Millionen Kronen). In Süddänemark kostet das Durchschnittshaus 1.377.600 Kronen. Hier sind die Hauspreise um 4,0 Prozent gestiegen.

Nur in Nordjütland sind die Hauspreise 2018 gefallen (-4,6 Prozent). Am meisten sind die Preise in der Kopenhagener Innenstadt gestiegen: Hier musste man im vorigen Jahr im Durchschnitt 8,5 Prozent mehr für eine Immobilie hinlegen.

Wohnungen sind in Dänemark generell um 3,5 Prozent im Preis gestiegen. In der Region Süddänemark allerdings mit ganzen 10,7 Prozent. Dafür sind die Sommerhäuser in Süddänemark günstiger geworden (-3,8 Prozent), während der Landestrend im Plus liegt (1,6 Prozent).

 

Gut erhaltene Einfamilienhäuser zählen derzeit zu den beliebtesten Immobilien. Foto: Archiv

Raus aus der Stadt

Finans Danmark spricht im neuen Bericht zur Lage auf dem Immobilienmarkt davon, dass immer mehr Familien aufs Land ziehen. Zeichnet sich hier ein Trend ab? Pia Heike Johansen ist Lektorin am Institut für Soziologie, Umwelt und Wirtschaft an der Süddänischen Universität (SDU) und arbeitet dort auch am Center für Landesdistriktsforschung.

„Ob es ein Trend wird oder nicht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber die Chancen stehen gut.“ Woher kommt die Flucht aus den Städten? „Es ist eine Verknüpfung mehrerer Faktoren. Durch die Strukturreform wurden viele Ausbildungseinrichtungen in die Städte verlegt. Die jungen Leute waren gezwungen, wegzuziehen. Zudem entschieden sich immer mehr dafür, langjährige Ausbildungen an Universitäten oder University Colleges zu machen. Dann kommt der erste Job, man schafft sich ein Netzwerk, braucht die Sicherheit und bleibt erst einmal in der Stadt." Doch die Sehnsucht nach dem Leben außerhalb der Stadt sei da – „und wenn die Kinder kommen, nehmen viele die Gelegenheit wahr, einen neuen Start außerhalb der Stadt zu machen, in die man nur wegen der Ausbildung gezogen ist. Zudem haben sich die Preise in den Städten gut entwickelt. Die Familien kriegen für ihre Immobilie den gewünschten Preis. Sie sind jetzt sozusagen ökonomisch wieder frei, um wegzuziehen.“

 

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