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Dänische Bücher sind zum Teil anders bedruckt als deutsche: Das ist der Grund

Dänische Bücher sind zum Teil anders bedruckt als deutsche: Das ist der Grund

Dänische Bücher sind zum Teil anders bedruckt als deutsche

Apenrade/Aabenraa
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In unserer Reihe „Der kleine Unterschied“ untersuchen wir große und kleine Besonderheiten zwischen Nordschleswig, Dänemark und Deutschland. Diesmal: Die Bedruckung von Büchern. Foto: Thomas Rousing/Ritzau Scanpix

Der kleine Unterschied: Gibt es in Deutschland andere Buchdrucktraditionen als in Dänemark? Eine Expertenrunde liefert Einschätzungen und Antworten.

Werden dänische Buchrücken anders bedruckt als deutsche? Diese Frage schickte Ute Eigenmann an die „Nordschleswiger“-Redaktion. Ihr war aufgefallen, dass die Beschriftung der Buchrücken bei deutschen Büchern in die eine Richtung steht und bei dänischen Büchern in die andere.

Gibt es also für die Bedruckung von Buchrücken in jedem Land unterschiedliche Vorgaben? Die Recherche dieses kleinen Unterschieds erwies sich als vielschichtig. 

 „Eine richtige Regel gibt es dafür meines Wissens nicht“

Tobias Hoffmann von der Rautenberg Druck GmbH in Leer teilt seine Kenntnisse: „Eine richtige Regel gibt es dafür meines Wissens nicht. Ich kenne es aus Gewohnheit so, dass wir das in Deutschland anders handhaben als viele andere Länder. Ob es dafür einen nachvollziehbaren Grund gibt, kann ich nicht sagen.“

Die Werke im Fundus der Deutschen Büchereien in Nordschleswig zeigen verschiedene Druckweisen auf. Foto: Sara Eskildsen

„Die meisten Buchrücken, die ich hier im Regal sehe, oder die wir auch gesetzt haben, für Kundenaufträge, sind 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht, also von unten nach oben zu lesen, wenn das Buch im Regal steht“, erläutert Druckexperte Hoffmann. „Legt man das Buch hingegen mit dem Titel nach oben sichtbar ins Regal, führt diese Schreibweise dazu, dass die Rückenzeile auf dem Kopf steht.“

Mir kommt das so vor, das ist aber sicher der Gewohnheit geschuldet, dass ich es schon immer in der deutschen Art und Weise kenne. 

Tobias Hoffmann

Hoffmann erinnert sich, irgendwo gelesen zu haben, dass es im Ausland gebräuchlicher ist, Bücher in Stapel liegend zu lagern, mit dem Titel nach oben. „Da ist es natürlich praktischer, wenn die Rückenzeile seitlich lesbar ist.“ Ob eine Rückenzeile 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht im stehenden Zustand nachweislich schlechter lesbar ist, wagt er zu bezweifeln. 

„Keine wissenschaftliche Aussage, eher ein Erfahrungswert“

„Mir kommt das so vor, das ist aber sicher der Gewohnheit geschuldet, dass ich es schon immer in der deutschen Art und Weise kenne. Also, leider keine wissenschaftliche Aussage, eher ein Erfahrungswert. Die Abweichungen in meinem Regal sind tatsächlich internationale Projekte, die ins Deutsche übersetzt worden sind. Da ist dann die Drehrichtung des Originals beibehalten worden.“

Büchereidirektorin Claudia Knauer verwaltet mit ihrem Team rund 100.000 Bücher. Foto: Karin Riggelsen

Druckrichtung ist eine Frage der Gewohnheit

Als weitere Anlaufstelle für Fachwissen um Bücher bot sich die Zentrale der Deutschen Büchereien in Nordschleswig an. Mit rund 100.000 Büchern in den fünf Büchereien gibt es dort genug Buchrücken, um eine Tendenz zu erkennen. 

Büchereidirektorin Claudia Knauer und ihr Team lieferten eine erste Einschätzung. Ein ganz deutliches Muster war nicht zu erkennen. Das war auch auf einem Foto zu sehen, das mitgeschickt wurde. Mal war auf dänischen Buchrücken der Titel von links nach rechts, mal von rechts nach links geschrieben. Das Fazit der Bücherei: Die Druckrichtung ist eine Frage der Gewohnheit.

In der nachstehenden Podcast-Folge ist das Thema ursprünglich behandelt worden und zu hören.

 
 

Hans Littmann ist Grafiker bei der Druckerei Sterndruck in Schleswig. Er sagt: Gelernt hat er damals, dass der Buchrücken im Regal stehend – mit leicht links gebeugtem Kopf – von unten nach oben lesbar sein muss. Was gleichbedeutend ist mit liegend von links nach rechts. 

Keine bindenden Vorgaben mehr

Tatsächlich habe es einmal eine deutsche DIN-Norm gegeben, mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum aber keine zwingenden Vorgaben mehr. Als Tipp nennt Littmann die Website www.typolexion.de. „Dort sind noch typographische Vorgaben zu entnehmen, soweit diese noch vorgeschrieben sind. Ich vermute allerdings, dass es da keine bindenden Vorgaben mehr gibt.“

Die Druckerei „Toptryk Grafisk“ hat ihren Sitz bei Gravenstein. Foto: Claus Thorsted/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

Der dänische Experte Palle Bo Schmidt ist Verkaufschef bei der Gravensteiner Druckerei „Toptryk Grafisk“. Er sagt: „In Dänemark und England und den meisten anderen Ländern liest man den Buchtitel auf dem Buchrücken von oben nach unten, während es in Deutschland und Frankreich umgekehrt ist. 

„Es ist durchaus eine gute Praxis, der Tradition zu folgen“

„Es geht um Traditionen und Kultur. In einem Buchregal sieht es verwirrend aus, wenn einige Titel von oben nach unten und andere umgekehrt gelesen werden. Es ist durchaus eine gute Praxis, der Tradition zu folgen.“ 

Sein Rat, den er mit einem Augenzwinkern gibt: Wenn ein deutscher Bücherwurm Bücher sowohl auf Deutsch als auch auf Dänisch hat, sollte er oder sie die eigene Bibliothek mit deutschen und dänischen Werken in verschiedenen Bücherregalen organisieren.

Der kleine Unterschied

Nordschleswig ist irgendwie anders. Nicht nur als Deutschland, sondern auch als der Rest Dänemarks. In der Serie „Der kleine Unterschied“ gehen wir auf kleine und große, ganz nebensächliche und unheimlich wichtige Besonderheiten ein. Und wir versuchen herauszufinden, was dahintersteckt.

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