Coronavirus

Lehrerverein: Prüfungen absagen

Lehrerverein: Prüfungen absagen

Lehrerverein: Prüfungen absagen

Gwyn Nissen/Ritzau
Kopenhagen/Nordschleswig
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Der Vorsitzende des dänischen Lehrervereins, Anders Bondo Christensen, schlägt vor, die diesjährigen Prüfungen abzusagen. Foto: Niels Christian Vilmann, RitzauScanpix

Der dänische Lehrerverein schlägt vor, die diesjährigen Prüfungen abzusagen. Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig findet es schade. Die Prüfungen sind eine positive Erfahrung für die Schüler.

Der dänische Lehrerverein, Danmarks Lærerforening, hat vorgeschlagen, die diesjährigen Prüfungen für die 9. und 10. Klassen abzusagen. Die Empfehlung ist an die Bildungsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.) gerichtet.

„Wir schlagen eine Absage vor, weil uns die Lehrer sagen, dass es Woche für Woche schwieriger wird, die Prüfungen durchzuführen", sagte der Lehrervereins-Vorsitzende, Anders Bondo Christensen.

Außerdem sei durch die wochenlange Unsicherheit Unruhe unter Lehrern, Schülern und Eltern entstanden. Daher sei eine endgültige Entscheidung jetzt nötig, so Bondo Christensen.

Die Schulen in Dänemark sind seit dem 16. März geschlossen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern – oder zu entschleunigen.

 

Schule nur langsam auf

Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) sagte am Sonntag in einem Interview, dass die dänische Gesellschaft nach Ostern vielleicht wieder langsam geöffnet werden könne – ergänzte aber auch, dass nicht alle Schüler auf einmal anfangen könnten.

„Wenn wir nach Ostern wieder eine funktionstüchtige Schule hätten mit allen Schülern aus den 9. und 10 Klassen, dann würden wir das vielleicht noch hinbekommen. Aber dem scheint nicht so", sagt der Lehrervereins-Vorsitzende.

Außerdem gebe es Lehrer, die nicht erscheinen würden, weil sie zur Risikogruppe gehören, krank seien oder Symptome hätten und sich daher in  Quarantäne befinden.

 

Sondergesetz ist bereit

„Bei all den Unsicherheiten wäre das Beste, die Prüfungen abzusagen und statt Prüfungen durchzuführen, das Versäumte in den letzten Wochen nachzuholen", meint Bondo.

Das Folketing hat bereits ein Sondergesetz angenommen, und demnach kann die Bildungsministerin entscheiden, ob Prüfungen durchgeführt werden sollen oder nicht.

Gegebenenfalls würden die Schüler dann ihre Jahreszensur als Abschlusszensur bekommen.

 

„Schade für die Schüler"

Die pädagogisch-administrative Konsulentin des Deutschen Schul- und Sprachvereins in Nordschleswig, Käthe Nissen, fände es schade, wenn die Prüfungen abgesagt werden müssten.

In Nordschleswig wäre dies an sieben deutschen Schulen der Fall: die deutschen Schulen in Hadersleben, Tingleff, Sonderburg, Apenrade und Tondern, sowie das deutsche Gymnasium in Apenrade und die deutsche Nachschule in Tingleff.

„Ich denke, viele Schüler freuen sich zunächst, dass sie nicht zum Examen müssen, aber für die meisten Schüler sind die Prüfungen eine gute Lebenserfahrung. Sie haben viele Jahre darauf hingearbeitet, sind vorbereitet und viele erreichen bei den Prüfungen sogar bessere Zensuren als im Schulalltag. Außerdem sind die Prüfungen auch eine nützliche Erfahrung für später, wenn die Schüler am Gymnasium sind, studieren oder eine Ausbildung beginnen wollen", erklärt Käthe Nissen.

Prüfungen wären noch möglich

Jens Mittag, Rektor am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig, meinte bereits vorige Woche, dass es möglich sein müsste, die mündlichen Prüfungen durchzuführen, weil hier nur drei Personen gleichzeitig in einem Raum befinden. 

Käthe Nissen findet, dass auch die schriftlichen Prüfungen möglich sein müssten, zumal das gesamte Prüfungsmaterial bereits vorliegt.

Sie versteht allerdings die Bedenken einiger Schulen, weil bei den schriftlichen Prüfungen viele Schüler in einem Raum versammelt sind.

„Wir könnten es an unseren kleinen Schulen vielleicht noch durchführen, indem die Schüler auf die gesamte Schule verteilt werden, aber an großen dänischen Schulen mit acht oder zehn Zügen ist das logistisch vielleicht gar nicht möglich", sagt sie.

Auch der Verband der Gymnasiallehrer hat sich für eine Absage der Prüfungen ausgesprochen. Bildungsministerin Pernille Rosenkrantz-Theil hat noch keine Entscheidung getroffen.

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