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Mehr Störche in Dänemark: Gute Nachricht mit Schattenseiten

Mehr Störche in Dänemark: Gute Nachricht mit Schattenseiten

Mehr Störche in Dänemark: Gute Nachricht mit Schattenseiten

cvt/Ritzau
Apenrade/Kopenhagen
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In Dänemark werden Störche ein häufigerer Anblick als früher (Symbolfoto). Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Nordschleswig war Vorreiter, jetzt gibt es sogar wieder Nachwuchs auf Djursland. Ein Zeichen von erholter Natur in Dänemark? Keineswegs, sagt ein Experte. Der menschgemachte Klimawandel hat seine Finger im Spiel.

16 Storchenjunge fressen sich dieser Tage in Dänemark groß und stark, damit sie in etwa einem Monat ihre Nester verlassen können. Das berichtet der Storchenexperte Hans Skov vom Verein storkene.dk.

„Insgesamt sieht es gut aus. Wir hatten zehn Storchenpaare, von denen es sechs gelungen ist, Junge zu bekommen“, sagt er. „16 Junge scheinen flugbereit zu werden, das ist die höchste Zahl seit 1991“, so Skov.

Die Küken waren in Nestern in Nordschleswig, Gundsølille auf Seeland und – erstmals seit 1965 – auf Djursland geschlüpft. In Revn und Ramten auf der Halbinsel, die auf manchen Postkarten die Nase Dänemarks darstellt, sind insgesamt sechs Junge dabei, flügge zu werden.

Karte der Storchennester von storkene.dk



Trockener Frühsommer machte zu schaffen

Doch für Störche sei dieses Jahr in Dänemark kein Zuckerschlecken – bzw. Würmerpicken – gewesen, sagt Skov. Der trockene Frühsommer hat es den Tieren schwer gemacht, Nahrung für den Nachwuchs aus der Erde zu ziehen – und mancherorts wollten die Eltern das Futter, das ihnen von Menschen angereicht wurde, einfach nicht annehmen. So geschehen in Klipleff (Kliplev) in Nordschleswig, wo die Storchenjungen kurz nach der Geburt starben.

Insgesamt sind in Dänemark derzeit zwölf Storchennester bewohnt, davon zehn von Paaren. Sieben dieser Nester liegen grenznah in Nordschleswig.

Bis 2018 gab es lediglich zwei Storchenpaare in Dänemark. In Schmedagger (Smedager) in Nordschleswig und auf Seeland in Gundsølille.

Der trockene Boden hat den Störchen die Nahrungssuche im Frühsommer schwer gemacht (Archivfoto). Foto: Claus Bech/Ritzau Scanpix

Störche kommen – weil es wärmer wird

In den vergangenen Jahren hat sich der Storch jedoch wieder in Dänemark angesiedelt. Was zunächst nach guten Nachrichten für den dänischen Naturschutz klingt, wird von Hans Skov relativiert: „Der Grund ist nicht, dass Dänemark eine storchenfreundlichere Natur bekommen hat. Im Gegenteil, wir sind eines der weltweit am intensivsten bewirtschafteten Länder, was es den Störchen schwer macht, hier zu leben.“

Doch, so Skov, „der Bestand in Westeuropa nimmt zu, weil viele Störche nicht mehr die gefährliche Reise nach Afrika zum Überwintern antreten, sondern in Spanien und Portugal bleiben“.

Somit überleben mehr Störche als früher – und der Bestand in Europa wächst. Eine Folge: Mehr Störche drängen nach Nordeuropa.

In Dänemark sorgen Freiwillige für mehr Nester und Zusatzfutter. Und das sei auch dringend notwendig, sagt der Experte. „Solange die Bedingungen sind, wie sie sind, benötigen die Störche Hilfe, wenn es klappen soll. Der Storch kann ohne Zusatzfutter keinen ganzen Sommer überstehen. Das ist nötig, damit die Storchenjungen flügge werden“, so Skov.

 

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