Bildung

Parteien einigen sich auf Reformen in der Volksschule

Parteien einigen sich auf Reformen in der Volksschule

Parteien einigen sich auf Reformen in der Volksschule

Apenrade/Aabenraa
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Die Vereinbarung sieht vor, dass jährlich 740 Millionen Kronen aus der Staatskasse für die Überarbeitung und Vereinfachung der Lehrpläne sowie für die weiteren Reformen in der Volksschule priorisiert werden. Foto: Signe Goldmann/Ritzau Scanpix

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Die dänische Regierung ist zu einer Einigung bezüglich der geplanten Bildungsreformen für die Volksschulen des Landes gelangt. Was bedeuten die Reformen für die deutschen Privatschulen in Dänemark, und wie eng hält sich der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig an die Regeln der dänischen Volksschulen?

Die Regierung und vier weitere Parteien haben am Dienstag eine Vereinbarung für die Volksschule (Folkeskole) getroffen, die zu weniger zentraler Steuerung und einer Verschlankung der Lehrpläne führen soll. Der am Mittwoch von Bildungsminister Mattias Tesfaye (Soz.) vorgestellte Plan für die Umsetzung neuer Ideen und Reformen in den dänischen Volksschulen enthält insgesamt 33 neue Maßnahmen. 

Unter anderem sollen Schülerinnen und Schüler der Volksschulen weniger Abschlussprüfungen in der 9. Klasse absolvieren. „Heute absolvieren die Schülerinnen und Schüler acht Prüfungen. Das sind deutlich mehr als in den anderen nordischen Ländern. In Zukunft wird es sechs Prüfungen geben“, sagt Tesfaye.

Bildungsminister Mattias Tesfaye (Soz.) hat am Dienstag die politische Vereinbarung hinsichtlich der dänischen Volksschulen vorgestellt. Foto: Mads Claus Rasmussen /Ritzau Scanpix

Eine weitere Maßnahme ist, dass Kinder bereits ab der 6. Klasse bei Bedarf Noten erhalten können, sofern die jeweilige Schule dies einführen möchte. Die Noten müssen jedoch durch mündliches oder schriftliches Feedback ergänzt werden, betont der Minister.

Die jüngsten Schülerinnen und Schüler sollen darüber hinaus kürzere Schultage haben, während die älteren Schülerinnen und Schüler mehr Wahlfächer zur Auswahl und doppelt so viele Stunden mit Wahlfächern haben werden.

Neues Schulfach

Mit der Vereinbarung wird außerdem ein neues Wahlfach namens „Technologieverständnis" eingeführt. „Damit erhält die Volksschule zum ersten Mal seit 30 Jahren ein ganz neues Fach“, so Tesfaye.

Neu ist auch, dass Schülerinnen und Schüler nach der 7. Klasse eine Jugend-Meisterlehre absolvieren können. Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse haben dann die Möglichkeit, ein oder zwei Tage pro Woche in einem Unternehmen, einer Berufsschule, einer FGU-Einrichtung (Forberedende Grunduddannelse) oder einer kommunalen Jugendschule zu verbringen.

Hinter der Vereinbarung stehen neben der Regierung auch die Dänische Volkspartei, die Liberale Allianz, Radikale Venstre und die Konservativen. 

 

Minderheitenschulen nicht direkt betroffen

Die Reformen gelten nicht automatisch für die deutschen Privatschulen in Dänemark, doch wie eng hält sich der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) an die Regeln der dänischen Volksschulen? Und wie steht DSSV-Dienststellenleiterin und Schulrätin Anke Tästensen zu den neuesten Vorschlägen der dänischen Regierung?

„Die Reformen sind für die dänischen Volksschulen vorgesehen. Unsere Schulen fallen unter das Freischulgesetz und deshalb sind wir im Moment nicht direkt davon betroffen. Dennoch ist es interessant, was sich im dänischen Bildungsbereich tut, denn letztlich hat dies immer auch in irgendeiner Form Auswirkungen auf unsere Schulen. Unsere Schülerinnen und Schüler gehen schließlich auch zu den Volksschul-Abschlussprüfungen (folkeskolernes afgangsprøver)“, sagte Tästensen im Oktober hinsichtlich der geplanten Maßnahmen.

Schulrätin Anke Tästensen ist davon überzeugt, dass einige Vorschläge der dänischen Regierung in Zukunft auch noch beim Deutschen Schul- und Sprachverein diskutiert werden. Foto: Volker Heesch

„Dass den Schulen insgesamt mehr Freiheiten zugesprochen werden sollen, beispielsweise bei der Organisierung des Unterrichts, finde ich gut. Ich halte es für wichtig, den Schulleiterinnen und Schulleitern die Freiheit zu geben, dass an den Schulen so unterrichtet werden kann, wie es zum jeweiligen Umfeld passt. Das tun wir auch jetzt schon. Es gibt Schulen, die einen großen Fokus auf projektorientierte Arbeit legen und Schulen, bei denen fächerübergreifende Arbeit ein wichtiger Baustein ist“, erklärte Tästensen, die auch die Idee, mehr praktische Fächer in Betracht zu ziehen, grundsätzlich für sinnvoll hält. 

„Vor allem auch für Schülerinnen und Schüler in den oberen Klassen, bei denen eine gewisse Schulmüdigkeit auftreten kann, macht das Sinn. Im Augenblick kann ich aber nicht sagen, ob die Jugend-Meisterlehre für unsere Schülerinnen und Schüler in Frage kommt. Das wäre ein völliges Umkrempeln unseres jetzigen Systems. Insgesamt gibt es in den Vorschlägen der Regierung aber einige interessante Perspektiven. Ich denke ganz bestimmt, dass wir davon auch noch einige Ansätze diskutieren werden“, so Tästensen.

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