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Minister: Fraglich, ob 2029 auch Güterzüge durch den Fehmarn-Tunnel rollen

Minister: Fraglich, ob 2029 auch Güterzüge durch den Fehmarn-Tunnel rollen

Unsicherheit über Güterzüge durch den Fehmarn-Tunnel 2029

DN
Kiel
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Dänischer „Spaßvogel“ mit Dannebrog: Minister Ruhe Madsen beim Interview mit Siegfried Matlok in seinem Büro im Kieler Wirtschaftsministerium. Foto: DK4

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Direkt an der Kieler Förde sitzt im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium ein „historischer“ deutsch-dänischer Minister, der politisch für das deutsch-dänische Jahrhundertprojekt Fehmarn-Verbindung zuständig ist. Claus Ruhe Madsen, einst Oberbürgermeister in Rostock, stellt sich im Interview kritischen Fragen in der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“  auf DK und liefert dabei eine besondere dänische Geschmacksprobe mit Löchern im Käse.

Ab 2029 soll laut Einigung zwischen den Regierungen die Fehmarn-Verbindung eröffnet werden, doch möglicherweise werden anfangs nur Personenzüge durch den Tunnel rollen.

Der schleswig-holsteinische Transportminister Claus Madsen sagte im Fernseh-Interview mit dem Sender „DK4“, es sei noch fraglich, ob ab 2029 auch Güterzüge durch den Tunnel fahren können oder ob man zunächst noch wie bisher den Jütland-Korridor benutzen muss. 

In der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ unterstrich der Wirtschaft- und Transportminister, der eigentliche Vorteil der Fehmarn-Verbindung liege in der Direktverbindung von Hamburg über Schleswig.-Holstein nach Kopenhagen und Südschweden –  und natürlich auch mit Güterzügen.  

Alte Fehmarnsund-Brücke als Alternative

Zurzeit werde nach seinen Worten an einer neuen Linienführung für die Schienenstrecke gearbeitet, da die alte Fehmarnsund-Brücke nicht für die jetzigen Güterzüge gebaut worden ist. Deutschland habe erst 2020 entschieden, nun einen Tunnel unter dem Fehmarnsund zu errichten, und ein solcher Tunnel-Plan nimmt ja Zeit in Anspruch, wie man es auch auf dänischer Seite mit der Tunnelfabrik für die Herstellung der Tunnel-Elemente erlebt hat.  Deshalb ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die jetzige Fehmarnsund-Brücke so zu verbessern, dass sie eventuell vorübergehend doch als Alternative genutzt werden kann.

Nicht 2026 im Wasser stehen

Von Siegfried Matlok darauf hingewiesen, dass der damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) 2006 in einer Rede vor der Deutsch-Dänischen Handelskammer in Kopenhagen die Hoffnung geäußert habe, dass die Fehmarn-Verbindung zehn Jahre später fertig sein werde und seitdem stets von einer Einweihung erst 2026–2028 die Rede gewesen sei, meinte Ruhe Madsen: „2026 würden wir ja nasse Füsse bekommen.“ Die Verspätungen bei diesem Bau-Projekt (dem zurzeit größten in Nordeuropa) seien aber nicht – wie manchmal auf dänischer Seite zu hören ist – allein auf bürokratische deutsche Hindernisse zurückzuführen.

„Es war ein gründlicher Prozess, bei dem die Bevölkerungen mitgenommen werden mussten. Auch in Dänemark hat es zum Beispiel Jahre gedauert, bevor eine entsprechende Ausbildung für den Tunnelbau auf Lolland durchgeführt werden konnte.  Der Öffentlichkeits-Prozess verlief unterschiedlich auf beiden Seiten. In Dänemark gab es gegen das Projekt nur 40 Einwände, in Deutschland 12.000 Klagen.

Mentalitätsunterschied

Kommentar Minister Ruhe Madsen: „Ein gewisser Mentalitätsunterschied“, der auch in jahrelangen Gerichtsverfahren zum Ausdruck gekommen ist. 

Ein entscheidender Unterschied war nach Ansicht von Ruhe Madsen, dass in Dänemark ein Gesetz zum Tunnelbau beschlossen worden ist, während in Deutschland erst eine Planung vorliegen musste, bevor die Öffentlichkeit eingeschaltet wurde.

„Jahrelang hat man auf deutscher Seite auf Bau-Genehmigungen gewartet, und noch heute fehlt uns im Schienen-Bereich das entsprechende Baurecht, was uns vor eine Riesen-Herausforderung stellt“, erklärte Ruhe Madsen.

Erste Baumaschinen räumen Skepsis

Lobend erwähnte der Minister im Interview das Dialogforum Fehmarn, das vom damaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen auf Burg ins Leben gerufen wurde und seitdem vom früheren deutschen Botschafter in Dänemark, Christoph Jessen, geleitet wird, das einen ständigen Dialog mit den vor Ort zunächst sehr skeptischen Bevölkerungsgruppen gesichert hat. „Nachdem die ersten Baumaschinen auf Fehmarn ihre Arbeit aufgenommen haben, hat die Kritik gegenüber dem Projekt jedoch spürbar abgenommen“, meint der Minister, der dazu auffordert, weniger über die Platzierung einer örtlichen Ampel zu diskutieren und stattdessen lieber die Möglichkeiten zu erkennen. 

Statt Probleme Chancen ergreifen

„Wir suchen stets nach den Löchern im Käse, statt die Chancen im Käse zu sehen. Ich habe da einen skandinavischen Zugang zum Projekt“, hebt Claus Ruhe Madsen hervor, der als dänischer Staatsbürger 2022 überraschend von Ministerpräsident Daniel Günther ins Kieler Kabinett geholt wurde, und der zuversichtlich glaubt, dass jetzt ein größeres Verständnis für seinen pragmatischen Weg erkennbar ist, um die Möglichkeiten Fehmarn-Verbindung besser zu nutzen.

Ruhe Madsen, früher parteiloser Oberbürgermeister von Rostock, ist inzwischen CDU-Mitglied und auch deutscher Staatsbürger geworden, aber – wie er auf „DK4“ betont – trotz doppelter Staatsbürgerschaft „100 Prozent Däne“.

Das gesamte Fernseh-Interview mit Minister Ruhe Madsen findest du unter dem Link: https://youtu.be/99sk3lYJp5Y

 

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