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Zum Tod von Heide Simonis: „Man wusste immer, woran man mit ihr war“

Zum Tod von Heide Simonis: „Man wusste immer, woran man mit ihr war“

Zum Tod von Simonis: „Man wusste immer, woran man war“

Apenrade/Aabenraa
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Der ehemalige Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hans Heinrich Hansen, die damalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis (SPD), und der ehemalige Generalsekretär des BDN, Peter Iver Johannsen, bei einem Treffen im Jahr 2004 (Archivfoto). Foto: DN

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Der ehemalige Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hans Heinrich Hansen, würdigt Heide Simonis für ihre Aufgeschlossenheit gegenüber den Anliegen der deutschen Minderheit. Sein Nachfolger Hinrich Jürgensen schätzte vor allem die Direktheit der am Mittwoch verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins.

Nach dem Tod von Heide Simonis am Mittwoch würdigen der ehemalige und der jetzige Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hans Heinrich Hansen und Hinrich Jürgensen, die Verstorbene. Simonis war Deutschlands erste Ministerpräsidentin und hatte den Posten von 1993 bis 2005 inne.

Ihre Amtszeit fällt damit in den gleichen Zeitraum, in dem auch Hans Heinrich Hansen BDN-Hauptvorsitzender war. „Sie war eine fantastische, selbstbewusste und gleichzeitig auch sehr offene und empathische Frau“, sagt er. „Es hat mich tief getroffen, dass sie jetzt gestorben ist. Ihr Tod ist ein Verlust.“

Auch schmerze ihn noch heute, dass sie 2005 auf eine unwürdige Art und Weise als Ministerpräsidentin abgewählt worden sei. Er habe damals großes Mitgefühl mit ihr gehabt, so Hansen.

Stets ein offenes Ohr für die Minderheit

Noch gut erinnern kann sich Hans Heinrich Hansen an seine erste Begegnung mit Heide Simonis. Nach seiner Wahl zum BDN-Vorsitzenden führte ihn einer der ersten Besuche nach Tondern (Tønder). Und dort erschien statt Björn Engholm dann Heide Simonis, die kurz zuvor zur Ministerpräsidentin gewählt worden war. „Ich habe sie gleich in ihren ersten Tagen im Amt erlebt. Das war sehr interessant, sie war ganz neu auf ihrem Posten und deshalb noch etwas nervös.“

Während ihrer Amtszeit wurde sie dann zu einer treibenden Kraft in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. In all den Jahren habe Simonis stets ein offenes Ohr für die Probleme der Minderheiten gehabt. Hans Heinrich Hansen hebt in diesem Zusammenhang auch ihren Respekt gegenüber den damaligen Minderheitenbeauftragten Kurt Schulz und dessen Nachfolgerin Renate Schnack hervor. Simonis habe deren Positionen stets respektiert, auch dann, wenn diese nicht im Interesse der Landesregierung waren. Damit habe sie viel zu einem friedlichen Zusammenleben im Grenzland beigetragen.

Sie war eine fantastische, selbstbewusste und gleichzeitig auch sehr offene und empathische Frau.

Hans Heinrich Hansen, ehem. BDN-Hauptvorsitzender

Ebenfalls noch genau vor Augen hat Hans Heinrich Hansen die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Bonn-Kopenhagener Erklärungen im Sonderburger Schloss am 29. März 2005. Zu diesem Zeitpunkt war Heide Simonis nur noch geschäftsführend im Amt. In ihrer Rede, die sie erst im Anschluss an die beiden Minderheitenvertreter hielt, bezeichnete sie die Erklärungen als „Fundament für die Beilegung der tiefgreifenden, überkommenen Konflikte im deutsch-dänischen Grenzraum“.

Partnerschaftsabkommen auf den Ochseninseln

Auch der jetzige BDN-Hauptvorsitzende, Hinrich Jürgensen, bezeichnet Heide Simonis als einen Glücksfall für die deutsche Minderheit. „Man wusste immer, woran man mit ihr war. Denn sie hielt mit nichts hinter dem Berg, und manche Rede, die sie hielt, war nicht verpackt, sondern sehr direkt.“

Während ihrer zwölfjährigen Amtszeit habe er einen sehr engen und freundschaftlichen Kontakt zu ihr gehabt. „Heide Simonis war oft Gast beim Deutschen Tag und bei weiteren Veranstaltungen von uns. Sie war die erste Frau als Ministerpräsidentin in Deutschland und damit auch eine Vorreiterin“, so Jürgensen.

Sie hielt mit nichts hinter dem Berg.

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

Besonders gut ist Jürgensen noch ein Besuch auf den Ochseninseln in Erinnerung. Am 15. Juni 2001 hatten Heide Simonis und Amtsbürgermeister Carl Holst (Venstre) dort bei strahlendem Sonnenschein eine „Gemeinsame Erklärung über regionale Zusammenarbeit zwischen dem Land Schleswig-Holstein und dem Sønderjyllands Amt“ unterzeichnet. Mit dem Partnerschaftsabkommen wurde eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Landesteilen vereinbart.

Heide Simonis hatte die deutsche und die dänische Minderheit bei ihrem Besuch in Nordschleswig als unverzichtbaren „Brückenbauer zwischen Deutschland und Dänemark“ bezeichnet.

Die Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) überreichte bei ihrem Besuch in Nordschleswig am 15. Juni 2001 dem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hans Heinrich Hansen, den Zuwendungsbescheid aus ihrem Verfügungsfonds. Foto: Karin Riggelsen

Der Artikel wurde um 15.30 Uhr umfassend aktualisiert.

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