Delegiertenversammlung

Digitalisierung: Chefredakteur steht Frage und Antwort

Digitalisierung: Chefredakteur steht Frage und Antwort

Digitalisierung: Chefredakteur steht Frage und Antwort

Malte Cilsik
Nordschleswig/Tingleff
Zuletzt aktualisiert um:
Bei der Delegiertenversammlung berichtete Chefredakteur Gwyn Nissen über den Start des „Nordschleswigers" in die Digitalisierung. Foto: Karin Riggelsen

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Gerne nutzte Gwyn Nissen die Gelegenheit, um den Delegierten über den digitalen Start unserer Zeitung zu berichten. Trotz vieler guter Nachrichten musste er sich auch einigen kritischen Stimmen aus der Minderheit stellen.

Wir haben vielen Leserinnen und Lesern helfen können, an der Hotline, in der Bücherei oder vor Ort in den Redaktionen – und unsere Mitarbeiter sind auch zu Leuten nach Hause gefahren, um die Probleme zu lösen“, betonte Gwyn Nissen einleitend, dass die Digitalisierung ein Projekt der gesamten Minderheit sei.

Es steht weniger online als in der Zeitung

Auf diese Behauptung antwortete Gwyn Nissen: „Bereits seit dem Jahreswechsel 2019/2020 haben wir beim ,Nordschleswiger' nicht mehr alle Artikel in der Zeitung, die wir online gebracht haben. Hinzu kommen noch mehr Inhalte aus Deutschland und Schleswig-Holstein sowie internationale Neuigkeiten."

Nissen belegte dies mit konkreten Zahlen: „Wir bekommen vom SHZ und der dpa jeden Tag über 100 Artikel. Dazu kommen zwischen 40 und 60 Artikel aus unseren ,Nordschleswiger'-Redaktionen sowie Artikel am Wochenende. Wir sind von morgens um 7 Uhr bis 21 in der Redaktion besetzt.“

Man könne heute gar nicht alles lesen. Damit wehrte er sich gegen den Vorwurf, online würden weniger Artikel verfügbar sein als in der früheren Printausgabe.

Wie gut sind wir?

Mit Verweis auf die nach wie vor bestehenden Lokalredaktionen, dem Aufstocken der Nordschleswig-Themen mit einem eigenen Redakteur und den insgesamt breiter gefächerten Inhalten beantwortete Nissen diese Frage mit gut. Zumindest so gut, dass inzwischen auch vermehrt Dänen den „Nordschleswiger“ online lesen.

„Ein Däne hätte früher nie den ,Nordschleswiger' abonniert, doch mit der kostenlosen Nachrichten-Seite haben wir als Minderheit eine weitere Barriere zur Mehrheitsbevölkerung abgebaut“, fügte er an.

Wir waren noch nie so präsent wie heute.

Gwyn Nissen, Chefredakteur

Zahlen, Daten, Fakten

Nissen belegte seine Argumentation mit entsprechenden Statistiken. Die Branche misst loyale Leser daran, dass sie dreimal am Tag auf eine Seite gehen.

„Wir liegen derzeit bei den Lesern aus Dänemark und Nordschleswig bei etwas über zwei Besuchen im Durchschnitt – und das bei etwa 10.000 Lesern täglich. Bei jedem Besuch werden durchschnittlich 4 Artikel gelesen – bei ,Jyllands-Posten' und ,Politiken' liegen die Werte zum Beispiel um die 2,5.“

Einige Spitzenwerte: 43.000 Leser an einem Tag im Mai 2020, 70.000, die einen Artikel bei Facebook gesehen haben, über 100.000, die einen bestimmten Artikel online gelesen haben.

Nissen hob hervor, dass trotz dieser Werte vor allem die Lesenden aus der Minderheit in Hadersleben (Haderslev), Apenrade (Aabenraa), Tingleff (Tinglev), Sonderburg (Sonderborg) und Tondern (Tønder) am wichtigsten seien.

Dennoch ist er der Meinung: „Wir waren noch nie so präsent wie heute – und das in vielen anderen Kreisen auch außerhalb der Minderheit."

Außerdem sei „Der Nordschleswiger“ von Danske Medier für den Digitalen Preis des Jahres nominiert worden, und man habe im Kreise von ,TV2', ,DR', ,Jyllands-Posten' und ,Politiken' Lob geerntet.

Eine Frage vorab

Bevor er sich den Nachfragen aus dem Publikum stellte, beantwortete Nissen eine Frage zu geschalteten Anzeigen gleich vorab: „Auf jedem Anzeigen-Platz gibt es drei Anzeigen, die rotieren. Das bedeutet, dass die Anzeige zu verschiedenen Zeitpunkten angezeigt wird. Aber sie wird gezeigt – und typisch dann über eine Woche oder mehrere Wochen."

Einen festen Platz zum angekündigten Termin bekämen Anzeigen hingegen im Kalender.

Viel Feedback gab es zur Funktionalität von Webseite und App. Foto: Karin Riggelsen

Technische Probleme

Nach Nissens Vortrag war die Minderheit am Zug. Eine kritische Anmerkung bezog sich auf die Navigation durch die Webseite und App. Man verliere sich beim Durchklicken in der Fülle an Artikeln. Nissen bestätigte, dass man das Problem kenne und derzeit an einer Lösung mit einem „Home-Knopf“ für die App arbeite, der die Lesenden zurück zur Startseite führt.

Besonders dankbar war der Chefredakteur für das Feedback, die App starte manchmal mit veralteten Inhalten und hole sich erst nach und nach die aktuellen Neuigkeiten. Dies sei ihm bisher nicht bekannt gewesen, er werde das nun prüfen lassen.

Paywall – ja oder nein?

Neben diesen technischen Makeln übte Sabina Wittkop-Hansen aus Hadersleben auch Kritik am digitalen Konzept des „Nordschleswigers“.

Die hohen Leserzahlen seien zwar zweifellos eine gute Nachricht, jedoch würden viele von ihnen nicht die Minderheiteninfos lesen – und sollten für den Service bezahlen. Sie forderte eine Paywall.

Sabina Wittkop-Hansen nutze die Gelegenheit, um nach dem Vortrag von Gwyn Nissen das Paywall-freie Konzept des „Nordschleswigers" zu hinterfragen. Foto: Karin Riggelsen

Nissen räumte ein, dass er selbst früher das Mantra vertreten habe, „Guter Journalismus kostet Geld“, für ihn aber mittlerweile die Vorteile einer möglichst großen Reichweite überwiegen.

„Es ist der beste Weg, die Minderheit auch außerhalb Nordschleswigs bekannt zu machen.“

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