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Kollegen spielen den Lieferservice

Kollegen spielen den Lieferservice

Kollegen spielen den Lieferservice

Naomi Stieglmaier
Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
André Mackus und Anke Haagensen
André Mackus überbringt eine Lieferung aus Flensburg für Redakteurin Anke Haagensen. Foto: Karin Riggelsen

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Schon seit Monaten wird das Überqueren der deutsch-dänischen Grenze durch das Coronavirus von beiden Seiten erschwert. Auf deutsche Lebensmittel und Produkte wollen viele Grenzlandbewohner aber nicht verzichten. Deshalb übernehmen oft Grenzpendler, die in Deutschland wohnen und in Dänemark arbeiten, die Einkäufe ihrer dänischen Kollegen.

Die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland ist seit Beginn der Corona-Pandemie nur noch teilweise geöffnet. Das merken vor allem die Grenzlandbewohner, die es gewohnt sind, zum Einkaufen oder für einen Arztbesuch schnell mal ins Nachbarland zu fahren. 

Das ist jetzt nicht mehr ganz so einfach, die Corona-Restriktionen erschweren das alltägliche Leben. Doch der geliebte Leberkäse und die deutsche Butter erreichen die Dänen trotzdem. Die deutsche Bücherei in Apenrade bekommt die Leckereien geliefert, und zwar von Kollegen, die auf deutscher Seite der Grenze wohnen. 

 

 

Meistens kaufe ich so etwas wie Butter, Leberkäse oder auch eine bestimmte Bodylotion, die es in Dänemark eben nicht gibt.

Katja Hinz

Katja Hinz ist Mitarbeiterin der deutschen Bücherei in Apenrade und fährt oft mit voll gepacktem Auto zur Arbeit. Sie wohnt nämlich in Deutschland und pendelt: „Ich kaufe ein paar Mal die Woche für meine Kollegen ein. Sie geben mir eine Liste. Meistens kaufe ich so etwas wie Butter, Leberkäse oder auch eine bestimmte Bodylotion, die es in Dänemark eben nicht gibt."

Die Schleswigerin übernimmt das gerne für ihre Kollegen. WhatsApp ist dabei ihr größter Helfer: „Wenn man selbst einkaufen geht, dann schreibt man eben nur Magerquark auf, ich weiß ja, welchen ich immer kaufe. Aber wenn ich dann die Listen von meinen Kollegen habe, weiß ich das eben nicht. Dann wird schnell über WhatsApp hin und her geschrieben, damit ich auch das Richtige einpacke."

Katja Hinz
Deutsche Butter und Milch sind sehr beliebt bei den Kollegen. Foto: privat

Auch Pakete werden zu Katja Hinz nach Hause geliefert. „Lass mal ein Paket nach Dänemark liefern, da wirst du arm", sagt Büchereidirektorin Claudia Knauer. Auch sie bekommt das eine oder andere Paket von ihrer Kollegin mitgebracht.

Mittlerweile weiß sogar schon der Postbote Bescheid. „Er fragt dann immer, ob er die Pakete gleich in meinen Kofferraum stellen soll, die sind ja eh für Dänemark", erzählt Hinz.

Jetzt hat Katja Hinz erst mal zwei Wochen Urlaub. „Für die Kollegen wird das hart. Aber sie können mir ihre Listen dann per Mail schicken, dann komme ich nach Ostern voll bepackt wieder." 

 

Unsere zweite Hälfte ist dadurch abgeschnitten, wir waren es gewohnt, in Deutschland einzukaufen.

Claudia Knauer

Durch die Grenzschließung geht ein Stück Lebensqualität verloren. „Unsere zweite Hälfte ist dadurch abgeschnitten, wir waren es gewohnt, in Deutschland einzukaufen. Erst mal ist die Auswahl anders, und in Dänemark ist es viel teurer", erzählt Knauer.

Nicht nur Katja Hinz, auch drei andere Kolleginnen bringen regelmäßig Proviant mit. „Gerade in diesen Corona-Zeiten ist das superkollegial und einfach schön", erzählt Büchereidirektorin Knauer. 

Auch beim „Nordschleswiger" gibt es einen Postboten 

André Mackus wohnt in Flensburg und bringt regelmäßig Pakete für seine Kollegen mit in die Hauptredaktion des „Nordschleswigers" nach Apenrade. „Manchmal werden auch Pakete bestellt, ohne mir vorher Bescheid zu sagen, das ist dann ganz witzig. Mittlerweile habe ich eine Packstation. Dann kann ich da nach der Arbeit kurz ranfahren und die Pakete abholen", erzählt Mackus.

 

 

André Mackus
Der Mitarbeiter des „Nordschleswigers" spielt gerne mal den Postboten. Foto: Karin Riggelsen

Auch Drogerieeinkäufe erledigt er öfter mal für seine Kollegen und Kolleginnen – Magnesiumtabletten, Salbe und auch mal Hundefutter. 

Manchmal werden auch Pakete bestellt, ohne mir vorher Bescheid zu sagen, das ist dann ganz witzig. 

André Mackus

Für Redakteur Volker Heesch steckt er oft Briefe in Flensburg ein: „Es wäre in Dänemark deutlich teurer, aber es dauert einfach auch viel länger. Stecke ich die Briefe in Flensburg ein, dann dauert das nur zwei Tage, bis sie ankommen. Werden sie aus Dänemark verschickt, kann das schon gut mal eine Woche dauern." 

Der Mitarbeiter des „Nordschleswigers“ freut sich immer, seinen Kollegen eine Freude machen zu können. 

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