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Studieren in Aarhus: Aus dem Grenzland in die Großstadt

Studieren in Aarhus: Aus dem Grenzland in die Großstadt

Studieren in Aarhus: Aus dem Grenzland in die Großstadt

Anna Itter
Anna Ittner
Aarhus
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Mieke (l.) und Liv sind sich einig: Aarhus ist eine tolle Stadt für Studierende wie sie.
Mieke (l.) und Liv sind sich einig: Aarhus ist eine tolle Stadt für Studierende wie sie. Foto: Anna Ittner

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Eine neue Stadt, neue Freunde, die erste eigene Wohnung – der Übergang vom Schulalltag ins Studierendenleben ist eine große Umstellung. Umso größer, wenn man vom gemütlichen Grenzlandleben in die junge Kulturstadt Aarhus wechselt. Die Studentinnen Liv und Mieke erzählen, wie sie die Veränderung erlebt haben.

Die Schulausbildung am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) beendet, zwei Abschlüsse in der Hand – und jetzt? Für einige der Absolventinnen und Absolventen geht es danach zum Studieren nach Aarhus, Dänemarks größter Stadt nach Kopenhagen. So auch für Liv Bredo Schrøder und Mieke Feddersen. Sie reflektieren für den „Nordschleswiger“ Schönes und Herausforderndes am Übergang ins Studienleben.
 

Frohnatur Mieke Feddersen möchte gern zweisprachige Pastorin im Grenzland werden.
Frohnatur Mieke Feddersen möchte gern zweisprachige Pastorin im Grenzland werden. Foto: Anna Ittner

Mieke Feddersen ist noch ganz neu in Aarhus, erst seit einem Monat studiert sie hier. Ursprünglich kommt sie aus der dänischen Minderheit in Flensburg (Flensborg) und ist am DGN zur Schule gegangen. „Ich bin es vom Internat gewohnt, nah mit Freunden zu wohnen, das fand ich immer schön. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt so gut damit klarkomme, auch mal alleine zu wohnen.“

Eine offene Gemeinschaft

Auch im Studium fühlt sie sich jetzt schon wohl – und willkommen geheißen. „Die anderen Studenten sind total offen und tolerant und schnacken auch gerne und viel. Allen ist wichtig, dass man sich auch wohlfühlt, man es gut hat und mitkommt.“ Durch die klein gehaltenen Gruppen fühlt sie sich an zu Hause erinnert. „Wenn man aus der Minderheit kommt, kennt man das nicht anders. Es ist einfach schön, dass man weiß, dass alle aufeinander achtgeben.“

Aarhus ist eine lebendige Stadt, hier zum Beispiel auf dem Street Food Markt. Foto: Nina Stein

Ihr Fach ist Theologie, sie möchte Pastorin zu werden. Darauf kam sie nach ihren Erfahrungen in ihrer Heimatgemeinde der dänischen Minderheit. „Mir ist aufgefallen, dass sich Familien bei wichtigen Ereignissen wie Beerdigungen oder Hochzeiten oft Zweisprachigkeit wünschen. Noch müssen sie sich dann für eine Sprache entscheiden. Diesen Zwiespalt finde ich schade.“ Deswegen möchte Mieke auch nach dem Studium wieder zurück ins Grenzland, ob Nord- oder Südschleswig weiß sie noch nicht. „Auf jeden Fall dahin, wo beide Sprachen gesprochen werden.“

Zusätzlich zur Zweisprachigkeit vermisst sie am Grenzlandleben auch die Bereitschaft, längere Strecken auf sich zu nehmen. „Im Grenzland ist eine Stunde Fahrt zur Freundin nichts, und hier fühlen sich 30 Minuten schon weit an. Da muss ich mich auch selbst besser zusammenreißen“, sagt die 20-Jährige lachend.

Eines der Wahrzeichen von Aarhus und der vielfältigen kulturellen Angebote der Stadt: das Kunstmuseum Aros.
Eines der Wahrzeichen von Aarhus und der vielfältigen kulturellen Angebote der Stadt: das Kunstmuseum Aros. Foto: Anna Ittner

Für die Studienzeit sei die Größe von Aarhus aber perfekt, sagt sie. Die langen Öffnungszeiten, der gute Nahverkehr und das große kulturelle Angebot sind attraktiv für Menschen in ihrem Alter. „Ich habe mich schon in Aarhus verliebt. Es ist eine totale Studentenstadt. Egal, wohin man kommt, sind junge und offene Menschen. Dass man immer wieder neue Bekanntschaften macht, egal ob sie dann für kurz oder lang halten, mag ich gerne.“

Überwältigende Veränderung

Auch Liv Bredo Schrøder hat in Aarhus schnell neue Freunde gefunden. Trotzdem war der Übergang ins Studienleben vor einem Jahr für sie auch mit fordernden Eindrücken verbunden. „Am Anfang war es sehr überwältigend. Es ist eine große Stadt, vor allem wenn man aus Sønderjylland kommt. Tingleff ist eine kleine Stadt, Apenrade auch. Aber ich bin mit zwei Jungs hierhin gezogen, die ich von zu Hause kenne. Dann waren es wenigstens nicht neue Roomies, sondern nur eine neue Stadt“, erzählt sie lächelnd.

Liv Bredo Schrøder ist froh, in Aarhus schnell eine Gemeinschaft gefunden zu haben.
Liv Bredo Schrøder ist froh, in Aarhus schnell eine Gemeinschaft gefunden zu haben. Foto: Anna Ittner

Liv ist in Tingleff (Tinglev) aufgewachsen. Deutsche Verwandte hat sie nicht, doch da ihr Vater und ihre Großmutter schon die deutsche Schule besuchten, tat sie das auch und lernte dort die deutsche Sprache und Kultur kennen. Nach ihrem Abschluss am DGN ging es für sie nach Aarhus, um Medienstudien zu studieren. „Ich habe ein großes Interesse an sozialen Medien und auch schon ein kleines Following auf Instagram. Im Studium kann ich die Theorie dazu lernen, wie ich damit arbeiten kann“, sagt Liv über ihre Motivation für das Fach.

 

Eins von vielen Universitätsgebäuden in Aarhus. Die Häuser sind nach Studienrichtungen aufgeteilt.
Eins von vielen Universitätsgebäuden in Aarhus. Die Häuser sind nach Studienrichtungen aufgeteilt. Foto: Anna Ittner

An Aarhus mag sie vor allem das aktive Studienleben. Ob es die erste Studienwoche ist, in der die Studierenden viele Dinge zusammen unternehmen, die von der Uni organisierte Fahrt in ein Sommerhaus, oder Traditionen wie die „Fredagsbars“ (Freitagsbars) und „Kapsejladsen“ (Kanuregatta). Letzteres hat eine sehr große Tradition in Aarhus. „Ende April trifft man sich um 2 Uhr nachts im Unipark zum Trinken, und dann um 10 Uhr morgens beginnen Events, zum Beispiel fahren Leute Kanu. Es dauert sehr lange und ist sehr lustig.“

Deutsch weitab der Grenze

Sie sagt, es hat nicht lange gedauert, bis sie in Aarhus auch ein Zuhause gesehen hat. „Es ist so gemütlich hier. Man ist so nah am Wasser, und die Atmosphäre durch die vielen Studierenden ist schön.“ Trotzdem vermisst sie Dinge am Leben in Nordschleswig. „Meine Familie vermisse ich sehr doll. Aber tatsächlich auch, Deutsch zu sprechen.“ Immerhin hat sie eine kleine Gruppe von Freunden in Aarhus, mit denen sie sich regelmäßig trifft und die zusammen Sønderjysk reden.


 

Ein Zeichen der zwei Kulturen am Hafenbecken von Aarhus
Ein Zeichen der zwei Kulturen am Hafenbecken von Aarhus Foto: Anna Ittner

Auch Mieke hat im Studium Freunde aus Nord- und Südschleswig gefunden. Und auch im Studium selbst findet sich das Deutsche wieder: „Theologie ist ein Studiengang, wo Deutschland und die deutsche Sprache sehr viel Einfluss hatten. Da stolpert man dann doch oftmals drüber“, erklärt sie.

 

 

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