Wissenschaft

Wie Gletschermehl aus Woyens die Welt retten kann

Wie Gletschermehl aus Woyens die Welt retten kann

Wie Gletschermehl aus Woyens die Welt retten kann

Ritzau/hm
Woyens/Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Vom Eis zerrieben bedeckt das Gletschermehl den Meeresboden. Foto: Minik Rosing

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Forschende haben untersucht, wie sich mit sogenanntem Gletschermehl das Treibhausgas einfangen lässt. Ein Projekt auf einem Feld bei Woyens zeigt, wie das funktioniert.

Mit Gletschermehl aus Nordschleswig könnte laut Ansicht einer Forschergruppe das Klima gerettet werden. Doch was ist Gletschermehl? Es entsteht, wenn Eisdecken sich über Gestein bewegen und dieses zerreiben, bis es fein wie Mehl wird.

Forschende von der Universität Kopenhagen (København) kommen nun nach einem wortwörtlichen Feldversuch auf einer landwirtschaftlichen Fläche laut der Zeitung „Politiken“ bei Woyens (Vojens) zu dem Schluss, dass dieses Gesteinsmehl dazu beitragen könnte, den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre zu senken. Dies teilt die Universität Kopenhagen mit.

Christiana Dietzen vom Globe Institut der Universität äußert nach dem Versuch folgende Auffassung: „Unsere Studien weisen darauf hin, dass Gletschermehl eine wichtige Rolle spielen könnte, wenn es darum geht, die Menge an Kohlendioxid in der Luft zu senken.“

Die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben errechnet, dass man 27 Millionen Tonnen CO₂ einfangen könnte, wenn das Gletschermehl auf alle Felder Dänemarks gestreut würde, die dem Testfeld ähnlich sind. Das ist in etwa die Menge an CO₂, die die Menschen in Dänemark in einem Jahr ausstoßen. Allerdings ist nicht bekannt, wie lange es dauern würde, bis das Gesteinsmehl die genannte Menge an CO₂ gebunden hat.

So funktioniert die chemische Verwitterung

  • Die sogenannte chemische Verwitterung von Gesteinen sorgt dafür, dass CO₂ der Luft entzogen wird. So vermindert sich auf sehr lange Sicht gesehen der CO₂-Gehalt der Atmosphäre, wenn Gebirge durch Wind und Wetter eingeebnet werden.
  • Das Gestein wird nicht nur zerkleinert, es finden chemische Reaktionen statt. Die chemische Verwitterung von Silikaten führt am Ende dazu, dass Calcium und Magnesium aus diesen Silikaten mit dem CO₂ der Luft andere Minerale, Carbonate, bilden.
  • Der Vorteil von Gletschermehl: Es ist von sich aus schon sehr fein und kann so, geologisch gesehen, in sehr kurzer Zeit CO₂ aufnehmen.

Mit Blick auf das Gletschermehl führt Dietzen aus: „Es ist eine einfache und skalierbare Methode, die in Dänemark und auf der ganzen Welt angewendet werden kann und im Gegensatz zu anderen Mineralen, die noch aufbereitet werden müssen, kann Gletschermehl sofort eingesetzt werden. Zudem sind auf Grönland große Mengen verfügbar.“

Ihrer Ansicht produziert die Natur so viel Gletschermehl auf Grönland, dass ein Abbau vertretbar ist. Man müsse nur beim Transport darauf achten, dass der CO₂-Ausstoß für diesen im Rahmen bleibt und die Vorteile des Mehls nicht verzehrt werden.

Weiterer Vorteil

Neben der Bindung von CO₂ sorgt das Gesteinsmehl auch für eine Düngung des Bodens. Allerdings zeigt der Versuch bei Woyens, dass dieser Effekt nur im ersten Jahr des Versuchs auftrat. In Ghana, wo ein weiterer Versuch stattfand, wuchs der Ertrag aber über mehrere Erntesaisons. Dort läuft der Versuch noch. Dietzen erklärt den durchschlagenden Effekt in Ghana mit der Nährstoffarmut der Böden dort.

Anhand der chemischen Zusammensetzung des Gletschermehls können Forschende berechnen, wie viel CO₂ das Gesteinsmehl maximal aufnehmen kann, wenn es auf die Felder aufgebracht wird. Der Feldversuch in Nordschleswig zeigt, dass es dauern kann, bis das CO₂ aus der Luft in der Erde gebunden wird.

„Im Laufe von drei Jahren haben wir 8 Prozent des Potenzials ausgeschöpft. Das bedeutet, auch wenn der Prozess effektiv ist, er ist keine schnelle Lösung“, so Christiana Dietzen. Sie weist aber darauf hin, sollte das Gletschermehl jetzt angewendet werden, könnte es helfen, die Klimaziele von 2050 zu erreichen.

Das Projekt soll fortgesetzt werden, die Finanzierung eines Forschungszentrums ist kürzlich bewilligt worden.

Mehr lesen

Leserbeitrag

Meinung
Eric Vesterlund
„Mindeord over Claus Andersen“