Natur & Umwelt

Grünes Licht für Baumpolitik mit Luft nach oben

Grünes Licht für Baumpolitik mit Luft nach oben

Grünes Licht für Baumpolitik mit Luft nach oben

Hadersleben/Haderslev
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Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste und Carsten Leth Schmidt von der SP haben sich eine Baumpolitik für die Kommune auf die Fahnen geschrieben. Im neuen Jahr soll die Baumpolitik umgesetzt werden (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

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Besser spät als nie: Die Kommune Hadersleben bekommt ab dem kommenden Jahr eine verbindliche Baumpolitik. Damit dürfte es in Zukunft schwieriger werden, gesunde alte Bäume zu fällen. Der dänische Ornithologenverband DOF sieht bei den kommunalen Visionen noch viel Spielraum nach oben.

Im kommenden Jahr soll es losgehen: Die Verwaltung für Technik und Klima wird eine verbindliche Baumpolitik für die Kommune Hadersleben umsetzen.

Darauf einigte sich das Kommunalparlament auf seiner letzten Tagung des Jahres. Die Strategie sieht vor, dass alte gesunde Bäume auf öffentlichen Grundstücken bewahrt und künftig in Bebauungs- und Flächennutzungsplänen berücksichtigt werden. Auch soll es eine klare Definition dafür geben, welche Bäume schützenswert sind.  

 

In der jüngsten Vergangenheit mussten immer wieder alte Bäume ihr Leben lassen – wie hier in Woyens (Vojens). Foto: Ute Levisen

DOF: Haine kommen zu kurz

Der dänische Ornithologenverband DOF sieht bei den kommunalen Visionen Nachbesserungsbedarf. So verweist der Naturschutzbund unter anderem darauf, dass Haine in der Absichtserklärung zu kurz kommen. Diese aber seien wichtige Lebensräume für Vögel, betont der Umweltverband in seinem Kommentar zur Baumpolitik.

DOF führt einen weiteren Kritikpunkt an: Die Kommune habe ihren Bäumen an öffentlichen Straßen in den vergangenen Jahren mit großen Maschinen bei Pflegemaßnahmen arg zugesetzt und damit Schäden verursacht. Eine naturfreundliche Baumpflege sei vonnöten, vor allem in Bezug auf Haine am Straßenrand.
 

Helene Hellesøe Appel teilt die Kritik von DOF. Foto: Ute Levisen

Setzlinge kein adäquater Ersatz

Auch verweist die Organisation darauf, dass alte gesunde Bäume in der Regel unersetzlich sind. Setzlinge aus Baumschulen seien ein kümmerlicher Ersatz: „Alte Bäume sind wegen ihrer Hohlräume, in denen Vögel und Fledermäuse leben, besonders wertvoll.“

Die Politik sei offenbar überzeugt, argumentiert DOF, es sei ausreichend, 100 Jahre alte Bäume durch fünf Jahre junge Bäume aus einer Baumschule zu ersetzen. Auch gebe es in dem vorliegenden Entwurf für die künftige Baumpolitik zu viele Ausflüchte, um auch in Zukunft zu rechtfertigen, dass alte Bäume gefällt werden.

Dank an Freiwillige

Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste teilt die Kritik von DOF. Sie dankte den vielen Freiwilligen, die dazu beitragen, das grüne Bewusstsein wachzuhalten. Sie hob ein Beispiel aus Berlin-Kreuzberg hervor, wo man großen Wert auf den Erhalt von Bäumen unter anderem als Schattenspender lege.
 

In Zukunft sollen alte Bäume mit Blick auf ihren Wert kategorisiert werden. Hier ist die etwa 200 Jahre alte Esskastanie im Garten des Büchereigebäudes am Aastruper Weg zu sehen. Foto: Ute Levisen

SP: Hoffnung, künftig Frust zu vermeiden

Anfang des Jahres wird das Ressort für Klima und Technik der Kommune die verwaltungstechnische Grundlage für die soeben verabschiedete Baumpolitik erarbeiten.

Darin werde die Verwaltung auch eingegangene Verbesserungsvorschläge berücksichtigen, präzisierte der Vorsitzende des Klimaausschusses, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP): „An dieser Baumpolitik haben wir lange gearbeitet. Ich hoffe, dass sie dazu beiträgt, Frustrationen in Bezug auf den Erhalt unserer Bäume in Zukunft zu vermeiden.“

Das sind die Grundpfeiler der kommunalen Baumpolitik

* Bäume sollen bei der Planung und in relevanten Projekten berücksichtigt werden.
* Bestehende Bäume sollen grundsätzlich erhalten bleiben.
* Gefällte Bäume werden durch neue ersetzt.
* Beim Anpflanzen von Bäumen soll Wert auf Qualität gelegt werden statt auf Quantität.
* Mithilfe von Dialog und Kommunikation möchte die Kommune den Wert der Bäume in das öffentliche Bewusstsein rücken.

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