Infrastruktur

HER: Heerweg-Autobahn eine Sache der Taktik

HER: Heerweg-Autobahn eine Sache der Taktik

HER: Heerweg-Autobahn eine Sache der Taktik

Hadersleben/Haderslev
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Kristian Pihl Lorentzen (Mitte) hat betont, dass eine Heerweg-Autobahn ganz oben auf Venstres Verhandlungsliste steht. Foto: Ute Levisen

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Eine Heerweg-Autobahn mit einem Anschluss bei Hadersleben steht auf Venstres Wunschliste bei den Verhandlungen über Infrastrukturprojekte ganz oben. Der Haderslebener Wirtschaftsrat HER arbeitet hinter den Kulissen seit Jahren für diesen Anschluss. Für HER-Direktor Gert Helenius ist die Venstre-Priorisierung daher keine Überraschung.

Seit etwa zehn Jahren arbeiten Politik und Wirtschaft in ganz Jütland an einer sogenannten Heerweg-Autobahn von Hadersleben bis Hobro. Was seinerzeit als Idee der Sozialdemokratie ins Rollen kam, hat die sozialdemokratisch geführte Regierung in ihrem Entwurf erst einmal zu den Akten gelegt.

Heerweg-Autobahn zentrales Verhandlungsprojekt

Gert Helenius, Direktor des Haderslebener Wirtschaftsförderungsrates HER, interpretiert dies als Verhandlungstaktik: „Wäre es im sozialdemokratischen Entwurf bereits enthalten gewesen, gäbe es weniger zu verhandeln.“

Für ihn kommt es keinesfalls überraschend, dass Venstres verkehrspolitischer Sprecher, Kristian Pihl Lorentzen, im Vorfeld der Verhandlungen betont, dass das Heerweg-Projekt in seiner Partei höchste Priorität genieße, als er jüngst Venstres Wunschliste diesbezüglich vorlegte.

Die Autobahn E45 ist manchenorts ein Nadelöhr und eine Geduldsprobe für den Güter- und Personenverkehr. Foto: Ute Levisen

Mitbegründer von „Hærvejskomiteen“

Hinter den Kulissen wird seit etwa zehn Jahren an der Ochsenweg-Trasse, wie sie auch genannt wird, geschmiedet. Gert Helenius, damals noch Wirtschaftsdirektor der Kommune Billund, gehörte zu den Mitbegründern der Interessenorganisation „Hærvejskomiteen“.

„Der inzwischen verstorbene sozialdemokratische Folketingspolitiker Jens Christian Lund war mit Blick auf die Heerweg-Autobahn ein Mann der ersten Stunde“, erinnert sich Helenius. Überhaupt seien sich damals, vor acht bis zehn Jahren, Venstre, Konservative und Sozialdemokraten einig gewesen, als es um dieses Projekt gegangen war.

 

Gert Helenius war seinerzeit einer der Mitbegründer der Interessenorganisation für eine Heerweg-Autobahn. Foto: Ute Levisen

Zehn Jahre Arbeit hinter den Kulissen

Das war einmal. Dennoch haben die Befürworter des Projektes nicht aufgegeben. Es zielt darauf ab, Engpässe im Jütland-Korridor auf der E45, vornehmlich zwischen Vejle und Kolding, zu beheben.

Inzwischen liege eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung vor, die bereits viele Millionen Kronen verschlungen habe, wie Helenius betont.

Die Kommune Hadersleben ist Mitglied von „Hærvejskomiteen“.
„Wir haben jede Menge Kontakte zu Ministern und Folketingsabgeordneten und natürlich vor allem in den vergangenen fünf, sechs Jahren versucht, den Entscheidungsprozess zu beeinflussen“, sagt Helenius.

Je gerader – desto günstiger

Die Interessenorganisation bezieht sich neben eigenen ergänzenden Analysen, beispielsweise des Güterverkehrs, auf Berechnungen des Straßendirektorats. Auch wenn dessen Berechnungen des Kosten-Nutzen-Effekts einer Heerweg-Autobahn auf einem neuen Modell beruhen, dessen Ergebnis „pessimistischer“ ausfällt als die alte Berechnungsgrundlage, ergibt sich für das Projekt noch immer eine Verzinsung von 5,4 Prozent, wie Helenius betont – je nach Streckenverlauf: je gerader, umso kostengünstiger.

Mitten durch wertvolle Naturgebiete

Ungeachtet des Streckenverlaufs würde eine Heerweg-Autobahn durch eines der schönsten Naturgebiete Dänemarks führen. Entsprechend groß ist der Widerstand von Naturschützern sowie potenziell betroffener Anrainer, die auch zehn Jahre nach der Idee weiterhin mit der Ungewissheit leben müssen.  

 

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