8. März

Frauenverein und Frauenbund: Ladys only – oder etwa nicht?

Frauenverein und Frauenbund: Ladys only – oder etwa nicht?

Frauenverein und Frauenbund: Ladys only – oder etwa nicht?

Hadersleben/Sonderburg
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Ladys only – das war einmal. Sowohl im Haderslebener Frauenverein als auch im Frauenbund Sonderburg sind mittlerweile auch Männer willkommen. Foto: Nathan Wright/Unsplash

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Als Internationaler Frauentag steht der 8. März im Zeichen der Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter. „Der Nordschleswiger“ hat diesen Tag zum Anlass genommen, einen Blick auf die beiden Vereine der deutschen Minderheit zu werfen, wo Frauen zumindest dem Namen nach im Mittelpunkt stehen.

Wer in den vergangenen Jahren einer Veranstaltung des Haderslebener Frauenvereins beigewohnt hat, der dürfte sich zwangsläufig die Frage gestellt haben, wie der Verein eigentlich zu seinem Namen kommt. Denn ein Blick auf die Teilnehmenden macht gemeinhin schnell deutlich: Die Vereinsmitglieder sind keinesfalls alle weiblich.

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März hat „Der Nordschleswiger“ bei der Vereinsvorsitzenden Monika Knutzen nachgehakt, was es damit auf sich hat.

Nüchterner Pragmatismus war es, der dem Haderslebener Frauenverein vor gut zwanzig Jahren zu männlichen Mitgliedern verhalf (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Wieso heißt der Frauenverein eigentlich Frauenverein? Schließlich habt ihr auch männliche Mitglieder?

„Jetzt schon“, antwortet Knutzen lachend, „aber noch nicht sehr lange.“ Über Jahrzehnte war der Verein, der bald sein 150-jähriges Bestehen feiern kann, eine reine Frauengemeinschaft. Erst vor etwa 20 Jahren habe sich das geändert, erklärt Knutzen weiter. Der Grund dafür ist einfach: „Es war eine Reise geplant, und da wollten die Männer natürlich mit“, so die Vorsitzende.

Seither können auch Männer Mitglied im Frauenverein werden, denn ohne Mitgliedschaft keine Reisevorteile. Dieses Prinzip gilt damals wie heute. Ganz ohne Widerspruch sei die Satzungsänderung jedoch nicht an der bis dato exklusiv weiblichen Gemeinschaft vorübergegangen, verrät Knutzen: „Es gab schon einige, die daraufhin aus dem Verein ausgetreten sind, weil sie gesagt haben: Männer in Frauenverein, das wollen wir nicht.“

In Sonderburg sind Männer die Ausnahme

Eine Haltung, derer man sich auch beim Frauenbund Sonderburg bewusst ist, wie dessen Vorsitzende, Renate Weber-Ehlers, im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ verrät. Bei dem Verein für die Frauen der deutschen Minderheit in Sonderburg und Umgebung werde derzeit verstärkt diskutiert, ob künftig auch Männer laut Satzung dem Bund beitreten dürfen.

Im Vorstand des Frauenbundes Sonderburg wird anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens über eine Satzungsänderung zugunsten der Männer nachgedacht. Überzeugt ist Vereinsvorsitzende Renate Weber-Ehlers (r.) von der Idee jedoch noch nicht (Archivfoto). Foto: Sara Eskildsen

„Im Augenblick steht in der Satzung noch, dass nur Frauen Mitglied werden können“, so die Vorsitzende. Zwar habe in den vergangenen Jahren auch regelmäßig ein Mann an den Veranstaltungen des Frauenbundes teilgenommen, doch das sei eher die Ausnahme gewesen. Im Januar kommenden Jahres kann der Verein allerdings sein 100-jähriges Bestehen feiern, was der Vorstand zum Anlass genommen hat, über eine Satzungsänderung nachzudenken.

„Wir wissen allerdings noch nicht, ob wir das tatsächlich durchziehen“, sagt Weber-Ehlers. „Einige Mitglieder wollen das auch gar nicht, weil sich die Dynamik in der Gemeinschaft ändert, sobald ein Mann dabei ist“, so die Vorsitzende.

Andererseits habe sich der Verein schon immer an den aktuellen Zeitgeist angepasst, gibt Renate Weber-Ehlers zu bedenken. „Aber nur weil wir die Satzung nicht ändern, heißt das ja auch nicht, dass Männer bei unseren Veranstaltungen nicht mitmachen können, wenn sie das wollen.“

Sie selbst sei daher eine Verfechterin des Einzelfalls: „Ich bin dafür, im Einzelfall Ausnahmen zu machen.“ Von einer Satzungsänderung ist die Ärztin aus Sonderburg hingegen noch nicht ganz überzeugt, auch weil die MeToo-Bewegung gerade wieder gezeigt habe, dass Frauen und Männer noch nicht gleichberechtigt sind: „Ich finde daher nicht, dass es out ist, Frauen eine Entfaltungsmöglichkeit frei von männlichem Einfluss zu geben.“

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