Kommunalwahl 2021

Analyse: Quantensprung auf dem Weg zur Macht

Analyse: Quantensprung auf dem Weg zur Macht

Analyse: Quantensprung auf dem Weg zur Macht

Hadersleben/Haderslev
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Oppositionsführer Henrik Rønnow (Sozialdemokratie) im Gespräch mit Venstre-Bürgermeister H. P. Geil: Die beiden großen Parteien werden zur Wahl herausgefordert – und zwar von der Mitte. Foto: Ute Levisen

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Gut sieben Wochen sind es bis zur Kommunalwahl. In der Kommune Hadersleben hat sich eine politische Alternative zu Venstre und Sozialdemokratie formiert, die beiden Parteien Paroli bieten könnte.

Geht doch! In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder des Haderslebener Kommunalparlaments bewiesen, dass sie zeitnah beachtliche Ergebnisse erzielen können. Alle Parteien, Einheitsliste inklusive, haben den Haushaltsentwurf für 2022 abgesegnet. Für den Venstre-Bürgermeister H. P. Geil mit der blauen Parteifarbe gab es rote Rosen von den Genossen.

Lackmustest vor der Wahl

Die Haushaltsverhandlungen kann man als Lackmustest und Aufwärmübung für die Kommunalwahl im November interpretieren: Venstre und Sozialdemokratie proben schon mal den Schulterschluss.
Damit sind sie gut beraten, denn die Gefahr kommt diesmal aus der Mitte. Dies an sich ist ein eher seltenes Phänomen in der Politik der Domstadtkommune, die in den vergangenen vielen Legislaturperioden mal blau, mal rot regiert worden ist.

Fürder weht ein neuer Wind. Die fünf kleineren Parteien der Mitte haben sich im Vormonat zusammengerauft zu einer Allianz der Mitte.

Liebe ist es zwar nicht, dafür vernünftig: Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei ist gemeinsam mit Kjeld Thrane (rechts) von den Konservativen in der Allianz der Mitte. Links: Svend Brandt von der Einheitsliste Foto: Ute Levisen

Politische Vernunftehe

Diese frischgebackene Allianz besteht aus zwei Wahlbündnissen und fünf Parteien: Die Alternative, Christdemokraten, Konservative Volkspartei, Radikale Venstre und Schleswigsche Partei. Es ist keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe – und sehr vernünftig, da ein Quantensprung auf dem Weg zur politischen Macht im Kommunalparlament.

Von rechts überholt

Die Allianz der Mitte möchte nach eigenem Bekunden eine Alternative zu Rot, Blau und Blockpolitik sein und über die Mitte hinweg mit anderen Parteien zusammenarbeiten.

Utopisch ist dies keineswegs.

Venstre schwächelt in den landesweiten Umfragen, der Höhenflug der Genossen scheint gedämpft, die Dänische Volkspartei ist – kurz vor der Wahl – vor allem mit sich selbst beschäftigt und wird von der Rechtsaußenpartei Neue Bürgerliche überholt. Natürlich von rechts.
 

Breite Zusammenarbeit statt politischen Gerangels: Børge Koch von der Radikalen Venstre (rechts) demonstriert hier gemeinsam mit Lone Ravn (Sozialdemokratie) und Svend Brandt einen politischen Schulterschluss. Foto: Ute Levisen

Zünglein an der Waage

Für die sozialdemokratische Opposition könnte es, auch in dem gewohnten politischen Bündnis mit Volkssozialisten und Einheitsliste, bei der Wahl knapp werden.

In diesem Fall käme die neue Mitte ins Spiel – und spielt sie ihre Karten gut, könnte sie zum berühmten Zünglein an der Waage avancieren, gar einen Bürgermeister aus den eigenen Reihen stellen. Dass der künftige kommunale Spitzenmann entweder Børge Koch (Radikale Venstre) oder Kjeld Thrane (Konservative Volkspartei) heißen könnte, ist seit vier Wochen kein politisches Hirngespinst mehr.

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