Grenzüberschreitend

Deutsche Familie bricht Zelte ab und kauft Aarø Camping

Deutsche Familie bricht Zelte ab und kauft Aarø Camping

Deutsche Familie bricht Zelte ab und kauft Aarø Camping

Aarö/Aarø  
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Lis Hansen und Joe (2) geben sich die „Ghettofaust". Foto: Ute Levisen

„Es war Liebe auf den ersten Blick!“ – So beschreibt Dirk Schäfer aus dem Frankenland seine erste Begegnung mit der Insel Aarö und ihrem Campingplatz. Die „Perle im Kleinen Belt" war Ende August die letzte Anlaufstelle der Familie auf ihrer Suche nach einem Fundament für einen radikalen Neuanfang. Seither ging alles rasend schnell.

Dirk Schäfer und seine Frau Isabell haben den Campingplatz der Insel Aarö gekauft! Es war ein Schritt, den sich das Ehepaar aus Miltenberg, unweit von Aschaffenburg gelegen, gut überlegt hat: Wenn die vierköpfige Familien nun, am Anfang eines neuen Jahres, alle Zelte in Deutschland abbricht und einen Neuanfang in einem fremden Land wagt –, 800 Kilometer von der Heimat entfernt – dann war dies keine Entscheidung aus dem Bauch heraus, sondern perfektes Timing.

Die Familie Schäfer mit Jan Sejersen und Lis Hansen sowie Hund Sammy am Eingang des Campingplatzes. Foto: Ute Levisen

Wink des Himmels

„Unser 18-jähriger Sohn Tim macht zurzeit eine Lehre zum Binnenschiffer, ist also viel unterwegs“, erzählt Isabell Schäfer. Als sie und ihr Mann vor zwei Jahren unerwartet noch einmal Eltern geworden sind, sei dies ein Wink des Himmels gewesen: „Wir hatten unseren Kinderwunsch schon aufgegeben – dann kam Joe!“

Am 31. Dezember feierte der kleine Joe seinen Geburtstag. Das neue Jahr begann für die Schäfers auf der Insel Aarö, wo sie gemeinsam mit Jan Sejersen und Lis Hansen Geburtstag und Silvester feierten. Foto: Ute Levisen

Auf der Schwelle zu einem neuen Jahrzehnt und einem neuen Leben auf der Insel sitzen die Schäfers mit Jan Sejersen und seiner Lebensgefährtin Lis Hansen gemeinsam an dem festlich geschmückten Tisch des Foyers von „Aarø Camping“.
Sejersen, im Hauptberuf Fährleiter der Fähre von Aarø, hatte gut zwei Jahre lang versucht, seinen Campingplatz zu verkaufen:
„Interessenten gab es viele, aber die Banken haben nicht mitgemacht. Oder die Kinder wollten nicht mit auf die Insel.“

Nach fast 20 Jahren im Job als Kraftfahrer kündigte Dirk Schäfer seinen Job, um auf der Insel Aarö den Neuanfang zu wagen. Foto: Ute Levisen

Umzug mit dem Truck

Bei den Schäfers (43) indes hat dies reibungslos geklappt: Ein Käufer für ihr Eigenheim im beschaulichen Miltenberg, 70 Kilometer von Frankfurt/Main entfernt, fand sich schnell. Zum März hat Dirk Schäfer nach fast zwei Jahrzehnten bei der Firma seinen Job als Kraftfahrer gekündigt – zum Bedauern seines Chefs, der – nichtsdestotrotz – einen Truck zur Verfügung stellte, was den Umzug von Bayern nach Dänemark ungemein erleichterte. Isabell Schäfer hat eine kaufmännische Ausbildung und in den vergangenen Jahren nachts in einer Bäckerei gearbeitet.
Beide hoffen, auf der Insel mehr Zeit füreinander und die Familie zu haben.

Lis Hansen hatte auch ein Geburtstagsgeschenk für Joe. Hier ist der Kleine auf dem Schoß seiner Mutter zu sehen. Foto: Ute Levisen

Immer unterwegs

„Das Erwachsenwerden von unserem Großen habe ich mehr oder weniger verpasst, weil ich viel unterwegs bin“, sagt Dirk Schäfer. „Mit Joe soll das anders werden. Für uns ist es der perfekte Zeitpunkt für einen Neuanfang.“
Isabell Schäfer nickt: „Wir wollen nicht nur auf das schöne Leben warten – bis es schließlich vorbei ist.“

Dirk Schäfer, hier mit dem Familienhund Sammy, freut sich darauf, künftig mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Foto: Ute Levisen

Ein letzter Versuch

„Es sollte unser letzter Versuch werden“, lächelt Isabell Schäfer: „Wir haben den Platz gesehen, uns angeschaut und sofort gewusst: Das ist es!“

Die Schäfers sind nicht nur begeisterte Wassersportler, sondern auch Camper und haben einiges vor mit Aarø Camping: „Jan hat uns den Weg geebnet. Wir werden den Platz ganz in seinem Sinn weiterführen“, sagt Isabell Schäfer. Dazu gehört beispielsweise auch das traditionelle schottisch-irische Mini-Musikfestival, dessen Kulisse Aarø Camping alljährlich im Juli bildet.
 

Tierischer Luftsprung! So verlief auch die erste Begegnung des Ehepaars Schäfer mit dem Campingplatz, der zur neuen Heimat wird. Foto: Ute Levisen
Jan Sejersen ist hauptberuflich Fährleiter der Aarø-Fähre – und bleibt somit der Insel erhalten. Foto: Ute Levisen

Starthilfe

Den Silvesterabend verbrachten Sejersen und seine Lebenspartnerin gemeinsam mit den Schäfers. Und auch sonst werde er seinen Nachfolgern auf dem Platz im ersten Jahr unter die Arme greifen, verspricht Jan Sejersen.

Im Februar ziehen Isabell und Joe nach Aarö. Ihr Vater komme mit, um bei der Kinderbetreuung zu helfen, wie sie sagt. Mitte März folgt Dirk Schäfer seiner Familie auf die Insel. Dann wird in die Hände gespuckt, denn bald beginnt wieder die Hauptsaison.
 

Neue Freunde: Auch Familienhund Sammy hat bereits Anschluss gefunden. Foto: Ute Levisen

Sprachlicher Neuanfang

Isabell und Dirk Schäfer bereiten sich seit ihrer ersten Begegnung mit der Insel Aarö vor vier Monaten intensiv auf ihr neues Leben vor: Seit Monaten pauken sie im Privatunterricht Dänisch: „Es ist eine schwere Sprache, aber wir kommen ganz gut voran, können schon einiges verstehen“, sagt Dirk Schäfer, während er die große Schokoladentorte anschneidet: Joe feiert just an diesem Tag seinen Geburtstag. Der zweijährige Nachzügler mit den nussbraunen Augen wird künftig zweisprachig aufwachsen:
„Die Sprache“, lachen die Eltern, „wird er früher können als wir.“
 

Der kleine Joe fühlt sich auf Aarö, so scheint es zumindest, schon wie zu Hause. Foto: Ute Levisen
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