Deutsche Gemeinde

Ehrenamtliche Kirchensänger begleiten die deutsche Gemeinde

Ehrenamtliche Kirchensänger begleiten die deutsche Gemeinde

Ehrenamtliche Kirchensänger begleiten die deutsche Gemeinde

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Pastorin Christa Hansen, Margith Nybro, Lucia Christensen (v. l.) und Kjeld Kynde an der St. Severin Kirche zu Alt Hadersleben Foto: Karin Friedrichsen

Der Chor der Freiwilligen der St. Severin Kirche zählt zurzeit 14 Mitglieder. Wir besuchten einen Gottesdienst mit Pastorin Christa Hansen und sprachen mit einem Sänger und zwei Sängerinnen über Gründe dafür, sich in der deutschen Gemeindearbeit zu engagieren.

Den Organistinnen der St. Severin Kirche zu Alt Hadersleben, Janne Roager und Judith Kristesen, ist es gelungen, die Gesangsbegleitung der deutschen Gottesdienste zu einem festen Bestandteil der kirchlichen Arbeit zu machen.

Die Organistinnen Janne Roager (l.) und Judith Kristesen bitten die Mitglieder des Chores zehnmal im Jahr um ihren Einsatz. Foto: Karin Friedrichsen

Organistinnen hoben Chor aus der Taufe

Die Organistinnen hoben den Freiwilligenchor im Oktober 2016 aus der Taufe.  Eine wechselnde Anzahl von Sängern und Sängerinnen begleitet seitdem die Gottesdienste von Pastorin Christa Hansen.

Der Chor setzt sich zurzeit aus 14 Männern und Frauen zusammen. „Der Nordschleswiger“ begleitete die Andacht am 16. Juni. An diesem Tag, der den Namen Trinitatis hat, ging die Pastorin dem nach, was Dreifaltigkeit eigentlich bedeutet. Das Schwierige an der Lehre von der Dreifaltigkeit sei nicht, die drei zu unterscheiden, so die Pastorin in ihrer Predigt: „Das Schwierige ist, sie in unserem Denken als eines zu betrachten.“ Dreifaltigkeit heiße, Gott ist drei in einem, führte die Pastorin an.

Aus den Reihen des Chores waren unter anderem Lucia Christensen, Kjeld  Kynde und Margith Nybro eine knappe Stunde vor Anbeginn des Gottesdienstes nach Alt Hadersleben gekommen, um mit der diensthabenden Organistin Judith Kristensen zu üben. Die Organistinnen bereiten sich immer mit dem Chor der Freiwilligen vor. Die von der Pastorin ausgewählten Lieder werden vorab als Audiodatei an die Sänger verschickt, sodass nichts dem Zufall überlassen ist.
 

Kjeld Kynde, Margith Nybro und Lucia Christensen (v. l.) im Chor der St. Severin Kirche Foto: Karin Friedrichsen

Deutsche Kirchenlieder auswendig gelernt

Für Margith Nybro nimmt das Ehrenamt eine grundlegende Rolle ein. Die Haderslebenerin sitzt seit elf Jahren im Gemeinderat der St. Severin Kirche und ist Mitglied des Erwachsenenchores unter Leitung von Janne Roager. Die 72-Jährige engagiert sich auch in der Pfadfinderschaft St. Georg. „Für mich ist der Gang in die Kirche, wo meine Kinder auch konfirmiert sind, ganz selbstverständlich“, sagt Margith Nybro. Das Ehrenamt als Sängerin habe ihr auch einen Nebengewinn gebracht: „Durch deutsches Fernsehen habe ich in meiner Kindheit und Jugend Deutsch gelernt. Inzwischen habe ich die deutschen Kirchenlieder fast auswendig gelernt.“

Stoßgebete auf Deutsch sprechen

„Mein Deutsch ist mit der Zeit eingerostet“, verrät Lucia Christensen (71). Als Kind und Jugendliche besuchte sie die deutschen Einrichtungen in Hadersleben.

„Meine Eltern haben mich in den deutschen Kindergarten geschickt, weil da Platz war. Ich war in dem Hort an der Predigerstraße bei Tante Rosmarie, Tante Bertha und Tante Elisabeth.  Später bin ich dann an die deutsche Schule gewechselt“, erinnert sich die Haderslebenerin.

Lucia Christensen singt auch im „Pensa Koret“ (Chor für Pensionisten) und hat sich ehrenamtlich in der Kinderbetreuung der Domgemeinde engagiert.

„Die Kirchenlieder rufen Erinnerungen wach“, schmunzelt Lucia Christensen, die auch von dem deutschen Pastor Niels Rasmussen getauft und konfirmiert wurde. „Ich war zwölf Jahre, als meine Schwester eingesegnet wurde. Wir waren nicht getauft. Das holte Pastor Rasmussen nach“, erinnert sich Lucia Christensen. Lachend fügt sie hinzu, dass sie, wenn sie ab und an ein kleines Stoßgebet gen Himmel schickt, dieses immer auf Deutsch sagt, denn das habe sie so gelernt.

Diakon: „Hauptsache, ich kann einen Gottesdienst besuchen“

Kjeld Kynde gesellte sich im Spätherbst 2018 zum Chor der Freiwilligen. Der 67-jährige Christiansfelder ist Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine. „Durch die Brüdergemeine habe ich an vielen Gottesdiensten in Deutschland teilgenommen. An Pfingsten waren wir auch unterwegs“, erzählt Kynde. In seiner berufsaktiven Zeit arbeitete er unter anderem als Diakon und als Lehrer an der Nachschule in Sommerstedt.  Für Kynde gibt es keinen großen Unterschied in der Struktur und Liturgie der Gottesdienste diesseits und jenseits der Grenze.

„Mir ist es egal, wo ich in die Kirche gehe. Hauptsache, ich kann einen Gottesdienst besuchen“, sagt Kynde, der von Kindheit an wenig mit Nordschleswig zu tun hatte, da er in Thyborøn aufgewachsen ist.

Kirchendienerin Lis Brusgaard Nielsen Foto: Karin Friedrichsen

Ordnung muss sein – auch für die Begleiter

Die beiden Chorleiterinnen machen einen Gesangstest mit Interessierten vor der Aufnahme im Freiwilligen Chor. „Ordnung muss sein“, stellt das Chor-Trio fest. „Wir sind die Begleiter. Unsere Aufgabe ist es, die Musik in Gang zu halten, aber ich fühle mich inzwischen als Teil der Gemeinde. Die Leute schätzen unseren Einsatz“, spürt Kjeld Kynde.

Organistin Judith Kristesen übt mit dem Chor Foto: Karin Friedrichsen

Gottesdienstordnung neu gestaltet

Auch für Pastorin Hansen und Gemeinderatsmitglied Claes Fuglsang ist die Gesangsbegleitung  wichtig. „Ich bin sehr dankbar. Die Begleitung bedeutet, dass ich auch manchmal Lieder auswählen kann, die schwierig sind, weil der Gesang so gut unterstützt wird. Es macht auch der Gemeinde Freude“, weiß Pastorin Christa Hansen.

In Verbindung mit der Renovierung der St. Severin Kirche im vergangenen Jahr verlegte der deutsche Teil der Gemeinde seine Gottesdienste in das Gemeindehaus. Man habe die Form des Gottesdienstes geändert, weil es schwierig war mit der Liturgie im Gemeindehaus. Nach der Rückkehr in die Kirche hat die Gemeinde eine neue Gottesdienstordnung eingeführt, bei der der Gottesdienst in Andachtsform gefeiert wird.

 „Wir haben das demokratisch abgestimmt und beschlossen, die Ordnung bis zur nächsten Gemeinderatswahl im November 2020 durchzuführen“, erläutert Christa Hansen. Die Gemeinde und die Kirchensänger sitzen im Chor, und dadurch sei es leichter, auf Augenhöhe zu sein“, unterstreicht sie.   

 

Elise Charlotte Jørgensen (l.) mit ihrer Tochter Britta Ellermann Jørgensen. Die Seniorin wuchs in dem roten Mehrfamilienhaus an der Großen Straße auf. Foto: Karin Friedrichsen

Kaffeetafel im Gemeindehaus

Ein Großteil der Kirchgänger und Sänger setzte sich anschließend zum Kaffeetrinken im Gemeindehaus zusammen, um in Ruhe zu klönen. An der Kaffeetafel am 16. Juni nahmen auch zwei altbekannte Urlauber teil.

„Meine Mutter hat ein Ferienhaus am Heisagger Strand. Wenn wir hier Urlaub machen, gehen wir gerne in einen deutschen Gottesdienst“, verrät Britta Ellermann Jørgensen. Die 96-jährige Elise Charlotte Jørgensen ist gebürtige Haderslebenerin. „Ich bin in dem roten Haus an der Großen Straße neben dem Gemeindehaus aufgewachsen“, erzählt die Seniorin. Sie habe die deutsche Schule in Hadersleben und das deutsche Gymnasium in Apenrade besucht, bevor sie mit ihrem Ehemann Nicolai Jørgensen nach Kopenhagen ging. „Ich habe Sprachen  studiert“, so die Rentnerin, die in Kokkedal lebt, aber so oft wie möglich die alte Heimat besucht.

„Meine Mutter und ich sprechen immer Deutsch“, sagt Britta Ellermann Jørgensen. Für sie war es ein schönes Erlebnis, den Chor der Freiwilligen zu hören. „Die Freiwilligen sangen gut, kräftig und sauber. Da traut man sich, ein bisschen lauter mitzusingen, wenn man gut unterstützt wird“, lobt Britta Ellermann Jørgensen den Chor.

Monika Knutzen, Leiterin der Bücherei in Haderleben und Vorsitzende des Haderslebener Frauenvereins Foto: Karin Friedrichsen

Andachtähnliches Konzept, und die Chorleute bilden „eine schöne runde Sache“

Gemeindemitglied Monika Knutzen „findet es enorm“, was die Freiwilligen leisten: „Gerade hier in der St. Severin Kirche, wo wir unseren eigenen Stil gefunden haben mit dem andachtsähnlichen Konzept, ist das eine schöne runde Sache mit den Chorleuten.“       

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