Grippe-Impfstoff

Hans-Iver Kley: „Das ist wirklich katastrophal“

Hans-Iver Kley: „Das ist wirklich katastrophal“

Hans-Iver Kley: „Das ist wirklich katastrophal“

Hadersleben/Haderslev
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Arzt Hans-Iver Kley gehen in der kommenden Woche die Grippe-Impfstoffe aus. Foto: Karin Riggelsen

Der Grippe-Impfstoff in Dänemark wird knapp. Nicht einmal alle Personen aus der Risiko-Gruppe können mehr geimpft werden. Der Haderslebener Arzt Hans-Iver Kley kritisiert das Vorgehen der Behörden scharf.

Seit dem 1. Oktober können sich die Bürger in Dänemark gegen Grippe impfen lassen. Doch die Impfstoffmenge reicht hinten und vorne nicht aus. „Was die Behörden da veranstalten, ist wirklich katastrophal“, sagt Hans-Iver Kley, Facharzt für Allgemeinmedizin in Hadersleben, über den derzeitigen Umgang mit den Grippe-Impfstoffen.

Er beklagt vor allem die Kommunikation der Behörden, sowohl gegenüber den Ärzten als auch gegenüber der Öffentlichkeit.

„Wir haben die Empfehlungen und Vorgaben, wer in diesem Jahr alles eine kostenlose Grippe-Impfung bekommt, erst einen Monat vor Impfstart bekommen, allerdings, wie jedes Jahr, die Impfstoffe bereits vier Monate vorher bestellt. Nun hat sich gezeigt, dass es in diesem Jahr viel mehr sind, die geimpft werden müssen“, so Kley.

Die Empfehlung der Regierung besagt, dass zur Risiko-Gruppe unter anderem Menschen über 65 Jahre, Schwangere und Menschen mit chronischen Erkrankungen zählen. Hinzu kommt das gesamte Gesundheitspersonal, das ebenfalls eine Grippe-Impfung erhalten soll.

Fatale Kommunikation 

Ein weiteres Problem ist, dass die Behörden und Politiker zunächst die Empfehlung herausgegeben haben, dass sich so viele Bürger wie möglich gegen Grippe impfen lassen sollten, damit unter anderem das Gesundheitssystem nicht mit Corona- und Grippepatienten gleichzeitig belastet wird. Bereits nach wenigen Tagen im Oktober deutet sich dann an, dass nicht ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen. „Mich ärgert diese fehlende Voraussicht. Erst wird gesagt, dass sich so viele wie möglich impfen lassen sollen, und dann ist nicht genug Impfstoff da, um zumindest alle Menschen aus der Risiko-Gruppe zu versorgen. Das ist für mich vollkommen unverständlich“, so der Haderslebener Arzt.

700 Impfdosen haben er und seine Praxiskollegen vor vier Monaten geordert. Knapp 600 sind nach 14 Tagen bereits verbraucht. „Wir können noch alle Patienten, die für diese Woche zu einer Impfung angemeldet sind, versorgen. Ab nächster Woche haben wir dann aber nichts mehr“, erzählt Hans-Iver Kley.

Normalerweise ist es für die Ärzte möglich, wöchentlich über ein Onlineportal Impfstoffe nachzubestellen, damit kein Patient leer ausgeht. „Wir haben bereits versucht, 250 Impfdosen nachzuordern, aber da ist nichts zu machen. Es gibt auch kein Datum, ab dem sicher ist, dass wieder Impfstoffe geliefert werden können“, sagt Kley.

Apotheken haben Impfstoffe

Bessere Chancen als beim Arzt hat man derzeit bei den Apotheken auf eine Grippe-Impfung. „Die impfen seit Beginn an ohne Rücksicht durch. Ich weiß nicht, wo sie die ganzen Impfstoffe herhaben. Ich vermute, dass sie frühzeitig gebunkert haben.“

Über die sozialen Medien hört Hans-Iver Kley von vielen Arzt-Kollegen, die frustriert und wütend sind. „Das Problem ist, dass den Apotheken gar nicht die Unterlagen und Erkenntnisse vorliegen, ob jemand zur Risiko-Gruppe gehört und wirklich eine Impfung bekommen sollte. Ich höre von Kollegen, bei denen Patienten um eine Bescheinigung bitten, um sich bei einer Apotheke impfen lassen zu können“, sagt der Arzt aus Hadersleben.

In der vergangenen Woche vermeldete der dänische Apothekerverband, dass allein in den ersten 14 Tagen in dänischen Apotheken rund 120.000 Bürger gegen Grippe geimpft wurden.

Überblick fehlt

Da den Behörden der Überblick fehlt, wie viele Grippe-Impfstoffe überhaupt noch vorhanden sind, wurden mittlerweile alle Impfstellen dazu aufgefordert, Firmen-Impfungen sowie Impfungen von Personen, die nicht zur Risiko-Gruppe zählen, komplett zu stoppen.

Die dänische Behörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, Statens Serum Institut (SSI), die für den Einkauf von Impfstoffen verantwortlich ist, beteuert, dass es derzeit aufgrund der weltweit großen Nachfrage nicht möglich ist, weitere Impfdosen einzukaufen.

Somit ist auch für Hans-Iver Kley und seine Kollegen ungewiss, wann Nachschub eintreffen wird. Auch was künftige Impf-Kampagnen angeht, ist der Arzt aus Hadersleben sehr skeptisch. „Wenn man sieht, wie das hier abgelaufen ist und wie falsch kalkuliert wurde, muss man große Sorge haben, wenn der Corona-Impfstoff irgendwann tatsächlich da ist“, sagt Hans-Iver Kley.

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