Lokalgeschichte

Die übersehene Stadt

Die übersehene Stadt

Die übersehene Stadt

Woyens/Vojens
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Das Buch fand nach der Präsentation reißenden Absatz. Foto: Ute Levisen

Wer glaubt, dass über Woyens alles gesagt und geschrieben worden ist, irrt. Der frühere Leiter der Zentralbibliothek in Flensburg, Dr. Lars N. Henningsen, präsentierte sein jüngstes Werk vor vollem Hause. Ein Werk, das erstaunliche Einblicke in die Geschichte der Bahnhofsstadt gibt.

Der Saal des Lokalhistorischen Vereins von Woyens war überaus gut besucht, als der Verein zur Buchvorstellung von „Vojens viser vejen“ aus der Feder des Historikers Dr. Lars N. Henningsen eingeladen hatte: „Wenn heute so viele Menschen gekommen sind“, sagte der Autor, „dann wohl auch, weil Woyens eine interessante und bislang übersehene Stadt ist.“

Viel sei über Städte geschrieben worden, die – wie Woyens – von wenigen großen Firmen abhängig waren. Nicht so über Woyens, was verwundere, so der Historiker, da vor allem Woyens in den 60er Jahren in mancherlei Hinsicht Vorreiter gewesen sei in Sachen Stadtplanung im modernen Wohlfahrtsstaat.

Zu Unrecht übersehen

Dennoch komme Woyens diesbezüglich in der Erinnerungsliteratur nicht vor, pointierte Henningsen. Und dies ganz und gar zu unrecht: Symbolisiere die jüngere Geschichte der Bahnhofsstadt doch dänische Gesellschaftskunde par excellence! Genau darum gehe es schwerpunktmäßig in seinem Buch „Vojens viser vejen“. Vor 1920, entwickelte sich Woyens zu einer Stadt, die rasant wuchs und alle anderen Städte in Nordschleswig hinter sich ließ: „In der Woyenser Prärie konnte man Karriere machen, wollte man nicht in die USA auswandern.“

Eine neuerliche Blütezeit mit einem boomenden Arbeitsmarkt erfuhr Woyens in den Jahren der Besatzung, vornehmlich durch den Bau des Fliegerhorstes Skrydstrup: Woyens wuchs. Auch in den 50er Jahren prosperierte Woyens – dank Brdr. Gram, Schlachterei und Fliegerhorst. Der soziale Wohnungsbau, der heute noch das Stadtbild prägt, wurde zum Sinnbild der Hochkonjunktur. Damals standen die Bürger Schlange, um in Woyens eine Wohnung zu ergattern.

Der frühere Forschungsleiter der Dänischen Zentralbibliothek in Flensburg, Dr. Lars N. Henningsen Foto: Ute Levisen

Die kargen Jahre nach dem Aufschwung

Fast zwei Jahrzehnte sollte der Aufschwung währen. Anfang der 70er Jahre zeichnete sich ein Ende ab. 1975 hatte „Brdr. Gram“ mehr als 2.000 Mitarbeiter – 1998 waren es 1.400 und 1999, so Henningsen, platzte der Ballon. Woyens sei ein Paradebeispiel für die kargen 80er und 90er Jahre, als die Wirtschaftskrise der Stadt existenziell zusetzte. „Vielleicht könnte der neue Slogan lauten: Woyens will weiter!“, so Henningsen. „Jetzt da einige meinen, ein neuer Boom sei in Sicht.“

Ein regelrechter Bücherboom setzte nach der Präsentation ein: An den Verkaufstischen entstanden lange Schlangen und der Historiker hatte alle Hände voll damit zu tun, die gekauften Bücher zu signieren.

Der Nordschleswiger hat das Buch am 25. Oktober auf der Nordschleswig-Seite ausführlich vorgestellt.

Der Vereinsvorsitzende Preben F. Nørup konnte zahlreiche Besucher begrüßen. Foto: Ute Levisen
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