Pferdesport

Auf Vojumgård schlägt das Herz für den Fahrsport

Auf Vojumgård schlägt das Herz für den Fahrsport

Auf Vojumgård schlägt das Herz für den Fahrsport

Sommerstedt/Sommersted
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Auf dem Traditionsreiterhof Vojumgård bei Sommerstedt ist der Fahrsport eine Sache der ganzen Familie. Foto: Karin Riggelsen

Auf dem Traditionsreiterhof Vojumgård bei Sommerstedt schlagen die Herzen für den Fahrsport. Ganz gleich, ob Zwei- oder Vierspänner: Lars Jespersen Dau hat mit seinem Haflinger-Gespann schon so manchen Sieg einfahren können. Und die ganze Familie unterstützt ihn dabei.

„Wir machen eigentlich nicht viel anderes als Pferde“, sagt Anne-Mette Jespersen. Zusammen mit ihrem Mann Lars Jespersen Dau und den drei gemeinsamen Kindern lebt sie auf Vojumgård. Vojumgård ist der Traditionshof der Familie Jespersen bei Sommerstedt.

„Kutsche fahren“

2014 haben Lars und Anne-Mette den Hof von ihren Eltern übernommen, so wie 1986 einst ihre Eltern den Hof von ihren Großeltern übernommen hatten. Doch Vojumgård ist kein gewöhnlicher Reiterhof. Denn auf Vojumgård teilen alle ein ungewöhnliches Hobby: den Fahrsport. Besser bekannt als „Kutschefahren“. Doch Kutschefahren bezeichnet hier mehr, als sich von Pferden durch eine schöne Landschaft kutschieren zu lassen. Denn Fahrsport ist, wie der Name schon sagt, ein richtiger Sport. Mit offiziellem Sportverband, dänischen Meisterschaften, internationalen Turnieren, aber auch ganz viel Spaß und Familienflair.

Im vergangenen Herbst sind Lars und seine Familie aus Ungarn zurückgekehrt, wo er im September mit seinem Haflinger-Vierspänner an den Weltmeisterschaften der Pony-Fahrer teilgenommen hat. Foto: Karin Riggelsen

Erster Sieg mit Zweispänner

Bereits als Kind ist Anne-Mette auf internationalen Turnieren bei ihrem Vater hinten als sogenannter Groom auf der Kutsche mitgefahren. Und auch ihr Mann Lars ist mit dem Kutschefahren groß geworden. Selbst die eigenen Kinder sind schon voll mit dabei. Anne-Mettes und Lars‘ zehnjähriger Sohn Christian hat bereits seinen ersten Sieg mit dem Zweispänner eingefahren.

Neben der Leitung und täglichen Arbeit auf dem Hof gibt Lars Jespersen Dau auch Reitunterricht. Foto: Karin Riggelsen

Der Fahrsport

Bei Fahrturnieren werden zumeist drei verschiedene Disziplinen befahren: Dressur, Hindernis – auch bekannt als Kegelfahren und Gelände, was die meisten aber einfach nur Marathon nennen. Neben den unterschiedlichen Disziplinen gibt es außerdem verschiedene Kategorien: Einspänner sowie Zwei- und Vierspänner, wie Lars sie fährt.

Der Fahrsport ist ein zeitaufwändiges Hobby. Foto: Karin Riggelsen

Um ein Nationalteam auf die Beine zu stellen, braucht es aus jeder Kategorie mindestens einen Starter. Das ist auch der Grund, weshalb Lars seit 2014 bei internationalen Turnieren vierspännig unterwegs ist. Denn außer ihm gibt es niemanden, der für Dänemark mit einem Pony-Vierspänner an den Start geht. Doch schon vor 2014 ist er für Dänemark bei internationalen Meisterschaften mitgefahren, damals noch mit dem Zweispänner. Und das sogar sehr erfolgreich. 2005 und 2007 wurde er bei den Weltmeisterschaften mit seinem Haflinger-Zweispänner sogar Dritter in der Gesamtplatzierung. Einer war bei all diesen Erfolgen immer an Lars’ Seite: Nico. Seit 2002 hat der 23-jährige Haflinger keine einzige WM verpasst.

Neben dem Spaß ist so eine Weltmeisterschaft aber vor allem eines: viel Arbeit und noch mehr Planung. Foto: Karin Riggelsen

Eine WM für die ganze Familie

Im vergangenen Herbst sind Lars und seine Familie aus Ungarn zurückgekehrt, wo er im September mit seinem Haflinger-Vierspänner an den Weltmeisterschaften der Pony-Fahrer teilgenommen hat.
„Unser Ziel war es, unter die ersten zehn zu kommen, und das haben wir mit dem zwölften Platz auch fast geschafft. So gesehen war es auf jeden Fall ein Erfolg“, meint Anne-Mette. Außerdem seien die Weltmeisterschaften viel mehr als nur ein Wettkampf.

Auch zu Hause im Alltag ist Teamarbeit das Erfolgsrezept. Foto: Karin Riggelsen

Ein Familiending

„Das ist so ein Familiending. Die ganze Familie geht da mit. Und es ist ja auch irgendwo unser Urlaub“, erklärt sie weiter. Es gebe auch immer einen regen kulturellen Austausch. An einem Abend wird mit allen anderen Teilnehmern zusammen gegessen. Jedes Nationalteam bringt ein landestypisches Gericht mit – aus Dänemark sind das traditionell Hering und Schnaps. Dann kann sozusagen einmal um die Welt „geschlemmt“ werden. Das sei besonders für die Kinder eine tolle Erfahrung, weil sie dadurch viele andere Kulturen kennenlernen, erzählt Anne-Mette.

Auch der Transport will organisiert sein. Foto: Karin Riggelsen

Planung ist alles

Neben dem Spaß ist so eine Weltmeisterschaft aber vor allem eines: viel Arbeit und noch mehr Planung. Denn mit acht Ponys, zwei Kutschen und einem Wohnwagen im Gepäck kann man nicht mal eben knapp 1.300 Kilometer nach Ungarn fahren. Dafür ist bei den Jespersens Anne-Mette zuständig. Lars beschreibt sie liebevoll als den „Koordinator“. Seit Anne-Mette 2008 ihre eigene Fahrsport-Karriere beendet hat, unterstützt sie den Rest ihrer Familie bei Turnieren. Schließlich will nicht nur die Anreise gut geplant sein, sondern auch der Turnierverlauf selbst.

Und auch zu Hause im Alltag ist die Teamarbeit der beiden das Erfolgsrezept. Der Fahrsport erfordert nämlich insbesondere im täglichen Leben viel Zeit und Arbeit. Zumal er ja auch nur ein Hobby ist.

„Der Fahrsport hat viel Platz in unserem Leben, aber es ist immer noch ein Hobby“, stellt Anne-Mette klar. An erster Stelle stehe deshalb stets der Reiterhof. Neben der Leitung und täglichen Arbeit auf dem Hof gibt Lars auch Reitunterricht. In den Wintermonaten bildet er zudem Kutschpferde aus. Viel Zeit zum Trainieren bleibt Lars daher nicht. „Eigentlich trainiere ich hauptsächlich in den Sommermonaten und vor allem bei schlechtem Wetter, weil es dann auf dem Hof nicht so viel zu tun gibt“, erklärt Lars mit einem Augenzwinkern.

Pferdesport – das ist wie Urlaub, findet die Familie. Foto: Karin Riggelsen

Dänische Meisterschaften

Auch wenn es ein sehr zeitintensives Hobby ist, denkt Lars Dau gar nicht daran, mit dem Fahrsport aufzuhören. Schließlich hat er einen Titel zu verteidigen. Immerhin ist er seit 2002 ungeschlagener dänischer Meister im Pony-Zweispänner. Bei dänischen Meisterschaften bleibt er seinem Zweispänner weiterhin treu – unter anderem, weil es für den Vierspänner – wegen zu geringer Teilnehmeranzahl – gar keine offizielle Wertung gibt. In diesem Jahr hat er dann sogar die Gelegenheit, zum zehnten Mal in Folge dänischer Meister zu werden.

 „Das wäre natürlich toll, wenn das klappt – und dann noch auf unserem eigenen Hof“, sagt seine Frau Anne-Mette. Denn die nächsten dänischen Meisterschaften im Kutschenfahren werden auf dem Hof der Jespersens ausgetragen, am dritten Wochenende im Juli 2020.

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
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