Deutsche Minderheit

Zehnte Klasse für die DSH: Dreisprachig auf Wanderschaft

Zehnte Klasse für die DSH: Dreisprachig auf Wanderschaft

Zehnte Klasse für die DSH: Dreisprachig auf Wanderschaft

Hadersleben/Haderslev
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Schulleiterin Heike Henn-Winkels hofft, dass sich genügend Schülerinnen und Schüler anmelden, damit das Projekt realisiert werden kann. (Archivfoto) Foto: Ute Levisen

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„Voyager 10“ heißt das neue Konzept, mit dem die Deutsche Schule Hadersleben ab dem kommenden Schuljahr durchstarten möchte. Es sei ein Angebot für Zehntklässlerinnen und Zehntklässler, die Lust auf ein etwas anderes Schuljahr haben, erklärt Schulleiterin Heike Henn-Winkels.

„An uns wurde herangetragen, dass in Hadersleben ein echter Bedarf für eine weitere 10. Klasse ist. Wir haben die Kompetenz und die Ressourcen dafür, deshalb haben wir die Initiative ergriffen“, sagt Schulleiterin Heike Henn-Winkels mit Blick auf die Pläne, ab dem kommenden Schuljahr eine 10. Klasse an der Deutschen Schule Hadersleben (DSH) aufzunehmen.

Doch es soll keine gewöhnliche Klasse werden, betont Henn-Winkels: „Wir wollten etwas anderes machen und weg vom allgemeinen Unterricht.“ Selbstverständlich werden die obligatorischen Fächer und Prüfungen eingehalten, versichert die Schulleiterin. Doch im Mittelpunkt der Ausbildung sollen Sprache, Innovation und die Minderheitenproblematik stehen. Auch das Grenzland als Wirtschaftsraum, insbesondere im Hinblick auf Logistik und Tourismus, werde im Unterricht explizit berücksichtigt.

Sprache und Minderheit im Fokus

„Sprache und Minderheit sind natürlich Kernstück des Unterrichts“, sagt Heike Henn-Winkels. Wer bei den Worten Sprache und Minderheit nun davon ausgeht, dass der Unterricht ausschließlich auf Deutsch beziehungsweise Dänisch vonstattengehen wird – wie an den Schulen der deutschen Minderheit normalerweise üblich –, der irrt sich.
 

Auf dem Schulgelände der Deutschen Schule Hadersleben werden die künftigen Zehntklässlerinnen und Zehntklässler eher selten zu finden sein: Die 10. Klasse soll eine Art Wanderschule werden. (Archivfoto) Foto: Annika Zepke

„Der Kurs wird dreisprachig“, erklärt Henn-Winkels, „das heißt, am Ende des Schuljahres machen die Schülerinnen und Schüler ihren deutschen Realabschluss, den dänischen Abschluss und das Cambridge-Zertifikat.“ Für Letzteres werde die Schule allerdings erst den Antrag stellen, wenn sicher ist, dass die 10. Klasse an der DSH zustande kommt.

Deutschkenntnisse sind kein Muss

„Wir brauchen mindestens acht Schülerinnen und Schüler. Dann ziehen wir es durch“, verrät die Schulleiterin, die bei dieser Gelegenheit auch betont, dass das Beherrschen der deutschen Sprache keine Voraussetzung für die Aufnahme in die 10. Klasse an der DSH ist.

„Wir nehmen nicht jeden auf. Wir richten uns an jene Schülerinnen und Schüler, die wirklich etwas lernen wollen und ein ehrliches Interesse an der deutschen Sprache und der Minderheitenthematik haben“, so Heike Henn-Winkels. Gerade deshalb seien Deutschkenntnisse jedoch keine Aufnahmebedingung, erklärt sie weiter: „Stattdessen bieten wir lieber individuelle Deutschkurse an, sollten einzelne Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen.“

Für Kim Hoffmann Bjerringgaard ist „Voyager 10“ ein Herzensprojekt. Er habe sich mit vielen Ideen und großem Zeitaufwand in das Projekt eingebracht, meint Schulleiterin Heike Henn-Winkels. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Mit „Voyager 10“ auf Reisen

Passend zum Namen des Programms, „Voyager 10“, werde zudem das Reisen eine wesentliche Rolle im Unterrichtsverlauf spielen, erklärt Heike Henn-Winkels. „Wir haben drei Reisen geplant, eine Kennenlernreise zu Beginn des Schuljahrs, eine Reise nach Deutschland und eine in ein weiteres EU-Land.“

Neben den vielen Reisen und Ausflügen wartet die künftige 10. Klasse an der Deutschen Schule Hadersleben mit einer weiteren Besonderheit auf, wie die Rektorin verrät: „Das Klassenzimmer wird auf keinen Fall hier an der Schule sein.“ Es werde sich bei der Klassenstufe vielmehr um eine Art Wanderschule handeln, so Henn-Winkels weiter.

Wo genau die Schüler unterrichtet werden sollen, stehe noch nicht fest. „Aber wir haben einige Dinge in Aussicht. Auch im Ruderverein werden wir voraussichtlich einmal pro Woche zu Gast sein“, sagt die Schulleiterin, die zusammen mit ihren Kollegen und dem Vorstand der Schule bereits seit dem Frühjahr Pläne für das „Voyager 10“-Projekt schmiedet.

Schulrätin Anke Tästensen sieht die dreisprachige Ausrichtung der künftigen 10. Klasse an der Deutschen Schule Hadersleben als Chance. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Hadersleben zieht nach

Im Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) ist man ebenfalls erfreut darüber, dass die deutsche Minderheit bald um eine 10. Klasse reicher ist. „Bislang gibt es dieses Angebot nur in Sonderburg und Tingleff“, erklärt Schulrätin Anke Tästensen.

Die dreisprachige Ausrichtung des künftigen zehnten Jahrgangs an der DSH hält Tästensen ebenfalls für vielversprechend: „Sprache spielt für die jungen Leute insbesondere hier im Grenzland eine wichtige Rolle. Aber auch im Studium werden Sprachkenntnisse immer wichtiger. Daher halte ich es für eine gute Möglichkeit, das bereits in der zehnten Klasse in dieser Form anzubieten.“

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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