Europeada

Der Vereinsname brachte ihnen kein Glück

Der Vereinsname brachte ihnen kein Glück

Der Vereinsname brachte ihnen kein Glück

Hatto Schmidt, freier Journalist
Nordschleswig/Südschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Mannschaftskapitän Uzun Călin Pavel (links) und sein Mitspieler Nicolae Serban Foto: Midas

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Der FC Pobeda („Sieg“) der Bulgaren aus Rumänien vertritt eine Gemeinschaft von rund 4.000 Menschen und ist zum ersten Mal bei der Europeada dabei. Wer ist diese Volksgruppe mit der weiten Anreise?

Bulgarisch „Pobeda“ bedeutet Sieg. Ein solcher wollte dem Team der Bulgaren aus Rumänien aber nicht gelingen bei der Europeada. Dabei hatten sie große Strapazen auf sich genommen mit der Reise ins deutsch-dänisch-friesische Grenzland: Für die gut 1.500 Kilometer lange Busreise von Stár Bišnov/Dudeștii Vechi im Südwesten Rumänien nach Flensburg (Flensborg) brauchte die Mannschaft 24 Stunden, also einen ganzen Tag und eine Nacht. 

Trotzdem habe sich die Reise gelohnt, meint Kapitän Uzun Călin Pavel und freut sich über die tolle Atmosphäre im Grenzland, auch wenn er das ständig wechselnde, kühle und regnerische Wetter als gewöhnungsbedürftig empfindet.

Nicht auf das Geld aus dem Mutterland angewiesen

Alle Spieler seiner Mannschaft kommen aus dem 4.000-Seelen-Dorf Stár Bišnov (rumänisch Dudeștii Vechi) im äußersten Südwesten des rumänischen Teils des Banats, nahe der ungarischen Grenze. In vier Dörfern in dem Gebiet 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt des Banats, Temeswar/Temesvar/Timişoara, leben 3.000 bis 4.000 Angehörige der bulgarischen Minderheit. Eine weitere Gemeinschaft von Bulgaren gibt es in Târgoviște nahe Bukarest. 

Die Bulgarinnen und Bulgaren stammten ursprünglich aus dem Norden Bulgariens und wurden 1738 nach ihrer Flucht vor den Osmanen im Banat angesiedelt. Sie bekennen sich zur römisch-katholischen Konfession, während der Großteil der Bulgaren der bulgarisch-orthodoxen Kirche angehört. „Die Bulgaren im Banat sind die älteste bulgarische Gemeinschaft außerhalb Bulgariens“, schildert Călin Pavel. „Wir sprechen einen altertümlichen bulgarischen Dialekt, der sich nur dort erhalten hat und sonst nirgendwo mehr gesprochen wird“, fügt sein Mannschaftskamerad Nicolae Serban hinzu. Die bulgarische Minderheit erfreut sich all der Rechte, welche die an sich guten, oft aber nicht wirklich umgesetzten Minderheitenschutzgesetze Rumäniens den 18 anerkannten Minderheiten zugestehen: Sie stellen einen Parlamentsabgeordneten und werden vom Staat finanziell gefördert, und zwar so gut, dass sie zwar Unterstützung aus Bulgarien bekommen, aber nicht auf Geld aus dem Mutterland angewiesen sind, wie Călin Pavel erläutert.

Uzun Călin Pavel (Nummer 5) im Kopfballduell mit einem Spieler der Ladiner aus Italien Foto: Midas

Zum ersten Mal bei der Europeada

In der Schule in seinem Heimatort lernen die Kinder Standard-Bulgarisch, von der ersten bis zur 12. Klasse, und es gibt auch einen Kindergarten, in dem die Sprache der Minderheit gesprochen wird. Großen Stolz empfindet der FC Pobeda über das nach Hristo Stoitschkow, dem früheren Weltklassestürmer von ZSKA Sofia und FC Barcelona benannte Fußballstadion. Stoitschkow war 2013 zur Eröffnung des Stadions nach Stár Bišnov gekommen. Er stammt aus Plowdiw, mit dessen Spitzenverein Lokomotive den FC Pobeda eine Partnerschaft verbindet. 

Die Bulgaren aus dem Banat sind das erste Mal bei der Europeada. „Uns wurde gesagt, das sei ein Turnier für Amateure“, sagt Călin Pavel, „aber für Amateure ist das Niveau schon sehr hoch.“ Das spüre der FC Pobeda umso mehr, als keiner seiner Spieler aktiver Fußballer sei. 

Das sieht man dem einen oder anderen Spieler auch an: Sie sind schon seit einigen Jahren im fußballerischen Rentenalter und haben das eine oder andere Kilo an zusätzlichem Gewicht in Bewegung zu setzen. Aber es sind gute Fußballer dabei, die früher sicher schon einmal im höherklassigen Amateurfußball dabei waren. Es ist eine sehr faire Mannschaft, die in erster Linie das Dabeisein genießen will. Die Heimfahrt ist dann schließlich wieder lang genug.

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