Minderheiten-EM

Emotionaler Höhepunkt zum Abschluss: Europeada mit lang ersehntem Tor beendet

Emotionaler Höhepunkt zum Abschluss: Europeada mit lang ersehntem Tor beendet

Europeada doch noch mit lang ersehntem Tor beendet

Bredstedt
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Die Nordschleswiger und die Rätoromanen aus der Schweiz lieferten sich zum Abschluss erneut ein Spiel auf Augenhöhe. Foto: Karin Riggelsen

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Ende gut, alles gut: Die Männermannschaft des Teams Nordschleswig hat im abschließenden Platzierungsspiel doch noch ihr erstes eigenes Tor bei der Europeada erzielt. Obwohl „Æ Mannschaft“ auch bei dieser Minderheiten-EM sieglos blieb, war die Teilnahme an dem Event für die Spieler ein Erlebnis, das sie nicht hätten missen wollen.

Im letzten Platzierungsspiel der Europeada gegen Ils Rumantschs, die Rätoromanen aus der Schweiz, musste das Team Nordschleswig eine knappe 1:2-Niederlage hinnehmen. Damit beendeten die Nordschleswiger die Europameisterschaft der nationalen Minderheiten, an der 24 Herren- und 9 Frauenmannschaften während der vergangenen Woche in Süd- und Nordschleswig teilgenommen haben, auf dem 15. Platz.

„Ich würde sagen, das ist ganz okay. Wir haben gegen alle Mannschaften, mit Ausnahme von Südtirol, mithalten können. Und am Ende haben wir noch unser Tor geschossen. Damit haben wir immerhin den Torrekord der Europeada 2016 eingestellt“, sagt Trainer Peter Feies schmunzelnd.

Peter Feies sah seine Mannschaft bis zum Schlusspfiff kämpfen. Foto: Karin Riggelsen

Obwohl die nordschleswigschen Spieler nach einer intensiven Fußballwoche sichtlich müde waren, gab die Mannschaft von Trainer Feies auf dem Spielfeld noch einmal alles. Die Rätoromanen aus der Schweiz erspielten sich zunächst die besseren Torchancen und gingen kurz vor der Halbzeitpause mit 1:0 und wenige Minuten nach dem Seitenwechsel sogar mit 2:0 in Führung.

Torhüter mit Torvorlage

Die Nordschleswiger kämpften tapfer weiter, aber lange ohne große Durchschlagskraft. Kurz vor dem Spielende zogen sie ihren letzten Trick aus dem Hut: Torhüter Bo Kjær Nielsen übergab die Torwarthandschuhe an Theo Muus Meyer und durfte sich als Feldspieler beweisen. Nur wenige Minuten später flankte er den Ball gekonnt vor die Füße von Frederik Adams, der aus kurzer Distanz einnetzte und die Nordschleswiger jubeln ließ.

„Wenn man sich vorher einen Spieler für das Tor gewünscht hätte, wäre er ganz vorne dabei gewesen. Als unser jüngster Spieler war er die ganze Zeit mit großem Eifer dabei“, freut sich Feies über den Treffer des 15-Jährigen, demzufolge damit zumindest ein Ziel für die Nordschleswiger in Erfüllung gegangen sei. „Natürlich wollten wir gewinnen, aber ein Muss war es heute, noch einmal ein Tor zu schießen. Deswegen haben wir uns vor dem Spiel gesagt, dass wir am Ende alles nach vorne werfen“, so Frederik Adams.

Frederik Adams belebte das Angriffsspiel der Nordschleswiger nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit. Foto: Karin Riggelsen

Nach dem Anschlusstreffer keimte beim Team Nordschleswig noch einmal Hoffnung auf. Trotz einer späten Aufholjagd blieb es jedoch beim 1:2-Endstand. Grund zur Freude gab es für die nordschleswigschen Spieler während der vergangenen Woche trotz der sieglosen Europeada dennoch. Nicht nur wegen des ersten eigenen Treffers am Freitagnachmittag in Bredstedt. Auch die Turnier-Atmosphäre, der Kulturtag und der Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der anderen Minderheiten begeisterten die Fußballer von „Æ Mannschaft“, wie Jan Röhrig berichtet. Der Leiter der Deutschen Schule Rapstedt hat die deutsche Minderheit in Nordschleswig bereits bei der ersten Europeada im Jahr 2008 als Fußballer vertreten.

Jan Röhrig war bereits bei der Europeada im Jahr 2008 dabei. Foto: Lorcan Mensing

„Man merkt, dass das Turnier seitdem deutlich größer geworden ist. Vor allem der Kulturtag mit den vielen Menschen auf dem Knivsberg war diesmal noch eindrucksvoller. Die Woche war intensiv und hat sich sehr lang angefühlt, aber auch großen Spaß gemacht. Ich freue mich jetzt auf die Finalspiele am Sonnabend in Flensburg (Frauen-Finale zwischen Südtirol und Nordfriesland ab 11 Uhr und Männer-Finale zwischen Occitània und Friûl ab 14 Uhr im Manfred-Werner-Stadion) und das Abschlussfest. Da lassen wir es noch einmal krachen, aber ein bisschen sentimental bin ich schon auch“, sagt Jan Röhrig angesichts des baldigen Endes der Europeada.

Auch Rasmus Mille, Lehrer der Förde-Schule Gravenstein, hat sich sowohl über den kulturellen Austausch als auch über den sportlichen Wettbewerb gefreut. Foto: Karin Riggelsen

Nicht weniger begeistert beschreibt Team Nordschleswig-Kicker Rasmus Mille seine Eindrücke von der Minderheiten-EM.

„Die sportlichen Niveauunterschiede der Minderheiten sind zum Teil recht deutlich, wie wir in unserem Spiel gegen Südtirol erlebt haben. Aber wir haben es genossen, dabei zu sein und so viele Menschen von verschiedenen Minderheiten aus Europa zu treffen. Allein dadurch einen näheren Eindruck davon zu gewinnen, welche Minderheiten es noch neben den beiden südlich und nördlich der deutsch-dänischen Grenze gibt, fand ich spannend. Sowohl das Fußballspielen als auch der kulturelle Austausch waren ein tolles Erlebnis“, so Rasmus Mille, der das Team Nordschleswig am Abend nach dem Spiel gegen Ils Rumantschs zu sich nach Hause zum gemeinsamen Anschauen des EM-Viertelfinalspiels zwischen Deutschland und Spanien eingeladen hat.

Der Abend fand selbstverständlich auch in Gemeinschaft und mit Fußball seinen Ausklang. Foto: Stephan Gottschalk
Europeada 2024

Die Europeada 2024

  • Die Europeada ist die Fußball-Europameisterschaft der autochthonen nationalen Minderheiten in Europa
  • Sie wird seit 2008 alle vier Jahre vom Minderheiten-Dachverband FUEN organisiert. 
  • Das Turnier soll den sportlichen Wettbewerb mit kulturellem Austausch verbinden und die Sichtbarkeit und den Respekt gegenüber Minderheiten fördern. 
  • Die Europeada 2024 wurde dieses Mal von den vier Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland veranstaltet: der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der dänischen Minderheit in Südschleswig, den Friesinnen und Friesen sowie den Sinti und Roma.
  • Das Motto „Between the Seas” war Programm: Gespielt wurde an 14 Orten in Deutschland und Dänemark, zwischen Nord- und Ostsee.
  • 24 Männer- und 9 Frauenteams nahmen teil. 
  • Die Gruppenphase der Männer fand vom 30. Juni bis 2. Juli in sieben Gruppen statt, die Frauen spielten in drei Gruppen gegeneinander. Die K.-o.-Runde sowie die Platzierungsspiele fanden vom 4. bis 6. Juli 2024 statt. 
  • Insgesamt nahmen 880 Spielerinnen und Spieler aus zwölf Ländern teil.
  • Neben der Eröffnungszeremonie und den Finalspielen war ein weiteres Highlight der Kulturtag in der Mitte des Turniers, bei dem die teilnehmenden Minderheiten einander ihre Kulturen, Sprachen und Traditionen präsentierten. 

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