Deutsche Minderheit

Schleswig-Holstein Musik Festival: So viel Geld gibt die Minderheit

Schleswig-Holstein Musik Festival: So viel Geld gibt die Minderheit

SH Musik Festival: So viel Geld gibt die Minderheit

Apenrade/Aabenraa
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Uffe Iwersen, Ulf-Mikael Iwersen
Ulf-Mikael „Uffe“ Iwersen ist seit 2009 Kulturkonsulent beim BDN und arbeitet derzeit daran, das SHMF auf den Knivsberg zu holen. Foto: Cornelius von Tiedemann

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Interview: Das SHMF kommt wieder nach Nordschleswig. Warum und wie viel bezahlt der Bund Deutscher Nordschleswiger dafür? Dessen Kulturkonsulent steht Rede und Antwort – und verrät, dass das Festival bald ins Herz der Minderheit geholt werden könnte.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival ist ab Mittwoch im Gange – und erneut steht auch Nordschleswig auf dem Spielplan. Anders als früher kommen die Stars der Klassikwelt nicht mehr an die Westküste, sondern nur nach Sonderburg (Sønderborg) ins Alsion und ins Schloss – in zwei von mehr als 120 Spielstätten insgesamt.

In ihrem Selbstverständnis als kulturelle Brückenbauerin zwischen Deutschland und Dänemark hat sich die deutsche Minderheit durch ihren Dachverband, den Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), über viele Jahre mit aus ihrer Sicht beträchtlichen finanziellen Mitteln bei dem Festival engagiert. Weshalb der Geldhahn gedrosselt wurde – und er trotzdem auf eine gemeinsame Zukunft mit neuen Möglichkeiten setzt – erzählt BDN-Kulturkonsulent Uffe Iwersen im Interview.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival in Nordschleswig

• Sonntag, 17. Juli, 19.30 Uhr im Schloss Sonderburg:
„Brahms vierhändig“ mit dem Genova & Dimitrov Klavierduo.

• Sonntag, 24. Juli, 19.30 Uhr im Alsion in Sonderburg:
„BBC Philharmonic“ mit Dirigent Omer Meir Wellber, Fazıl Say am Klavier und dem Rundfunkorchester BBC Philharmonic aus Manchester.

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Uffe Iwersen, Ulf-Mikael Iwersen
Uffe Iwersen ist seit 2009 beim BDN für die Kultur zuständig. Foto: Cornelius von Tiedemann

Uffe Iwersen, das SHMF kommt nach Nordschleswig – aber „nur“ nach Sonderburg. Warum eigentlich nicht mehr an die Westküste?

Der BDN ist seit Jahrzehnten Partner des SHMF auf dänischer Seite, seit vielen Jahren jetzt auch zusammen mit der Kommune Sonderburg. Und es gab verschiedene Konzertkonzepte. Als ich 2009 anfing, gab es typischerweise ein Konzert im Alsion und eines im Schloss in Sonderburg.

Wir haben dann versucht, das zu ändern, sodass wir auch ein SHMF-Konzert an die Westküste kriegen, in Lügumkloster, wir waren auch mal in Tondern.

Diese Konzerte wurden aber tatsächlich nicht so gut angenommen wie erhofft. Und das SHMF guckt natürlich auch ganz nüchtern auf die Verkaufszahlen, wo wir ja etwas ideologischer an die Sache herangehen. Da haben wir uns natürlich arrangiert und uns darauf geeinigt, dass wir zwei Konzerte in Sonderburg stattfinden lassen. Eines auf jeden Fall im Alsion und, wie diesen Sommer, zusätzlich eines im Rittersaal im Sonderburger Schloss.

Christian Kuhnt
Hat den Knivsberg für das SHMF ins Auge gefasst: Intendant Christian Kuhnt (Archivfoto). Foto: Felix König/SHMF

Dass der BDN der einzige Grund für das SHMF ist, nach Nordschleswig zu kommen für zwei, drei Konzerte, das mag früher der Fall gewesen sein, aber das ist nicht mehr gegeben.

Uffe Iwersen

 


Also ist alles wieder wie früher?

 

Wir haben für die Zukunft eine Vereinbarung mit dem SHMF: Wenn die irgendetwas Tolles haben, was wir auch toll finden und das für den Knivsberg als Open-Air-Konzert optimal wäre, dann würden die uns das anbieten, wir würden uns das angucken und das gegebenenfalls auf dem Knivsberg machen – zusätzlich zu den Sonderburger Konzerten.

Der Knivsberg mit seinem symbolischen Charakter als Versammlungsort der Minderheit – das wäre dem BDN dann auch Geld wert?

Wir würden mit dem SHMF dann verhandeln, was das zusätzlich kosten würde, ja.

Du sprachst von „toll finden“ – was sind die Kriterien für den BDN, was ist „toll“?

Das darf dann gerne ein sehr bekannter Name aus dem deutschsprachigen Raum sein, ein Künstler oder eine Künstlerin, die alleine vom Namen her zieht, oder die aus unserer Sicht musikalisch so bombastisch gut ist, dass wir meinen, das könnte ein gutes Sommerkonzert auf dem Knivsberg sein.

Und „aus unserer Sicht“ heißt dann: Der Kulturausschuss, die Kulturausschussvorsitzende (Marion Petersen, Red.), Uwe Jessen (BDN-Generalsekretär, Red.) und ich. Das Ganze hängt dann natürlich auch von der Förderung ab – und danach musst du mich jetzt fragen …

Genau das tue ich jetzt. Was kostet es die Minderheit, dass das SHMF nach Nordschleswig kommt?

Als ich 2009 anfing, hat der BDN einen Zuschuss von rund 100.000 Kronen pro Jahr dem SHMF gegeben – als Brückenbauer, damit das Festival nach Nordschleswig kommt. Das Alsion und die Kommune Sonderburg waren natürlich auch involviert. Wir haben das dann schrittweise reduziert, weil, wer den „Nordschleswiger“ kürzlich gelesen hat, weiß, 100.000 Kronen sind ungefähr ein Drittel unseres Jahreshaushalts. Das konnten und wollten wir uns nicht mehr leisten.

Warum nicht?

Dass der BDN der einzige Grund für das SHMF ist, nach Nordschleswig zu kommen für zwei, drei Konzerte, das mag früher der Fall gewesen sein, aber das ist nicht mehr gegeben. Ich gehe stark davon aus, dass das SHMF auch kommen würde, wenn es den BDN und die Minderheit nicht geben würde.

Dennoch wollen wir natürlich trotzdem uns als Brückenbauer involvieren und engagieren. Deshalb fördern wir das SHMF mit derzeit 15.000 Kronen pro Jahr – wenn es bei den Sonderburger Konzerten bleibt. Was dann darüber hinaus auf dem Knivsberg passiert, ist eine andere Sache.

Ein drastischer Einschnitt …

Wir sind schrittweise vorgegangen, von zunächst 12.000 Euro auf 10.000 Euro und inzwischen sind wir bei den 2.000 Euro.

Wir wollen uns natürlich die Möglichkeit offenhalten, etwas Größeres aufzuziehen, wenn es passt.

Uffe Iwersen

Inzwischen also ein überschaubarer Betrag für einen Effekt, den ihr euch erhofft. Welcher Effekt ist das?

Das SHMF ist eines der größten Klassik- und Musikfestivals überhaupt. Das ist ein Label, das wir gerne in Nordschleswig haben wollen. Das ist uns wichtig, und auch wenn es vielleicht nur ein symbolischer Betrag ist, wollen wir zeigen, dass wir das wirklich wollen und ein Partner auf dänischer Seite für das SHMF sein wollen. Und wir wollen uns natürlich die Möglichkeit offenhalten, etwas Größeres aufzuziehen, wenn es passt.

Wie ist denn das Feedback aus der Minderheit selbst – oder sind es vorwiegend Besucherinnen und Besucher aus Deutschland, die zu den Konzerten herkommen?

Der Kommune Sonderburg und dem Alsion ist es egal, wo das Publikum herkommt. Die sind sogar daran interessiert, dass da der Großteil der Auslastung aus Deutschland kommt zu den SHMF-Konzerten. Eine Statistik habe ich nicht, aber es sind tatsächlich mehr deutsche Autos auf dem Parkplatz vorm Alsion als dänische Autos. Ich gehe von 25 Prozent dänisch und 75 Prozent deutsch aus. Und das ist auch ein Grund dafür, dass wir keine 12.000 Euro mehr zahlen, denn wir wollen das Geld für unser Publikum ausgeben – die Minderheitsbevölkerung und die Mehrheitsbevölkerung in Nordschleswig.

Mit dem Intendanten und dem Hauptgeschäftsführer haben wir den Knivsberg während der Corona-Zeit besucht – und die waren stark begeistert!

Uffe Iwersen

Du sagtest, das SHMF würde auch ohne Minderheit nach Nordschleswig kommen. Ist das Label Dänemark für die ein Mehrwert in sich?

Die sind froh, dass sie uns haben, auch als Brückenbauer, auch weil wir zum Beispiel mit technischen Sachen vermittelt haben. Aber es ist für die ein ganz klarer Mehrwert, auf der dänischen Seite zu spielen, und mit dem Alsion in Sonderburg haben sie einen fantastischen Klassik-Saal, an dem sie natürlich auch ein Eigeninteresse haben.

Wie viel Arbeit, über das Überweisen von 2.000 Euro hinaus, steckt denn für den BDN noch drin?

Da gibt es schon noch etwas zu tun. Für das Schlosskonzert am kommenden Sonntag stehe ich schon für die praktische Umsetzung, zusammen mit dem Künstlerbetreuer und in Verbindung mit dem Schloss. Aber ja, es gibt Sachen, die mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wir teilen es uns mit der Kommune Sonderburg seit einigen Jahren auf. Sie machen das im Alsion, wir im Schloss.

Der BDN ist also aktiv im SHMF involviert ...

... ich bin ab 13 Uhr am Sonntag im Schloss. Und wir machen auch Öffentlichkeitsarbeit bei den Konzerten, teilen unsere Flyer aus, stellen unsere Roll-ups auf. Und normalerweise hält Marion Petersen auch die Begrüßungsrede im Alsion zusammen mit dem jeweiligen Kommunalpolitiker. Sie ist nun im Urlaub, aber für die Kommune ist diesmal Christel Leyendecker (Schleswigsche Partei, Red.) dabei.

Wir halten fest: Die Minderheit gibt weniger Geld als früher, steckt weiterhin Arbeit ins SHMF und ist bei den Konzerten unübersehbar vertreten. Und Ziel ist es, irgendwann das SHMF ganz ins Herz der Minderheit, auf den Knivsberg, zu holen. Richtig?

Mit dem Intendanten und dem Hauptgeschäftsführer haben wir den Knivsberg während der Corona-Zeit besucht – und die waren stark begeistert! Deswegen hoffen wir, dass sie uns dann auch irgendwann mal etwas anbieten.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

 

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