Am Deutschen Gymnasium

„Hoffmanns Gefährtinnen“ feiern Premiere in Nordschleswig

„Hoffmanns Gefährtinnen“ feiern Premiere in Nordschleswig

„Hoffmanns Gefährtinnen“ feiern Premiere in Nordschleswig

Jens Uwe Jessen
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Bei Oper To Go singen: Elisabeth Thöni (l.), Kathrin Walder und Nina Laubenthal. Foto: Karin Riggelsen

Das dreiköpfige Ensemble beeindruckte die Zuschauer mit ihrer Oper-To-Go-Inszenierung im deutschen Gymnasium für Nordschleswig.

Herkömmliche Opernaufführungen erfordern in vielerlei Hinsicht erheblichen Aufwand. Erfrischend davon abweichend setzten drei Musikerinnen aus Süddeutschand ihre To-Go-Version „Hoffmanns Gefährtinnen” in Anlehnung an Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen” in Szene.

Ohne üppige Kulissen, nur mit Hilfe weniger Requisiten wie Kleiderständer, Brief, Spiegel, Weinflasche und
Becher sowie passenden Beleuchtungseffekten, verliehen sie dem Geschehen auf der Bühne leicht verständliche Wirkung. Von ihren Darstellungsmitteln sind vor allem treffsichere Bewegungen, darunter der mechanische Tanz der Puppe Olympia hervorzuheben.

Eine anspruchsvolle Herausforderung war die Verkörperung verschiedener Personen durch dieselbe Darstellerin. So spielte die Sopranistin Nina Laubenthal alle Gefährtinnen Hoffmanns:  Antonia, Giulietta, Stella und die Puppe Olympia. Die Mezzosopranistin Kathrin Walder übernahm anfangs die Rolle der Muse und verwandelte sich im weitern Verlauf in Hoffmanns intriganten Freund Nicklausse.

Der Pianistin Elisabeth Thöni fiel nicht nur die gesamte instrumentale Begleitung am Flügel zu; sie trat auch mit Gesang und in den gesprochenen Dialogen als Dichter und Musiker Hoffmann auf. Die Handlung schilderte drei Liebesepisoden des Dichters, die alle schmerzlich mit Enttäuschung oder Tod enden. Die in Offenbachs Oper vorkommenden Arien wurden auf Französisch gesungen, die gesprochenen Dialoge dagegen wurden auf Deutsch geführt.

Stimmliche Vielfalt

Nina Laubenthal legte große Wärme und Klangschönheit in ihre Arien, gab aber bei dramatischen Zuspitzungen auch emporflammenden Gemütsbewegungen Ausdruck. Kathrin Walder charakterisierte mit ihrem sehr wandlungsfähigen tieferem Sopran in hohem Maße das Wesen des Ränkeschmieds Nicklausse. Wunderschön weich ergänzten sich die Stimmen der beiden Sopranistinnen in der bekannten Barcarolle des vierten Akts „Belle nuit, nuit d’amour”. Die Pianistin Elisabeth Thöni meisterte den auf das Klavier übertragenen Orchesterpart einfühlsam und in vollendeter Perfektion.

Eine beträchtliche zusätzliche Herausforderung war ihre Verkörperung Hoffmanns, dabei nicht zuletzt ihr an Stella gerichteter Abgesang ganz auf Brecht/Weill’sche Art. Am Ende waren Hoffmanns sämtliche Beziehungen zerbrochen und die Muse konnte wieder vollends von ihm Besitz ergreifen. „Macht die Liebe auch groß, macht noch größer der Schmerz”. Von der auf dem Programmfaltblatt angekündigten „unterhaltsamen und bekömmlichen” Operninterpretation sichtlich beglückt, bedankte sich das Publikum mit lang anhaltendem Applaus.

Glücklich waren auch die drei Musikerinnen, handelte es sich doch um eine Uraufführung, obendrein in Nordschleswig, mit dem Nina Laubenthal aus familiären Gründen eine besondere Verbundenheit besitzt. Selbstverständlich wurden die drei Darstellerinnen von verschiedenen Seiten mit Blumen bedacht, vom Arrangeur Bund Deutscher Nordschleswiger kamen als originelles Geschenk für jede Musikerin noch eine Tüte mit typisch dänischen Hotdog-Zutaten hinzu, „praktisch und zeitgemäß” wie die reizvolle Aufführung von Hoffmanns Gefährtinnen.
                                                                                               

 

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