Gänse-Preisrätsel

Gänse-Glück unter der Dusche

Gänse-Glück unter der Dusche

Gänse-Glück unter der Dusche

Nordschleswig
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Joachim Weinschenck steht gerade unter der Dusche, als Christian an der Tür klingelt. Also wird die Gans kurzerhand durch das schmale Badezimmerfenster gereicht. Foto: dodo

Unser Geschäftsführer Christian Andresen ist auch in diesem Jahr wieder durch Nordschleswig gefahren und hat den Gewinner des Gänse-Preisrätsels einen Besuch abgestattet.

Christian Andresen, der Geschäftsführer des „Nordschleswigers“, lässt sich gerne anschreien – und das seit nunmehr 25 Jahren. Am liebsten von jubelnden Lesern, wenn er ihnen eine Gans überreicht. Das ist, wenn man es ganz genau nimmt, bereits 291-mal der Fall gewesen. Und auch in diesem Jahr hat er sich natürlich wieder auf den Weg quer durch Nordschleswig gemacht, um den glücklichen Gewinner des Gänsepreisrätsels persönlich ihren Preis zu überreichen. Dabei sollte der Ausdruck „quer durch Nordschleswig“ selten so zutreffend sein wie in diesem Jahr.

Voll beladen, mit zwölf gefrorenen Gänsen im Kofferraum, startet Christian am Donnerstagmorgen in Apenrade. Der erste Stopp führt ihn in den hohen Norden des Landesteils – nach Sommerstedt. Hier wohnt Inge Kley. Kurz bevor Christian ihr Haus erreicht, bekommt er erst mal einen großen Schreck. „Ich glaube, da kommt ein Wolf “, sagt er mit großen Augen.

Natürlich ist es kein Wolf, sondern nur Inges Hündin Nischa, die die Gäste lautstark begrüßt und Inge vorwarnt. Die 88-Jährige ist in jüngster Zeit fast schon zu einem alten Medienhasen geworden. Denn, dass ein Auto des Fernsehens oder der Presse bei ihr vorfährt, ist mittlerweile an der Tagesordnung. Nun gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, dennoch war in der vergangenen Woche das ZDF bei ihr zu Besuch, um einen Bericht über die Familiengeschichte zu drehen – und wenige Tage später kam Kollegin Karin Friedrichsen aus der Haderslebener Lokalredaktion für einen Artikel bei Inge vorbei.

Hündin Nischa warnte Inge Kley bereits lautstark vor, als Christian sich dem Haus näherte. Foto: dodo

Damit, dass sie so schnell noch einmal medialen Besuch bekommt, hat sie dann aber nicht gerechnet. Die Augen sind groß, als Christian aussteigt und ihr die Gans überreicht. „Ich spiele von Anfang an mit – und habe noch niemals gewonnen. Damit habe ich wirklich nicht mehr gerechnet“, erzählt Inge mit großer Freude in der Stimme. Zu Weihnachten werde es die Gans nicht geben, verrät sie, weil sie da bei ihrer Tochter sei. Im neuen Jahr soll dann die Familie zusammengeholt werden, damit alle etwas abbekommen, sagt Inge.

Erster Halt, erste Gans übergeben. Das habe ich in den vergangenen Jahren schon ganz anders erlebt, das fängt doch gut an, denkt sich Christian – und macht sich auf den Weg nach Rapstedt zu Lissi und Manfred Hansen. Zu früh gefreut! Das Haus ist dunkel, die Auffahrt leer. Hier ist niemand zu Hause. Auch bei den Nachbarn öffnet niemand die Tür. Auch später am Nachmittag, wenn Christian es hier auf dem Heimweg nochmals probiert, wird er ein leeres Haus vorfinden. Glücklicherweise kann er dann die Gans bei Nachbarin Keike Hetemer abgeben, die die Gans gerne in Empfang nimmt und diese schnell in ihrer Gefriertruhe verstaut, denn ihr Hund, ein Rottweiler, zeigt großes Interesse an dem gefrorenen Geflügel.

Kein Glück hat Christian bei Lissi und Manfred Hansen. Foto: dodo

Weiter geht es nach Haistrup. Hier wohnt Mette Petersen. Die läuft, als sie Christian sieht, erstmal schreiend zurück in ihre Garage. „Det er løgn“ schallt es mehrfach laut aus dieser, ehe sie mit einem breiten Grinsen die Gans in Empfang nimmt. „Seit 30 Jahren spiele ich mit, noch niemals hat es geklappt“, erzählt Mette. Sie habe sich schon etwas gewundert, denn normalerweise sei sie immer ein Glückspilz. „Ich habe noch gescherzt und zu meinen Kinder gesagt, dass ich dieses Jahr gewinnen werde“, sagt sie. Wann die Gans auf den Tisch kommt, weiß sie schon: „Im Februar rufen wir die Freunde zusammen, dann landet das Ding im Ofen“, so Mette.

Mette Petersen kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Foto: dodo

Nicht weit entfernt in Terkelsbüll wohnt auch schon die nächste Gewinnerin, Marianne K. Christensen. Ihr Mann Hans Heinrich öffnet die Haustür und nimmt die Gans entgegen. Wirklich überrascht wirkt er nicht. Bereits zum dritten Mal haben er und seine Frau gewonnen, erzählt er. Vor fünf Jahren brachte Christian die letzte Gans bei ihnen vorbei. „Damals habe ich zum ersten Mal mitgespielt und direkt gewonnen“, so Hans Heinrich. Der gerade erst das Weihnachtsessen besorgt hat. „Hätte ich das mal vorher gewusst, ich habe gestern erst eine Ente geholt“, erzählt er. Trotzdem wird der Gewinn zeitnah auf dem Teller landen, da ist er sich sicher.

Hans Heinrich Christensen und seine Frau haben schon dreimal gewonnen. Foto: dodo

Die nächste Gewinnerin ist die Tinglefferin Betty Weinschenck. Hoffnungen, bei ihr eine Gans loszuwerden, hat Christian allerdings nicht. Auch mehrmaliges Klingeln ruft kein Lebenszeichen im Haus hervor. Der Geschäftsführer des „Nordschleswigers“ will sich bereits auf den Weg machen, um sein Glück bei den Nachbarn zu versuchen, da geht das kleine Badezimmer neben der Haustür einen Spalt auf. „Moin“, ruft eine Stimme. Es ist Bettys Mann Joachim, der gerade unter der Dusche steht. „Ich würde dich ja gerne hereinlassen, aber es ist gerade ungünstig“, sagt er. Christian muss schmunzeln. Er überlegt kurz und hat die Lösung: „Na, dann mach dein Fenster mal ein kleines Stück weiter auf, sonst passt die Gans da nicht durch“, so Christian. Gesagt, getan – und die Tüte mit der gefrorenen Gans wandert durch das kleine Badezimmerfenster. „Ich habe ja schon viele Gänse verteilt, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, so Christian mit einem lauten Lachen auf dem Weg zurück zum Auto.

Die Gans passt gerade so durchs Badezimmerfenster. Foto: dodo

Als Nächstes geht es zu Hugo Schmidt. Christian ahnt schon, dass dieser nicht zu Hause sein wird. „Hugo arbeitet beim LHN, dann fahren wir doch einfach da kurz vorbei“, sagt Christian, nachdem er, wie erwartet, bei Hugo vor verschlossener Tür steht. An der Rezeption des LHN nachgefragt, kommt Hugo schon mit einem Grinsen aus seinem Büro marschiert. Der Blick verrät, dass er bereits ahnt, wer da nach ihm fragt. Überrascht ist er trotzdem. „Seit 1990 versuche ich mein Glück. Nun hat es endlich mal geklappt – und das obwohl es in diesem Jahr schwerer war als sonst“, sagt Hugo. Er musste dieses Mal sogar bei Google vorbeischauen, um alles zu lösen. Angesichts der großen Augen, die seine Kollegen aufgrund der Gans in Hugos Händen machen, will er auf Nummer sicher gehen. „Ich wohne ja um die Ecke, da fahre ich kurz heim und werfe sie in die Tiefkühltruhe.“

Hugo Schmidt nahm seine Gans am Arbeitsplatz beim LHN entgegen. Foto: dodo

Nach drei erfolgreichen Besuchen im Tingleffer Raum geht es für Christian weiter Richtung Sonderburg. In Ullerup wohnt mit Uwe Schulze-Lorenzen der nächste Gewinner. Doch der ist leider nicht zu Hause. Mehr, als einen Gratulationsbrief in den Briefkasten zu werfen und sich bei der netten Nachbarin Hanne Petersen zu bedanken, dass sie die Gans so lange verwahrt, bleibt Christian nicht übrig.

Bei Uwe Schulze-Lorenzen war leider niemand zu Hause. Foto: dodo

Mehr Erfolg hat der Geschäftsführer des „Nordschleswigers“ in Augustenhof im Norden von Alsen. Walter Christensen heißt der glückliche Gewinner. Als Christian zur Tür hereinkommt, ruft er scherzhaft zu seiner Frau: „Na siehste, da haben wir doch was zu essen an Weihnachten.“ Für ihn ist es bereits das zweite Mal, dass bei ihm am äußersten Rande Nordschleswigs eine Gans vorbeigebracht wird. Auch er musste dieses Mal das Internet um Hilfe bitten. Nach einem Becher Kaffee geht es schnell zur Fähre nach Hardeshøj.

Walter Christensen kam gerade aus seiner Werkstatt. Foto: dodo

In Apenrade wartet nämlich schon der nächste Rätselkönig auf seinen Gewinn. Hans M. Krag heißt er. Als Christian auf seine Auffahrt fährt, kommt er mit leichter Skepsis aus dem Haus. Doch die weicht schnell einem Lachen, als ihm die Gans gereicht wird. Für ihn ist es in 40 Jahren, die er sein Glück versucht, die erste Gans. Auch er gesteht: „Einige Male musste ich wirklich grübeln.“ Auf den Tisch kommt der Gewinn allerdings erst, wenn der Nachwuchs aus Kopenhagen das nächste Mal zu Besuch ist.

 

Für Hans Krag war es die erste Gans nach vielen erfolglosen Versuchen. Foto: dodo

Danach wartet erst einmal wieder eine lange Autofahrt auf Christian. Es geht nach Tondern, zu Wiebke Andersen. Die strahlt übers ganze Gesicht. Beim 25. Versuch hat es für sie endlich einmal geklappt. „Wir haben bereits eine Gans für Weihnachten gekauft“, verrät sie. Aber die werde nun erst einmal in der Tiefkühltruhe bleiben. Wenn sie zu Weihnachten zu ihrer Tochter Anke nach Sonderburg fährt, werde die „Nordschleswiger“-Gans mit dabei sein, sagt sie.

Wiebke Andersen hat schon Pläne für die Gans. Foto: ca

Auch bei Horst Terp in Tondern ist die Freude groß. Von dessen Frau Ulla gibt es für Christian vor Freude so eine satte Umarmung, dass ihm der Atem wegbleibt. „Seit 54 Jahren machen wir mit und haben noch nie gewonnen – und ich habe heute noch zu Horst gesagt, dass wir dieses Jahr ja vielleicht mal gewinnen könnten“, erzählt eine strahlende Ulla. Auch bei Ulla und Horst Terp kommt die Gans gleich nächste Woche auf den Tisch, wenn bei Sohn Ulf gemeinsam mit den Enkelkindern Weihnachten gefeiert wird.

Horst Terps Gans kommt gleich an Weihnachten auf den Tisch. Foto: ca

Christians Tag als Gänsebote endet schließlich bei Walter Nissen, der ebenfalls in Tondern wohnt. Als Christian bei ihm ankommt, sitzt er gerade mit Frau Michaela und Enkel Theo beim Essen. Dieses wird sofort unterbrochen und die Gans in Augenschein genommen. „Ist da auch das Gänsefett mit dabei?“, fragt Walter sofort. Der Geschäftsführer muss ihm gestehen, dass er die Gänse vor der Fahrt so genau nicht untersucht habe. Seit ungefähr 40 Jahren machen die beiden mit. Endlich hat es geklappt. Auch Walter und Michaela mussten in diesem Jahr manches Mal ordentlich nachdenken, um auf die richtige Lösung zu kommen, erzählen sie. Ob es die Gans gleich am Weihnachtsabend gibt, weiß Michaela noch nicht so recht. Aber es könnte eine gute Gelegenheit sein, denn die ganze Familie kommt an Weihnachten zusammen.

Walter Nissen war ganz überrascht. Foto: ca
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