Leitartikel

„Millionen für nichts“

Millionen für nichts

Millionen für nichts

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Ärztin und Regionspolitikerin Marianne Mørk Mathiesen macht auf ein Problem aufmerksam – obwohl sie selbst daran gut verdient. Das ist politisch konsequent, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wer in Süddänemark die Regionalpolitik verfolgt, ist mit Sicherheit auf ihren Namen gestoßen: Marianne Mørk Mathiesen. Die Politikerin der Liberalen Allianz mag zwar der kleinen krisengebeutelten Partei angehören, doch auch ohne einen riesigen Parteiapparat hinter sich macht die Ärztin auf sich aufmerksam. Vor allem durch Konsequenz.

Als ihre Partei 2017 mit Venstre und den Konservativen eine neue Regierung bildete, kehrte sie der Partei den Rücken. Es sei die falsche Entscheidung, meinte sie – und sollte recht behalten. LA wurde bei der Wahl 2019 derart von den Wählern bestraft, dass die ganze Partei vor dem Zusammenbruch stand. 

Marianne Mørk Mathiesen schlug bereits 2017 vor, Alex Vanopslagh als neuen Vorsitzenden einzusetzen. Doch LA sprang auf den Regierungszug, und Marianne Mørk sprang ab. Ende 2019 kehrte sie – genauso konsequent – wieder zu ihrer alten Partei zurück. Vanopslagh war inzwischen Vorsitzender, und LA war nicht mehr in der Regierung. Damit waren die Voraussetzungen für eine Rückkehr da.

Bereits 2016 fiel Mathiesen auf, als sie als praktizierende Ärztin Teilzeit arbeiten wollte. 40 Stunden als Ärztin und 40 Stunden als Politikerin waren ihr zu viel. Als die Region Süddänemark aber nicht die Hälfte ihrer Patienten übernehmen wollte, gab sie kurzerhand ihre Praxis auf. Heute ist sie stattdessen Bereitschaftsärztin (Lægevagt).

Am Sonntag hatte sie eine Acht-Stunden-Schicht und kassierte dafür 18.000 Kronen. Viel zu viel Geld – und das auch noch für unnötige Arbeit, meint sie. Marianne Mørk Mathiesen hatte in ihrem Dienst vor allem Patienten zum Corona-Test geschickt und dafür jedes Mal 125 Kronen bekommen.

Das dauert nur 20 Sekunden, so die Ärztin, die sich darüber ärgert, dass Steuergelder verschwendet werden, aber auch darüber, dass die meisten Patienten die Aufgabe, einen Kontrolltermin zu bekommen, selbst digital lösen könnten.

Marianne Mørk Mathiesen hätte auch einfach ihren Job weitermachen können – ohne etwas zu sagen – und hätte weiterhin einen halben Monatslohn für einen Tag Arbeit kassieren können. Aber das wäre eben nicht konsequent gewesen.

Vielleicht erreicht die Politikerin keine Änderung des Systems, aber dann hat sie zumindest dazu beigetragen, auf ein Problem aufmerksam zu machen, das Millionen von Steuer-Kronen verschlingt – für nichts. In einem Gesundheitssystem, das notorisch unterfinanziert ist, geht das natürlich nicht. Das wissen auch ihre Kollegen im Regionsrat.

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