Kulturpolitischer Diskurs

Von Kränkungen, Budgets, breiter und hoher Kultur

Von Kränkungen, Budgets, breiter und hoher Kultur

Von Kränkungen, Budgets, breiter und hoher Kultur

Apenrade/Aabenraa
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Drei Schülerinnen des deutschen Gymnasiums und eine Schülerin der Förde-Schulen machten zu Beginn der Veranstaltung Musik unter Leitung von Susanne Heigold. Foto: Gwyn Nissen

SP und BDN luden ein: Beim Kulturpolitischen Diskurs im Haus Nordschleswig ist am Montagabend über Kulturpolitik diskutiert worden.

Treffen sich ein Lokalpolitiker, eine ehemalige Kulturministerin und ein Europaabgeordneter und diskutieren über Kulturpolitik: Diese Konstellation verfolgten am Montagabend rund 30 Besucher im Haus Nordschleswig. Die Schleswigsche Partei (SP) und der Kulturausschuss des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) hatten zum Kulturpolitischen Diskurs eingeladen.

Zu Gast waren Anke Spoorendonk, ehemalige Kulturministerin Schleswig-Holsteins (SSW), Europaparlamentsabgeordneter Rasmus Andresen (Grüne) und Stadtratspolitiker Jørgen Popp Petersen (SP). Sie diskutierten mit Chefredakteur Gwyn Nissen vom „Nordschleswiger“ über die Kultur und die Gefahren durch rechtspopulistische Strömungen und Finanzpolitik.

„Dürfen Kunst und Kultur eingeschränkt oder beschnitten werden? In vielen Ländern innerhalb der EU geschieht das, durch Verhaftungen oder Zuschusskürzungen beispielsweise“, so die Vorsitzende des BDN-Kulturuasschusses, Marion Petersen, in ihrer Einleitung.

Im Rahmen der Initiative „Erklärung der Vielen“ wollte man mit der SP – „Kultur und Vielfalt ist eine eurer Säulen“ – über das Thema diskutieren.
Gwyn Nissen als Moderator bat die Diskurs-Teilnehmer eingangs um eine Standortbestimmung. Wie geht es der Kultur in Schleswig-Holstein, Nordschleswig und Europa? Braucht die Kultur eine Rettungsdecke, das Symbol der „Erklärung der Vielen“?

„Kultur braucht auf jeden Fall Diskussion und politische Handlungen. Man muss begreifen, dass mit Kürzungen im Kulturbereich kein Haushalt zu retten ist. Nicht die Finanzpolitik sollte das Sagen haben. Wir brauchen eine Kulturpolitik, nicht eine Politik, die über Kultur entscheidet“, so Anke Spoorendonk. Sie plädierte dafür, den Wert der Kultur daher auch mit entsprechenden Finanzierungen deutlich zu machen.

Das Bild ganz rechts ist ein echter Popp – Bilder von SP-Politikern, die am Deutschen Tag 2019 versteigert werden. Foto: Sara Wasmund

Und wie ist die Lage in Tondern und Nordschleswig, Jørgen Popp Petersen? „Man muss doch feststellen, dass rechtsradikale Kräfte die Kultur und Meinungsfreiheit in Dänemark unter Druck setzen.“ In Sachen Finanzpolitik dürfe man Kultur und Wohlfahrt nicht gegeneinander ausspielen. „Man sollte nicht die Heimhilfe gegen die Kultur stellen. Da muss man die Förderhöhe der Blöcke vorab diskutieren und festlegen.“

In Europa nehme er ein unterentwickeltes Bewusstsein dafür wahr, was Kultur machen kann, so Rasmus Andresen aus Sicht des frisch gewählten Europaabgeordneten. Er warb dafür, dass man die Kultur in den Großstädten nicht gegen die Breitenkultur ausspiele. „Das ist eine Diskussion, die spaltet“, so der Politiker.

Gibt es ihn, den Spalt zwischen der Hochkultur und der Breitenkultur? „Diese Diskussion ist nicht mehr zeitgemäß, die haben wir geführt“, fand Spoorendonk. Die Theaterhäuser wüssten, dass ihre Aufführungen auch außerhalb der Großstadt funktionieren müssen, so Spoorendonk. „Ja, es gibt Dilemmas. Institutionalisierte Kultur ist sehr viel kostenintensiver als andere. Die Institutionen tragen dann auch eine besondere Verantwortung! Aber natürlich dürfen diese Häuser nicht alles Geld verschlingen“, so Spoorendonk, die für ein breit aufgestelltes Kulturangebot warb.

Man brauche eben auch alternatives, experimentierendes, neues Theater. „Das Alsion (Konzertsaal in Sonderburg, d. Red.) ist ja gut und schön, aber das Alsion ist auch kommerziell.“ Es dürfte nicht nur Vorstellungen geben, mit denen Geld verdient werde.

Auch die unterschiedliche Kultur der Länder im Umgang mit der Kränkungs-Diskussion stand am Abend zur Debatte, nachdem SP-Sekretärin Ruth Candussi die Gäste diesbezüglich um eine Stellungnahme gebeten hatte.

„Ich finde, da sollte man gelassen bleiben und sich nicht gleich in eine Ecke stellen und beleidigt sein. Ich denke: Nehmt es ruhig und nehmt teil an der Diskussion“, so die Meinung von Jørgen Popp Petersen. Wenn man sofort die „gekränkt“-Karte ziehe, mache man es sich zu leicht.

Im Saal diskutierten Anke Spoorendonk, Rasmus Andresen und Jørgen Popp Petersen mit Gwyn Nissen. Foto: Sara Wasmund

In Deutschland habe man dazu eine etwas andere Grundhaltung, so Rasmus Andersen: „Es ist einfach, aus einer Mehrheit heraus zu sehen, was andere ertragen müssen. Es ist dann deren Entscheidung, sich gekränkt zu fühlen, und wenn sie es fühlen, sind sie es auch.“

Anke Spoorendonk merkte an, dass es in Dänemark durchaus öfter einen platten Umgang mit Minderheiten gegeben habe, wenn sie beispielsweise an kleinere Revuen im Land denke. „Es ist so leicht, eine Minderheit durch den Kakao zu ziehen, und alle lachen darüber.“

Aber die Kränkungs-Kultur habe auch Grenzen, stellte sie fest. Dass an der Kopenhagener Universität das Singen des Liedes „Den danske sang er en ung blond pige“ untersagt worden sei, weil sich eine Mitarbeiterin der Copenhagen Business School als nicht-blonde und dunkelhäutige Person gekränkt fühlte, sei jedoch überzogen gewesen. „Das geht gar nicht“, findet Spoorendonk.

Auch Andresen gab zu bedenken, dass es in bestimmten akademischen Kreisen durchaus zu einer Art Radikalisierung kommen könne, was die Kränkungskultur angeht.

Die Diskussion um Nolde-Kunst und die antisemitische Einstellung von Emil Nolde wurde ebenfalls aufgegriffen. Anke Spoorendonk verriet, dass sie dadurch ein durchaus schwieriges, gebrochenes Verhältnis zu Nolde bekommen habe, das sie nun erst wieder neu einordnen müsse.

Marion Petersen bedankte sich bei allen Gesprächsteilnehmern, „Politik muss der Kunst Raum geben, auch den Raum, anders zu denken. Und: Kultur darf sich nicht instrumentalisieren lassen.“

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