Polizeiermittlungen

Deutscher Segler in U-Haft: „Habe nicht an die Pistole gedacht“

Deutscher Segler in U-Haft: „Habe nicht an die Pistole gedacht“

Deutscher in U-Haft: „Habe nicht an die Pistole gedacht“

Sonderburg/Sønderborg
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Im Sonderburger Gericht fand am Donnerstag ein Haftprüfungstermin statt, bei dem ein deutscher Staatsbürger für vier Wochen in U-Haft genommen wurde. Foto: Claus Thorsted/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

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Er fuhr mit einer geladenen Pistole aus Salzgitter nach Norburg, doch warum er eine Waffe in der Reisetasche hatte, konnte der Mann nicht sagen. Die in Absentia verhängte U-Haft gegen den 72-jährigen angeklagten Deutschen ist am Donnerstag bei einem Haftprüfungstermin bestätigt worden.

Er hatte eine geladene Pistole in seiner blauen Reisetasche und reiste mit ihr nach Dänemark. Doch warum, daran konnte sich ein 72-jähriger Segler aus Salzgitter beim Haftprüfungstermin im Sonderburger Gericht nicht mehr erinnern. Dass die 6 Millimeter Star-Pistole Kaliber 22 mit zwei Patronen im Lauf und acht Reservepatronen in seiner Tasche lag, stellte Anklägerin Siv Lund Mygind am Donnerstag mit Blick auf die Beweislage fest.

Sie verlas am Vormittag die Vorwürfe gegen den 72-Jährigen, dem ein Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt wird und der deshalb bis zum 11. Mai in Untersuchungshaft bleiben muss. Dem bislang nicht vorbestraften Rentner drohen anderthalb Jahre Haft.

Krankenschwester entdeckte die Waffe

Der pensionierte Segler befand sich am Ostermontag an seinem Boot bei Norburg (Nordborg), um es für die Saison vorzubereiten. Dabei erlitt er einen Herzanfall, woraufhin er mit einem Rettungshubschrauber ins Universitätskrankenhausl nach Odense geflogen wurde. Dort entdeckte eine Krankenschwester die Pistole in der blauen Tasche des Mannes – und alarmierte die Polizei. Die stellte daraufhin fest, dass die Pistole mit zwei Patronen im Lauf geladen und schussbereit war.

So kam es zur Festnahme des Mannes und zu einem ersten Haftprüfungstermin in Absentia. Nachdem er am Mittwochnachmittag aus dem Krankenhaus entlassen worden war, ging er in Polizeigewahrsam über. Am Donnerstag konnte er nun seine Sicht der Dinge schildern.

War er sich im Klaren darüber, dass sich in seinem Gepäck eine Pistole befand? Nein, sagte der Angeklagte auf die Frage der Anklägerin. „Ich weiß nicht mehr, wie sie in die Tasche kam. Ich hatte so viele Probleme mit dem Herzen, ich erinnere mich nicht“, so der pensionierte Physiotherapeut, der am Gründonnerstag aus Deutschland zu seinem Segelboot bei Norburg aufgebrochen war.

Regelmäßige Segelurlaube in Dänemark

Er fahre seit 1969 regelmäßig nach Dänemark in den Urlaub, mit seiner Frau hat er in den vergangenen Jahren die dänische Südsee besegelt – mit Heimathafen in Augustenburg (Augustenborg) und Norburg. 

Warum er diesmal eine Pistole im Gepäck hatte, darauf gab es auch beim Haftprüfungstermin keine Antwort. „Ich habe nicht an die Pistole gedacht, ich habe sie nicht gesehen“, so der Mann, der die Pistole Marke Eigenbau laut eigener Aussage vor rund zehn Jahren von einem alten Freund geschenkt bekam. „Er hatte sie in seinem Hobbykeller hergestellt und gefragt, ob ich sie haben möchte. Ich fand sie schön und habe Ja gesagt.“

Wie und warum die Pistole, die der Mann in seinem Nachtschrank aufbewahrte, nach einigen Jahren in die Reisetasche und somit nach Dänemark gelangte, wollen Staatsanwaltschaft und Polizei nun herausfinden.

Neue Haftprüfung am 11. Mai

Der 72-Jährige muss laut Beschluss des Haftprüfungsrichters bis zum 11. Mai in Untersuchungshaft bleiben, dann wird neu verhandelt. Bis dahin soll der Mann weiter verhört und sollen anliegende Bootsbesitzer befragt werden.

 

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