Kriminalität
Partnermorde: Es gibt Warnsignale
Partnermorde: Es gibt Warnsignale
Partnermorde: Es gibt Warnsignale
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Bei jedem fünften Mord ist die Partnerin oder der Partner das Opfer, zeigt eine neue Studie. Das Risiko ist für Frauen um ein Vielfaches höher als für Männer. In den meisten Fällen gab es im Vorfeld des Mordes einen oder mehrere Indikatoren, die auf ein Risiko hindeuteten.
Am 14. Januar 2020 tötete ein damals 40-jähriger Mann seine ehemalige Frau in Sonderburg (Sønderborg). Er fügte ihr mehrere Messerstiche in den Hals zu, worauf sie verblutete. Der Mann wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Es ist einer von 46 Partnermorden, die im Zeitraum zwischen 2017 und 2021 begangen worden sind. Laut einer Studie des Justizministeriums machten sie 21 Prozent sämtlicher Morde in diesem Zeitraum aus. Es ist somit die zweithäufigste Form des Mordes; nur Morde innerhalb des kriminellen Milieus geschehen häufiger.
Partnermorde sind meistens Femizide
38 der 46 Opfer waren Frauen. In all diesen Fällen war ein Mann der Täter. Bei den getöteten Männern war in jedem Fall eine Frau die Täterin.
„Viel zu lange sind Partnermorde hinter Begriffen wie ‚Familientragödie‘ verborgen worden. Aber es sind Morde, und es ist ein Gleichstellungsproblem, denn hauptsächlich Frauen werden getötet“, sagt Gleichstellungsministerin Marie Bjerre (Venstre) laut einer Pressemitteilung.
Häusliche Gewalt als Alarmsignal
Bereits vier Jahre vor dem Mord in Sonderburg war der 40-Jährige wegen Gewalt gegenüber seiner Frau verurteilt worden. Seine Frau hatte zuvor die Scheidung eingereicht und war mit den Kindern in ein Frauenhaus geflohen. Er setzte sich über das verhängte Besuchsverbot hinweg – nach eigener Darstellung im Einvernehmen mit seiner Ex-Frau.
Psychische und physische Gewalt gehören regelmäßig zu den Vorstufen eines Partnermordes, insbesondere wenn der Mann der Täter ist. Das haben wissenschaftliche Studien nachgewiesen. Auch in dem aktuellen Bericht hat das Justizministerium untersucht, ob es bei den 46 Morden im Vorfeld Hinweise auf häusliche Gewalt gab.
Das Ergebnis: In 20 der Fälle gab es eindeutige Hinweise, dass das Opfer vorher Drohungen und/oder Gewalt ausgesetzt war. In weiteren 12 Fällen liegen nicht ausreichend Informationen vor, um einschätzen zu können, ob die Täterin oder der Täter im Vorfeld Gewalt ausgeübt hat.
Mord als Reaktion af Kontrollverlust
In vielen Fällen eskaliert die Gewalt erst zum Mord, nachdem die Frau den Mann verlassen hat oder er befürchtet, dass dies geschehen wird.
„Der Partnermord ist eine Reaktion darauf, dass der Mann die Kontrolle verliert. Wenn die Frau ihn verlässt oder sagt, es sei Schluss, versucht er, die Kontrolle dadurch wiederzuerlangen, dass er die psychische Gewalt fortsetzt und die Frau verfolgt. Glückt dies nicht, wird der Mord die endgültige Art, die Kontrolle wiederzuerlangen“, sagte die Vizedirektorin des Frauenhauses Danner, Mette Marie Yde, 2021 dem „Nordschleswiger“.
Stalking
Stalking ist daher ein Warnsignal dafür, dass sich die Lage zuspitzt. Auch den Umfang davon hat das Justizministerium untersucht. In 28 Prozent der Fälle gibt es klare Hinweise, dass Stalking oder soziale Kontrolle dem Mord vorausgegangen sind. Das Autorenteam der Studie geht davon aus, dass es darüber hinaus eine Dunkelziffer gibt, da dies häufig nicht in den Akten vermerkt ist.
Insgesamt sind in der Studie sieben Faktoren, die mögliche Alarmsignale sein können, untersucht worden. Neben den genannten sind diese: Kündigung und Finanznöte, physische oder psychische Gesundheitsprobleme, Androhung von Selbstmord und Streit um das Sorgerecht für die Kinder.
Bei 35 der 46 Morde hat es im Vorfeld eines oder mehrere dieser Warnsignale gegeben. Justizminister Peter Hummelgaard (Soz.) möchte daher den frühzeitigen Einsatz weiter verstärken.
„Wir müssen besser darin werden, gegen Partnergewalt und Stalking vorzugehen, damit wir vermeiden, dass die Situation eskaliert und in äußerster Konsequenz mit einem Mord endet“, sagt er laut einer Pressemitteilung.
Handlungsplan
Die Regierung hat im Juni 2023 einen Handlungsplan gegen Partnergewalt und Partnermord vorgestellt. Ziel ist es, die Warnsignale rechtzeitig zu entdecken und somit einer Eskalation vorzubeugen. In sämtlichen Polizeikreisen sind Spezialteams für Gewalt in engen Beziehungen eingerichtet worden.
In den Jahren vor dem Mord in Sonderburg war dem 40-Jährigen gekündigt worden, und er war in eine Medikamentenabhängigkeit geraten. Seine Frau verweigerte ihm deshalb wiederholt den Kontakt zu den Kindern. Unmittelbar vor der Tat hat er sich aus der psychiatrischen Abteilung am Apenrader Krankenhaus entlassen.
Der Handlungsplan der Regrierung enthält insgesamt 26 Initiativen, die bis 2026 umgesetzt werden sollen. Es ist noch zu früh, um einen Effekt dieser Initiativen ablesen zu können.