Geschichtsfestival

Werbung für Deutsches Museum und Archiv in Kopenhagen

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Volker Heesch
Kopenhagen/Sonderburg
Zuletzt aktualisiert um:
Sehr groß war zeitweise der Andrang am Stand der Museen und Geschichtsvereine aus dem deutsch-dänischen Grenzland beim Geschichtsfestival „Historiske Dage“ in Kopenhagen. Auf dem Foto gibt Carsten Porskrog Rasmussen, Musseum Sønderjylland, Erläuterungen zum Thema 1920. Ganz rechts Museumsleiter Hauke Grella. Foto: Deutsches Museum & Archiv Nordschleswig

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Die Präsentation der deutschen Minderheit stieß bei der Veranstaltung „Historiske Dage“ auf großes Interesse. Das deutsch-dänische Grenzland war an einem gemeinsamen Stand präsent.

Am Sonnabend und Sonntag haben sich Tausende Geschichtsinteressierte bei der Großveranstaltung „Historiske Dage“ im Veranstaltungscenter „Øksnehallen“ in Nachbarschaft zum Kopenhagener Hauptbahnhof ein Stelldichein gegeben.

Deutsche Einrichtungen erstmals dabei

Erstmals mit dabei waren das Deutsche Museum Nordschleswig und das Archiv Nordschleswig. Museumsleiter Hauke Grella, Archivleiterin Nina Jebsen und Mitarbeiterin Mareike Bleier hatten sich mit einer Reihe von Exponaten im Gepäck nach Kopenhagen (København) aufgemacht. Sie trafen an einem gemeinsamen Stand von Einrichtungen aus dem Grenzland wie dem Museumsverbund Museum Sønderjylland, dem Verein „Historisk Samfund for Sønderjylland“ und der Studienabteilung der dänischen Bibliothek in Flensburg (Flensborg) auf großes Interesse unter den vielen Festivalbesucherinnen und -besuchern.

 

Am Stand der Museen und historischen Vereine aus dem deutsch-dänischen Grenzland wurde mit den 1920 im Abstimmungswahlkampf verwendeten Schleswig-Holstein-Fahnen und dänischem Fahnenschmuck an die Zeit vor über 100 Jahren erinnert, die zur Teilung Schleswigs und zur neuen deutsch-dänischen Grenze führte. Es wurden auch Bücher angeboten. Foto: Deutsches Museum & Archiv Nordschleswig

 

„Wir haben uns auf Anregung des Museumsverbundes und des Geschichtsvereins erstmals an dem Festival beteiligt“, so Hauke Grella. Er berichtet, dass aufgrund der Absagen der „Historiske Dage“ in den vergangenen beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie das Thema Volksabstimmungen in Schleswig im Jahre 1920 Thema des „Grenzlandstandes“ bei der Veranstaltung in Kopenhagen war.

Interesse für Archiv geweckt

„Bei uns haben vielleicht einige langsam genug vom Thema 1920 gehört, aber in Kopenhagen stieß das Thema bei den vielen Besuchern des Standes weiter auf großes Interesse“, so Grella, der auch über Gespräche mit Studierenden aus verschiedenen dänischen Universitäten berichten konnte, die an der Nutzung des Archivs der deutschen Minderheit in Sonderburg Interesse zeigten.

 

Die farbige Karte von Karl Alnor illustriert die Mehrheitsverhältnisse in den beiden Abstimmungszonen bei den Entscheidungen am 10. Februar und 14. März 1920. Hauke Grella gab dort viele Erläuterungen mit Hinweisen auch auf das heutige Zusammenleben in Nord- und Südschleswig. Foto: Deutsches Museum & Archiv Nordschleswig

 

„Wir hatten die vom nordschleswigschen Historiker Karl Alnor stammende farbige Karte zu den Abstimmungsergebnissen bei den Abstimmungen in Nord- und Mittelschleswig im Großformat dabei“, erläutert der Museumsleiter. „Das führte zu vielen Gesprächen mit Besuchern, die sich erstaunt zeigten, wie unterschiedlich einzelne Orte 1920 abgestimmt haben. Beispielsweise in Hoyer und Tondern, wo deutliche deutsche Mehrheiten ausgezählt wurden, aber letztlich die gesamte Abstimmungszone mit deutlicher dänischer Mehrheit dänisch wurde“, so Hauke Grella.

Auf der Karte stießen kleine Bereiche mit vielen deutschen Stimmen auf Verwunderung. „Da konnten wir dann erklären, dass es inmitten der Gebiete mit dänischen Mehrheiten zum Beispiel mehr Deutsche im Eisenbahnort Woyens gab, wo sich seit 1864 viele deutsche Eisenbahnerfamilien angesiedelt hatten“, so Grella.

Thema wurde dabei auch die aktuelle Wahl des deutschen Bürgermeisters Jørgen Popp Petersen in der Kommune Tondern, was die Existenz der deutschen Bürgermeister in der Wiedaustadt, Oluf Olufsen und Johannes Thomsen, von 1920 bis 1937 in Erinnerung gerufen hat.

Originale wurden präsentiert

„Wir hatten zum Thema Volksabstimmung auch Originale wie Legitimationsausweise von 1920 dabei, die Abstimmungsberechtigte damals vorzeigen mussten, Notgeldscheine und Medaillen der Internationalen Kommission“, fügt er hinzu.

Es konnte vielen Leuten die Existenz des Deutschen Museums bekannt gemacht werden. Wie berichtet, standen während des Geschichtsfestivals jede Menge geschichtliche Themen auf dem Programm, Vorträge hielten auch Historiker aus Nordschleswig.

 

Am Grenzlandstand wurde auch wie bei anderen Themen während des Geschichtsfestivals schauspielerisch die Vergangenheit sichtbar gemacht. Auf dem Bild „Propaganda" wie vor 100 Jahren, als prodeutsche Kreise anprangerten, Dänemark versuche, mit Speck ausgehungerte Schleswiger für eine prodänische Stimmenabgabe zu „fangen“. Foto: Deutsches Museum & Archiv Nordschleswig

 

„Das Schöne an dem Festival ist die Vielfalt der Themen“, schwärmt Hauke Grella unter Hinweis auch auf die Mischung aus Kurzvorträgen, Diskussionen und Bühnenaufführungen mit historischen Bezügen. „Es herrscht keine trockene, akademische Atmosphäre“, so Grella, der überlegt, dass bei „Historiske Dage“ im kommenden Jahr wieder eine Delegation aus der deutschen Minderheit anreist, möglicherweise auch offen für einen breiteren Kreis historisch interessierter Nordschleswiger.

Die beteiligten Institutionen aus dem Grenzland hatten die Stände gemeinsam auf- und abgebaut, dabei kam es auch zu vielen interessanten Gesprächen und Kontakten.   

 

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