Vereinsauflösung

Freiwillige Feuerwehr schafft sich ab ­– wer löscht jetzt?  

Freiwillige Feuerwehr schafft sich ab ­– wer löscht jetzt?  

Freiwillige Feuerwehr schafft sich ab ­– wer löscht jetzt?

Wester-Satrup/Vester-Sottrup
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Die Mitglieder Freiwillige Feuerwehr Wester-Satrup am Abend der Auflösung. Es gab zuletzt nur noch zwischen sechs und zehn aktive Feuerwehrleute. Foto: Vester Sottrup Frivillige Brandværn

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Die Freiwillige Feuerwehr in Wester-Satrup gibt es nicht mehr. Warum sich der Ortsverein aufgelöst hat, und wie die Sicherheit der Menschen vor Ort gesichert werden soll, verrät der scheidende Vorsitzende.

Sechs Jahre lang hat Ken P. Julius mit seiner Freiwilligen Feuerwehr in Wester-Satrup alles versucht, um neue Ehrenamtliche zu finden. Ohne Erfolg. Die Konsequenz: Die Freiwillige Feuerwehr gibt es seit Mittwochabend nicht mehr, der Ortsverein hat sich auf einer außerordentlichen Generalversammlung aufgelöst.

„Uns fehlen die Leute“

„Es war einfach nicht mehr möglich. Wir konnten einen verantwortlichen Einsatz einfach nicht mehr leisten. Uns fehlen die Leute“, stellt Ken Julius im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ resigniert fest.

Seit 1946 hat die Freiwillige Feuerwehr Wester-Satrup Brände gelöscht, nach Unfällen assistiert oder bei Umweltkatastrophen geholfen, damit ist jetzt Schluss.

Die Feuerwehr aus Wester-Satrup im Sommer 2022 bei einem Löscheinsatz bei Nübel Foto: Vester Sottrup Frivillige Brandværn

Wir stehen mit dem Problem ja nicht allein da. Wir sind nun als erste Wache diesen Schritt gegangen, aber wir werden nicht die letzte sein. Leider.

Ken Julius, scheidender Brandkapitän

„Ein Grund ist, dass sich junge Menschen einfach nicht mehr für die ehrenamtliche Arbeit einspannen lassen. Ein anderer Grund ist, dass die meisten Feuerwehrleute nicht in Wester-Satrup arbeiten, sondern in Städten weiter weg“, so Julius, der seit fünf Jahren Kapitän der Feuerwache war.

Ausrücken innerhalb von fünf Minuten nicht zu schaffen

„Wenn es zum Alarm kommt, muss die Feuerwehr aber innerhalb von fünf Minuten ausrücken. Das ist nicht zu schaffen, wenn alle außerhalb arbeiten. Daher können wir nicht mehr garantieren, dass wir unserem Auftrag nachkommen können.“

Waren es früher rund 20 bis 25 freiwillige Feuerwehrleute in Wester-Satrup, gab es zuletzt nur noch sechs bis zehn Personen, die zum Teil nicht mal voll ausgebildet waren.

Mit einem letzten gemeinsamen Essen nahmen die Mitglieder der Feuerwehr Abschied von einer Institution. Foto: Vester Sottrup Frivillige Brandværn

Julius wird sich ab sofort der Freiwilligen Feuerwehr Ulderup (Ullerup) anschließen. Sonderlich hoffnungsvoll sieht er nicht in die Zukunft. „Wir stehen mit dem Problem ja nicht allein da. Wir sind nun als erste Wache diesen Schritt gegangen, aber wir werden nicht die letzte sein. Leider.“

In Wester-Satrup ist der Mangel an freiwilligen Mitarbeitenden ab sofort schmerzhafte Realität: Nach 76 Jahren steht der Ort ohne eigene Feuerwehrstation da.

Was mit der Wache, den Fahrzeugen und der Ausstattung in Wester-Satrup geschieht, wird die Bereitschaft „Beredskab Sønderborg“ zusammen mit der Bereitschaftskommission entscheiden.

Andere lokale Feuerwachen übernehmen

Der Bürgermeister bedauert die Auflösung der Feuerwehr zutiefst. „Es ist traurig, dass die Freiwillige Feuerwehr Wester-Satrup schließt“, so Erik Lauritzen (Sozialdemokraten).

„Aber ich kann den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort versichern, dass auch in Zukunft Feuerwehrleute kommen werden, wenn ein Haus brennt, und zwar innerhalb der festgelegten Ausrückzeit. Primär werden es Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren Ulderup und Broacker sein, die zusammen mit der Bereitschaft aus Sonderburg die Einsätze durchführen, wenn es brennt.“

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“