Ausstellungseröffnung

König Christian II. im Blickwinkel der Kunst

König Christian II. im Blickwinkel der Kunst

König Christian II. im Blickwinkel der Kunst

Paul Sehstedt
Sonderburg/Sønderborg
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Carl Blochs Gemälde vom gefangenen König im Sonderburger Schloss förderte die Legende, dass der ehemalige Regent mit dem Daumennagel eine Rille in einen runden Tisch ritzte, um den er unermüdlich umherging. Das Bild entstand 1871. Foto: Det Nationalhistoriske Museum på Frederiksborg Slot / Ole Haupt

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Das Museum im Schloss Sonderburg zeigt eine geschichtlich interessante Ausstellung über einen umstrittenen Regenten Dänemarks.

Unter König Christian II. wuchs Dänemark nach der Rückeroberung Schwedens zu einer regionalen Großmacht heran. Der Monarch galt als einer der mächtigsten Männer in Europa. Das Museum Sønderjylland Schloss Sonderburg widmet dem König und dessen Darstellung in der Kunst nun eine Sonderausstellung mit besonderem lokalen Bezug: König Christian II. wurde nach seiner Entmachtung 17 Jahre lang im Schloss Sonderburg gefangengehalten.

Der König saß 27 Jahre hinter Gitter

Er war mit der Schwester des deutsch-römischen Kaisers verheiratet, doch die Unzufriedenheit des Adels mit seinem Regenten führte zu dessen Fall, einem achtjährigen Exil, einem missglückten Versuch der Rückeroberung seiner Positionen und schließlich 27 Jahre in Gefangenschaft, davon 17 im Schloss Sonderburg.

Das Schicksal des Regenten hat durch die Jahrhunderte Künstlern unterschiedlichster Sparten Inspiration für ihre Werke geliefert. Eine Zusammenfassung vieler dieser Arbeiten zeigt das Museum Sønderjylland in der am Wochenende eröffneten Ausstellung „Kunsternes Christian 2.“ 

König Christian II., wie der Maler Vilhelm Rosenstand ihn 1885 sah. Das Bild schmückt den Umschlag des Ausstellungskataloges. Foto: Museum Sønderjylland

Der Ausstellungskatalog gibt Besucherinnen und Besuchern einen historischen Überblick über das Leben von Christian II. Daran gliedern sich sieben Kapitel zu je einem Thema, das die Person des Königs interpretiert. Christian II. wurde nach damaligen Verhältnissen mit 31 Jahren erst spät gekrönt und lebte von 1481 bis 1559.

Der dänische Nationaldichter H. C. Andersen schrieb 1844 das Schauspiel „Kongen Drømmer“ (Der König träumt) und der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger (1944) Johannes V. Jensen nahm das Leben des Königs als eine Inspiration zu seinem sozialkritischen Roman „Kongens Fald“ (Der Sturz des Königs, 1900-1901). Die Arbeiten der beiden Literaten sind Teil des Ausstellungsthemas, das auch bildnerische Darstellungen unter anderem auf Gobelins und Leinwand umfasst.

Der runde Tisch mit der Rille

Das Museum hat die Exponate sowohl von privaten als auch von öffentlichen Eigentümern geliehen und sie sind nie zuvor gemeinsam ausgestellt worden. In einigen Installationen können Besucher kleine Szenen von Stummfilmen und Auszüge aus Musikstücken erleben. Ein ganz besonderes Ausstellungsstück ist der runde Tisch, um den der gefangene König herumging, und in den er mit seinem Daumennagel eine Rille in die Tischplatte geritzt hat. Dieser Mythos ist Teil der Geschichte geworden, ist aber nicht belegt.

Die absolut sehenswerte Ausstellung wurde mit Mitteln der Stiftung  „A. P. Møller og Hustru Chastine Mc-Kinney Møllers Fond til almene Formaal“ gefördert und ist noch bis zum 2. Januar 2022 geöffnet. Der Ausstellungskatalog kostet 95 Kronen.

Das Blutbad zu Stockholm, das brutalste Ereignis in der Regentschaft von Christian II., als er den schwedischen Adel in Stockholm töten ließ. Foto: Jarmo Sundman / Museum Sønderjylland
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