CD-Präsentation

Mojn, Rikke!

Mojn, Rikke!

Mojn, Rikke!

Blans
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Foto: Sara Wasmund

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Am Freitagabend noch in der Schulaula in Blans, am Sonnabendvormittag bereits in „Go' morgen Danmark“ von TV2 – Rikke Thomsen ist auf dem besten Weg, mit ihren Liedern auf Sønderjysk landesweit berühmt zu werden. Beim Release-Konzert ihres neuen Albums in Blans wurde schnell klar, warum.

Drei Stehlampen, eine Gitarre und eine Nordschleswigerin die singt, wie ihr der sønderjyske Schnabel gewachsen ist. Das war alles, was es brauchte, um ein kleines Dorf am Alsensund vollauf zu begeistern.

Handgezupfte Musik mit eigenen Texten, verspielte, eingängige und dennoch ausgefallene Melodien und eine Beobachtungsgabe, die sich in ihren Texten mit Feinfühligkeit und trockenem Humor mischen: Wer Rikke Thomsen am Wochenende summend und singend Bühne und Publikum hat einnehmen sehen, versteht, warum sie gerade im ganzen Land als Sängerin aus Nordschleswig von sich reden macht.

Von der Gitarrenschülerin zur Sängerin

„Wenn jemand damals der elfjährigen Rikke bei ihrem Gitarrenunterricht in der Schule gesagt hätte, dass sie 17 Jahre später wiederkommt, um hier in der Eckersberg Schule ihre CD auf Sønderjysk vorzustellen und dass man dafür im Dorf die Flaggen hisst, ich hätte das nicht geglaubt. Das ist ja wohl total verrückt”, erzählte die mittlerweile in Aalborg lebende Sängerin, sichtlich gerührt von der Ehre, die ihr das Dorf mit der Festbeflaggung am Freitag erwies.

Blans hatte den gesamten Freitag über aufgeflaggt - Rikke Thomsen zu Ehren. Foto: Sara Wasmund

Ihre Geschichten, die sie vor einzelnen Liedern erzählte, flossen als kleine Zugaben in das Konzert ein. Der Grund, warum sie überhaupt ein Album mit Liedern im Dialekt herausbringt? Rikke Thomsen verriet, dass es ein selbstgeschriebenes Fest-Lied auf ihren Opa gewesen ist, der nun mal Sønderjysk spricht.

Und so zupfte die Sängerin ein erstes Lied aus der Gitarre. Von einem gütigen Mann, der dem Gras beim Wachsen zuschaut und dafür sorgt, dass es allen gut geht.

„Kopenhagen – dir war ich immer egal"

Und dann das Lied, über das im Moment ganz Dänemark spricht: „Åltins Koldt I København”. „Vor drei Wochen habe ich ein kleines Video von dem Lied auf Facebook hochgeladen und ich kann euch sagen: da hat sich mein Leben geändert“, verriet sie, bevor sie anfing, eben jenes zu singen.

Von einer Großstadt, mit der sie nie richtig warm werden konnte. Davon, dass man manchmal weit weg sein muss, bevor man versteht, wo man herkommt. Von einer Stadt, die ihr die kalte Schulter gezeigt hat.

„Kopenhagen – dir war ich immer egal. Frag ich nach dem Weg, verstehen sie nicht was ich sag. Ob Sommer oder Winter, Nacht oder Tag, egal was ich tue oder mache, es ist immer kalt in Kopenhagen“, sang Rikke Thomsen, während sich das Publikum schon beim ersten Refrain unisono einklinkte und einfach mitsang.
 

 
 

Rührend auch das Lied über Marie Schøn, einer Frau aus dem Dorf, „die ich in meiner Kindheit jeden einzelnen Tag an unserem Haus habe vorbei radeln sehen, hin zum Kaufmann und zurück. Aber ich habe nie mit ihr gesprochen, nie, nicht ein einziges Mal.“

Dafür singt Rikke Thomsen ihr nun ein Lied – mit feiner Beobachtungsgabe und der Frage, welche Wege wir im Leben einschlagen, warum man so handelt, wie man handelt und was passiert, wenn man seine Gewohnheiten nie hinterfragt.

 

17 Jahre später: von der Schülerin zur Sängerin Foto: Sara Wasmund

Als Hymne für ganz Nordschleswig könnte sich das Lied „Mojn når vi komme - Mojn når vi gæ“ entpuppen. Das Publikum jedenfalls klatschte und sang umgehend begeistert mit.

 
 

Und dann noch die Frage, was der Titel ihres Albums, „Omve’n Hjemve“ eigentlich zu bedeuten hat. Ist es das Gegenteil von Heimweh?

Nein, verriet die 28 Jahre alte Musikerin, „es ist Heimweh auf den Kopf gestellt. Heimweh ist beides – gut und schlecht“. Manchmal könnt ich mir wünschen, dass mein Name noch an der Tür steht, singt sie und packt in die Wehmut gleichzeitig soviel Mut zum Neuanfang und Wiederkehr, dass man zu verstehen beginnt, was Heimat auf den Kopf gestellt eigentlich bedeutet.

Das Konzert war ausverkauft, extra Stühle mussten aufgestellt werden. Foto: Sara Wasmund

Das Intim-Konzert in der Eckersberger Friskole wurde ganz so intim dann doch nicht, denn die Zahl der Besucher übertraf mit 163 die Erwartungen der Veranstalter ums Doppelte. Den Erlös des Abends schenkte Rikke Thomsen dem Unterstützerverein der Schule. Wer weiß, bei wie vielen Kindern in Blans beim Musikunterricht noch die Weichen für eine Musikkarriere gelegt werden ...

  • Das neue Album von Rikke Thomsen heißt „Omve’n Hjemve“
  • Rikke Thomsens Künstlername ist R. NOOR
  • Instagram: @rikkethomsenmusik

 

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