Familiengeschichte

Alte Rezepte aus dem Gravensteiner Kurhotel

Alte Rezepte aus dem Gravensteiner Kurhotel

Alte Rezepte aus dem Gravensteiner Kurhotel

Sonderburg/Gravenstein
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Das Kurhotel in Gravenstein um die Jahrhundertwende 1900 Foto: Sara Wasmund

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Geerd Detlefsens Großmutter arbeitete als junge Frau im Gravensteiner Kurhotel. Ein altes Heft mit Rezepten erinnert an die Zeit.

Der Sonderburger Geerd Detlefsen verfolgt den Umbau des alten Gichthospitals in Gravenstein mit besonderem Interesse. „Meine Großmutter hat im Gravensteiner Kurhaus Mitte der 1890er Jahre das Kochen gelernt“, verrät der 70-Jährige im Interview.

Mit dem Förde-Dampfer nach Gravenstein

Seine Großmutter väterlicherseits, Mathilde Detlefsen, kam 1878 auf dem Hof Petersholm bei Torsbüll (Torsbøl) zur Welt. Als junge Frau ging sie im Gravensteiner Kurhotel in die Lehre. „Damals kamen reiche Flensburger mit dem Förde-Dampfer nach Gravenstein, um sich im Kurhotel verwöhnen zu lassen“, erzählt Geerd Detlefsen.

Seine Oma Mathilde hat ihm so manche Geschichte von damals erzählt. „Leider habe ich als Kind nicht so sehr interessiert nachgefragt, wenn sie von ihrer Zeit im Kurhotel berichtet hat“, so der Rentner, dessen großes Interesse der Lokalgeschichte gilt.

Geerd Detlefsen mit dem Kochheft seiner Oma Foto: Sara Wasmund

Geerd Detlefsen besitzt ein ganz besonderes „Erbstück“ seiner Oma aus der Zeit des Kurhotels. „Ich habe noch ihr damaliges Kochbuch. Das mit gotischer Schrift handgeschriebene Kochbuch enthält leckere Rezepte, wie zum Beispiel Suppe à la Julienne, eine Gemüsesuppe, Hamburger Aalsuppe, Austern-Klöße oder Hirschsteak“, so Detlefsen.

Hirsch-Steak aus dem Gravensteiner Wald?

Er fragt sich, ob die Steaks von Hirschen stammten, die Herzog Ernst Günther im Gravensteiner Wald erlegt hatte. Oder wurde der Hirsch vielleicht von den Wäldern Ostpreußens über die Ostsee nach Gravenstein gebracht, um so den Herzog mit der Möglichkeit einer seltenen Jagdbeute zu erfreuen?

Das Kochbuch aus dem Jahr 1898 Foto: Sara Wasmund

Das Rezeptheft ist reich an gekochter, gebackener und gebratener Geschichte und lässt erahnen, wie es damals im Kurhotel am Gravensteiner Hafen zugegangen ist. Seezungen-Rouladen, Schneehuhn, gefüllter gespickter Hecht, „sicher im Gravensteiner Schlosssee gefangen“, Austern- und Böhmische Pasteten, Dithmarscher Mehlbeutel und sogar Arme Ritter.

Rotweinpudding oder gefrorene Reisspeise

Zum Nachtisch gab es unter anderem Rotweinpudding oder gefrorene Reisspeise. „Gab es damals etwa schon eine dampfbetriebene Tiefkühltruhe im Kurhotel, wo Gravenstein nur mit Fördeschiffen und mit der Kleinbahn von Apenrade und noch nicht mit der Staatsbahn zu erreichen war?“, fragt sich der Rentner.

Gefüllter Weißkohlkopf à la Gravensteiner Kurhotel Foto: Sara Wasmund

Nach einigen Jahren im Kurhotel führte Mathilde Detlefsen den Haushalt ihres Bruders, bevor sie heiratete und einen Hof in Hönschnap (Hønsnap) bewirtschaftete. „Sie war schon sehr alt, als ich ein Kind war“, erinnert sich Geerd Detlefsen, der bei Torsbüll auf dem Hof des Urgroßvaters am Rande von Hof Petersholm geboren wurde und als Pfleger in Augustenburg (Augustenborg) gearbeitet hat. Seit 1996 wohnt er in Sonderburg, er lebt in einem schmucken Häuschen in der Nähe des Sonderburger Krankenhauses.

Weißkohlkopf nebst gefüllter Gans à la Kurhotel Gravenstein

Mit seinem Rezeptheft aus dem Kurhotel hält er ein Stück Heimat- und Familiengeschichte in den Händen. Und wenn ihm danach ist, kann er sich einen gefüllten Weißkohlkopf nebst gefüllter Gans à la Kurhotel Gravenstein zubereiten und sich die Vergangenheit von Landesteil und Familie auf der Zunge zergehen lassen.  

 

Airsju ist ein nordschleswigsches Kohl-Fleisch-Gericht, in Anlehnung an Irish Stew. Foto: Sara Wasmund
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