Königinbesuch
„Zeigen, wie behutsam wir uns um unsere Nachbarschaft kümmern müssen“
„Zeigen, wie behutsam wir uns um unsere Nachbarschaft kümmern müssen“
So war das Festprogramm mit der Königin im Alsion
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Warum die Nordschleswiger etwas ganz Besonderes sind und stolz auf sich sein können, darüber haben Staatsministerin Mette Frederiksen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Alsion vor Königin Margrethe gesprochen.
Modern Dance, Interviews und bewegende Konzerte: Im Konzertsaal des Alsion ist am Sonntagnachmittag ein umfangreiches Festprogramm zur Feier der Grenzziehung vor 100 Jahren abgehalten worden. Mit Königin Margrethe, Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier und Staatsministerin Mette Frederiksen als Ehrengäste im Publikum spiegelten alle Darbietungen das Leben im Grenzland wider.
Beispielsweise der Auftritt der Musiker Felix Mezer und Christian Juncker, die das Lied „Læg dit hjerte in meine Hand“ vortrugen, grandios umrahmt von den Stimmen des „Sønderjysk Pigekors“.
Auch das Interview mit den beiden Repräsentanten der dänischen und der deutschen Minderheit im Grenzland hinterließ Eindruck – und der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, brachte die Königin und den ganzen Saal zum Lachen.
Hinrich Jürgensen brachte den Saal zum Lachen
Und zwar mit einer Anekdote die davon zeugte, dass das Verhältnis zwischen dänischer und deutscher Minderheit im Grenzland nicht immer so gut war, wie heute.
Jürgensen berichtete im Interview mit Moderatorin Tine Gøtzsche von Zugfahrten zu Treffen auf europäischer Ebene zu Beginn der 1990er, als die deutsche Minderheit am Bahnhof in Tingleff (Tinglev) und die dänische Minderheit am Bahnhof von Flensburg in den Zug einstieg – und sich erstmals im Bordrestaurant bei Hamburg traf. Nach mehreren freundschaftlich gemeinsam verbrachten Tagen habe sich jede Minderheit dann wieder auf der Rückfahrt bei Hamburg in die eigenen Abteils zurückgezogen, damit kein falscher Eindruck entstehe, scherzte Jürgensen.
Die Besuche der Königin bei den Minderheiten im Grenzland hätten zweifelsohne dazu beigetragen, das Verhältnis zwischen Minderheiten und Mehrheiten zu verbessern, da waren sich die Vorsitzende der dänischen Minderheit, Gitte Hougaard-Werner, und Hinrich Jürgensen einig.
Ich muss gestehen, dass ich ein ebenso großer Fan von Dänemark bin. Und im Laufe der vergangenen zwölf Monate ist meine Sehnsucht nur größer geworden.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Noch bessere Zeiten im Grenzland stellte Folkrocker Jacob Dinesen mit seiner Nummer „Good times will come tomorrow“ in Aussicht und im Anschluss verriet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dass Dänemark ein Sehnsuchtsort der Deutschen sei.
Ob die Ferien in den Dünen, ein Studium oder eine Segeltour durch die dänische Südsee, die großen Museen in Kopenhagen, das Legoland oder eine Søren-Kirkegaard-Lektüre – „alleine der Gedanke an unser Nachbarland im Norden zaubert sehr vielen Deutschen ein Lächeln ins Gesicht“, so Steinmeier.
Endlich die friedlichen Grenzziehung feiern
„Ich muss gestehen, dass ich ein ebenso großer Fan von Dänemark bin. Und im Laufe der vergangenen zwölf Monate ist meine Sehnsucht nur größer geworden. Heute können wir endlich das nachholen, das uns die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr versagt hat, wenn wir alle zusammen den 100. Jahrestag der friedlichen Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland feiern.“
Deutschland sei Dänemark wahrlich nicht immer ein guter Nachbar gewesen.
„So gesehen steht diese Grenze, deren Geschichte wir heute gedenken, auch für das große Glück der Deutschen, dass wir unsere Nachbarn heute Freunde nennen können. Europa ist unser gemeinsames Glück, ein freies und friedliches Europa ohne Grenzbäume und Grenzmauern“, so Steinmeier.
Gerade die Corona-Restriktionen hätten gezeigt, wie behutsam man die Nachbarschaft pflegen muss.
„Damit wir in der nächsten Krise besser vorbereitet sind“
„Gerade die Beschränkungen in den Grenzregionen unserer Länder und die große Belastung, die Familien und Pendler erlebt haben, zeigen uns, wie behutsam wir uns um unsere Nachbarschaft kümmern müssen und wie lang der Weg vor uns noch ist – damit wir in der nächsten Krise besser vorbereitet sind“, so Steinmeier, der die letzten Sätze seiner Rede auf Dänisch hielt.
Staatsministerin Mette Frederiksen feierte in ihrer Rede, dass die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland nicht mit Gewalt und Macht, sondern friedlich und pragmatisch mit einer Volksabstimmung gezogen worden ist.
„Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber ganz und gar einzigartig“, so Frederiksen.
Frederiksen: Seid stolz auf das Leben im Grenzland
Das Zusammenleben der Nordschleswiger zwischen zwei Sprachen und Kulturen verdiene Anerkennung und Respekt. Die Menschen in Nordschleswig leisteten täglich einen Einsatz für ein Miteinander zwischen Mehr- und Minderheiten, auf das jeder einzelne stolz sein kann.
Dänemark brauche die Menschen im Grenzland, die jeden Tag als Beispiel voranschritten, wie zwei Kulturen und Sprachen nebeneinander existieren können. Mette Frederiksen unterstrich, dass das Minderheitenmodell eine Auszeichnung als Unesco-Kulturerbe verdient hätte.
Nach anderthalb Stunden Grenzlandgeschichte, Erzählungen, Musik und Tanz endete das Programm.
Im Anschluss lud die Königin geladene Gäste – darunter der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen und seine Frau Micky Jürgensen sowie die Bürgermeister aus Nordschleswig und andere Gäste – auf das Königsschiff Dannebrog ein, das am Sonderburger Hafen vor dem Schloss liegt.
Festessen im Sonderburger Hafen auf der Dannebrog
Am Abend hat Königin Margrethe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatsministerin Mette Frederiksen gemeinsam mit deren Ehegatten zu einem Festessen an Bord der Dannebrog eingeladen.