Thronwechsel

Der alte Bürgermeister und die Königin: „Monarchie ist jede Krone wert“

Der alte Bürgermeister und die Königin: „Monarchie ist jede Krone wert“

Der alte Bürgermeister und die Königin

Gravenstein/Gråsten
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Bendt Olesen an seinem Schreibtisch in Gravenstein. Vor ihm ein Bild vom ersten offiziellen Empfang der Königin auf dem Gravensteiner Rathausplatz. Foto: Sara Eskildsen

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Der Gravensteiner Bendt Olesen hat in den vergangenen Jahrzehnten viele gemeinsame Stunden mit der königlichen Familie verbracht. Anlässlich des Thronwechsels erzählt der 79-Jährige von seinen Erlebnissen.

Er war dabei, als die Nichte der Königin in der Schlosskirche geheiratet hat, traf sich regelmäßig mit Prinzessin Benedikte, um Projekte rund um den Küchengarten zu besprechen. Und als ehemaliger Bürgermeister und direkter Nachbar zum Gravensteiner Schloss sind Bendt Olesen und seine Frau Inge regelmäßig zu Gast bei Empfängen im Schloss nebenan.

Als die Regentin am Silvesterabend ihren Rücktritt vom Amt verkündete, war der 79-Jährige ebenso überrascht wie alle anderen Menschen im Land. „Wir waren zusammen mit Inges Schwester und ihrem Mann, so wie wir oft Silvester verbringen. Als sie die ersten Worte des Satzes sagte, war mir klar: Jetzt abdiziert sie!“, erinnert er sich.

„Ich finde, dass es eine kluge Entscheidung ist“

„Das war eine große Überraschung, das habe ich nicht kommen sehen. Ich finde aber, dass es eine kluge Entscheidung ist. Unsere Königin ist mittlerweile eine ältere Dame, und sie hat eine Operation hinter sich, die in diesem Alter bestimmt nicht angenehm war. Und ich gönne es der Königin zu sehen, wie der neue König seine Aufgabe bewältigen wird. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich das insgeheim auch gewünscht hat.“

Bendt Olesen (3. v. r.) war 1998 Bürgermeister, als die königliche Familie zur Hochzeit von Prinzessin Alexandra von Berleburg ins Gravensteiner Rathaus kam. Foto: Privatfoto

Die Monarchie sei jede Krone wert, sagt Olesen. „Nach innen hat man einen guten Repräsentanten für das ganze Volk. Jemanden, der Menschen aller Schichten anspricht. Die Königin hat Raum für alle Menschen. Auch in unserem Fall hier im Grenzland für beide Minderheiten. Sie ist eine feste Konstante, auf die man sich verlassen kann. Eine, die das Volk sammelt.“

Das Königshaus öffnet Türen

Auch nach außen habe die Monarchie einen unermesslichen Wert. „Wenn das Königshaus mit Wirtschaftsdelegationen in aller Welt reist, werden Türen geöffnet, die ohne das Königshaus nicht geöffnet werden würden. Von Wirtschaftsleuten, die dabei waren, habe ich immer wieder konkrete Beispiele dafür gehört.“

Olesen war von 1994 bis 2007 Bürgermeister der Kommune Gravenstein. In dieser Funktion hat er viel mit der Königin und der ganzen Familie zu tun gehabt, und auch nach 2007 blieb der Kontakt zum Königshaus bestehen. Die Einladungen ins Schloss und auf das Königsschiff Dannebrog waren so zahlreich, dass sie nicht mehr zu zählen sind.

Bendt Olesen und Königin Margrethe im Juli 2001 Foto: Erik Luntang/Ritzau Scanpix 2001

Bendt Olesen sagt: „Die Königin kann auch mal den Zeigefinger erheben und ermahnen, auf ihre ganz eigene Art. Ich vergesse nie, wie sie Anfang der 1980er-Jahre in ihrer Ansprache zu Neujahr dazu aufgefordert hat, Menschen aus der Fremde bei uns ordentlich zu behandeln.“

„Sie ist ja ein sehr intelligenter Mensch“

Worüber spricht man mit Königin Margrethe, wenn man sie trifft? „Über viele Themen. Was passiert auf der Welt, was passiert in Gravenstein. Sie war immer sehr interessiert daran, wie es bei uns in der Kommune lief. Sie ist ja ein sehr intelligenter Mensch, sehr wissend. Was die Königin nicht über unser Grenzland weiß, das ist es nicht wert zu wissen.“  

 

Bendt Olesen war von 1994 bis 2007 Bürgermeister der Kommune Gravenstein. Foto: Timo Battefeld/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

Die Königin habe oft gesagt: „Auf Gravenstein, das ist etwas Besonderes. Hier war sie mit ihren Eltern, Sommerzeit, Urlaub, der Vater König Frederik hatte Zeit für die Familie, all das war Gravenstein. Und von daher bin ich recht sicher in der Annahme, dass die Königin das Schloss auch in Zukunft nutzen wird. So wie es ihre Mutter getan hat. Ein Sammelpunkt für die Familie, für alle Schwestern und Kinder.“

Zwei Brunnen für die Königin

Auch nachdem Bendt Olesen sein Bürgermeisteramt 2007 im Rahmen der Kommunalreform abgab – Gravenstein wurde Teil der neuen Großkommune Sonderburg – blieb der Kontakt zum Königshaus bestehen.

Als aktives Mitglied im Gråsten Forum war Olesen beispielsweise daran beteiligt, die beiden Brunnen im Königlichen Küchengarten zu realisieren – ein Wunsch der Königin, der in Erfüllung ging. Zusammen mit Prinzessin Benedikte war Olesen zuvor in die Planung des Küchengartens eingebunden. Die Einladungen ins Schloss haben nie aufgehört. 

Bendt Olesen war federführend, als es darum ging, der Königin 2010 ein besonderes Geschenk zu machen: Eine neue Außentreppe am Gravensteiner Schloss Foto: Jørgen Kølle/Ritzau Scanpix

Der ehemalige Bürgermeister sagt: „Ich wünsche der Königin, dass sie in den kommenden Jahren einen Ruhestand genießen kann. Und ich hoffe, dass Schloss Gravenstein der Königin auch in den kommenden Jahren ein Ort sein kann, an dem sie ihre Familie versammeln und den Sommerurlaub verbringen kann“, so Bendt Olesen.

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Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“