Sozialpolitik
Fachkräftemangel in der Pflege: „Schon jetzt ein Problem“
Fachkräftemangel in der Pflege: „Schon jetzt ein Problem“
Fachkräftemangel in der Pflege: „Schon jetzt ein Problem“
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Der Fachkräftemangel im Pflegesektor droht auch in der Kommune Sonderburg. Warum er schon jetzt zu spüren ist und wie die Kommune reagieren sollte, darüber spricht Stadtratspolitikerin Kirsten Bachmann.
In zehn Jahren werden im dänischen Gesundheitssystem laut aktueller Studie rund 40.000 Stellen im Sozial- und Gesundheitsbereich fehlen. Das wird sich vor allem auch auf die kommunale Heimpflege und Heimhilfe im Land auswirken, sagt Stadtratspolitikerin Kirsten Bachmann, die als Lokalpolitikerin bei der Kommunalwahl 2021 erneut für die Schleswigsche Partei kandidiert.
„Es gibt mehr und mehr ältere Leute und zugleich wollen Regierung und Staat das nahe Gesundheitswesen ausbauen, das sorgt für zusätzlichen Druck auf diese Berufsgruppe“, sagt Kirsten Bachmann. Immer mehr ältere Menschen sollen in ihren eigenen Wänden betreut und gepflegt werden – doch von wem? Das fragt Kirsten Bachmann.
Aktuell 13 offene Stellen
„Die Leute sollen schnell nach Hause und raus aus dem Krankenhaus – aber woher sollen wir die Leute nehmen, um die Pflege zu gewährleisten?“ Kirsten Bachmann ist seit Oktober Leiterin der kommunalen Heimpflege im Distrikt Nordalsen. Sie spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt, dass es schon jetzt schwer ist, Fachpersonal anzustellen.
Auf der kommunalen Jobbörse werden aktuell 13 Sozial- und Gesundheitshelfer gesucht, die Kommune benötigt ausgebildete Fachkräfte ebenso wie Auszubildende. „Alleine im Distrikt Nordalsen (Nordals) sind etwa vier Stellen für Fachkräfte ausgeschrieben. Das bestätigt, das der Personalmangel bereits begonnen hat.“
Auch der Ausschussvorsitzende sieht Handlungsbedarf
Der Vorsitzende des Ausschusses für Soziales und Senioren, Preben Storm (Soz.), sieht ebenfalls Handlungsbedarf, damit es in Zukunft genug ausgebildetes Pflegepersonal gibt. „Wir sind seit Jahren aktiv dabei, die Zahl der Ausbildungsabbrüche zu senken und zeitgleich mehr Menschen für die Ausbildung zu gewinnen. Auch Erwachsene, die den Beruf auf dem zweiten Bildungsweg erlernen“, so der Stadtratspolitiker.
„Der Einsatz läuft weiter, nicht zuletzt nach der Absprache zwischen Regierung, Regionen und Kommunen, da wir uns verpflichtet haben, noch mehr auszubilden. Der Arbeitsmarkt und der zuständige Ausschuss sind weiterhin gefordert, hier alles zu geben“, so Storm. „Wir müssen unseren Bemühungen noch einmal und immer wieder neu anschieben“, so Storm. „Denn dass uns in einigen Jahren sonst extrem viele Fachkräfte in der Pflege fehlen, daran besteht überhaupt kein Zweifel.“
„Es ist schon jetzt ein Problem. Wir müssen also etwas tun“, sagt Kirsten Bachmann. Sie will das Thema mit in den Wahlkampf nehmen. Doch was sind ihre Vorschläge? Was kann die Kommune tun, um mehr Fachkräfte zu gewinnen und Heimhilfe- und Pflege zu gewährleisten?
„Wir können die Wohlfahrtstechnologie nutzen, um menschliche Ressourcen freizugeben. Wenn die alten Menschen zuhause einen Staubsauger-Roboter haben, können die Angestellten andere Aufgaben wahrnehmen. So wird menschliche Arbeitszeit freigegeben!“
Weniger Kräfte müssen die gleiche Arbeit machen
Auch medizinische Online-Beratung und Seelsorge über Bildschirme seien ein gutes Werkzeug, das weiter ausgebaut werden müsse. „Gerade im Bereich psychisch Kranker, die so mehr Kontakt zur Außenwelt aufbauen können, können wir die Telemedizin weiter ausbauen, vielleicht auch in Phasen, wenn sie ansonsten das Haus nicht verlassen wollen.“
Ein weiterer Punkt, bei dem die Kommune gefragt ist: die Arbeitsbedingungen der Sozial- und Gesundheitsassistenten und Helfer. „Die Arbeitsbedingungen sind hart und schwer und die Angestellten leisten eine unglaubliche Arbeit. Und wenn dann noch Stellen offen sind, die nicht gleich besetzt werden können, müssen weniger Kräfte die gleiche Arbeit machen“, gibt Kirsten Bachmann zu bedenken.
Die Arbeitskräfte müssen sich an bestimmte Zeitvorgaben richten. So und so lange für das Anziehen von Stützstrümpfen, so und so lange für das Staubsaugen. Es ist eine Arbeit, die unter Druck und mit Fachwissen ausgeübt wird. Den Begriff „warme Hände“ mag Kirsten Bachmann daher gar nicht.
„Das wird der Fachlichkeit und der Ausbildung des Personals nicht im Geringsten gerecht. Als würde es nur um warme Hände gehen. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch warme Hände hat. Es geht um mehr. Um gut und gewissenhaft ausgebildetes Personal. Die Angestellten haben eine Ausbildung – und die leisten einen super Job. Das sollte man nicht auf warme Hände reduzieren“, stellt die Stadtratspolitikerin fest.
„Müssen dafür sorgen, dass es gute Arbeitsverhältnisse gibt“
„Als Kommune sind wir gefragt, einen ordentlichen Ausbildungsplatz anzubieten. Wir müssen dafür sorgen, dass genug Arbeitsfachkräfte angestellt sind, dass es gute Arbeitsverhältnisse gibt und dass wir das Personal anerkennen. Denn das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, ist ein riesengroßer Einsatz für unsere Gesellschaft.“