Infrastrukturprojekt

Das ist der aktuelle Stand zur Alsen-Fünen-Querung

Das ist der aktuelle Stand zur Alsen-Fünen-Querung

Das ist der aktuelle Stand zur Alsen-Fünen-Querung

Apenrade/Sonderburg
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Ob jemals eine feste Querung zwischen Alsen und Fünen gebaut wird, steht derzeit nicht fest. Auch ist nicht beschlossen, ob es sich dabei gegebenenfalls um eine Tunnel- oder Brückenlösung oder eine Kombination aus beiden Möglichkeiten – wie im Falle der Brücke über den Großen Belt – handeln würde (Archivfoto). Foto: Sund & Bælt

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Derzeit laufen die Voruntersuchungen für eine feste Verbindung zwischen Alsen und Fünen. Nach aktuellem Stand der Dinge ist eine Fertigstellung erst gegen Ende des kommenden Jahrzehnts wahrscheinlich, vorausgesetzt, dass das Folketing überhaupt grünes Licht für das Projekt gibt.

Als das Folketing im Juni 2021 den „Infrastrukturplan 2035“ beschlossen hat, war dies auch ein Schub für die Debatte um eine feste Verbindung zwischen Alsen und Fünen. Inzwischen finden die ersten Voruntersuchungen statt, die im Herbst 2024 in einen Abschlussbericht münden sollen. Er soll dem Folketing als Grundlage dienen, um dann über eine Weiterführung des Projektes oder dessen Aus zu entscheiden.

„Der Nordschleswiger“ gibt nachfolgend eine Übersicht über den Stand der Dinge.

Welche Zielsetzungen soll die feste Querung erfüllen?

Eine feste Querung zwischen Alsen und Fünen soll laut dem vom Transportministerium formulierten Auftrag für die Voruntersuchung des Projektes so vielen Nutzerinnen und Nutzern wie möglich zugutekommen, ökonomisch rentabel sein und die größtmögliche Zeitersparnis für Reisende bringen.

Was sind die wesentlichen Punkte der Voruntersuchung?

Eine Voruntersuchung analysiert Möglichkeiten und Risiken auf einem übergeordneten Niveau. Dazu zählen: Mögliche Trassenführungen; technische Lösungsmodelle (Brücke oder Tunnel); Wiederverwertung der Fabrik für die Tunnelelemente in Rødbyhavn im Falle einer Lösung mit Absenktunnel; Auswirkungen auf Natur, Klima und Schifffahrtsrouten; Verkehrsaufkommen; Möglichkeiten für einen Ausbau des Radwegenetzes und einer Stärkung des öffentlichen Transportangebots anhand von Busverbindungen; Kosten-Nutzen-Analyse, hierunter Betrieb und Instandhaltung.

Wer ist wofür zuständig?

Federführend für das Projekt sind das Transportministerium, Sund & Bælt und die Verkehrsbehörde.

Sund & Bælt steht für die Voruntersuchungen von Küste zu Küste und eine Analyse der Kosten. Die Verkehrsbehörde ist für die Voruntersuchungen zur Landanbindung zuständig; zudem soll sie das Verkehrsaufkommen analysieren sowie die Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen auf das Klima und die Wirtschaft untersuchen.

Am Ende sollen die Ergebnisse von Sund & Bælt und der Verkehrsbehörde in einen gesammelten Bericht münden.

Sund & Bælt

Sund & Belt ist eine staatliche Aktiengesellschaft. Sie wurde 1991 gegründet und betreut die größten Verkehrsprojekte Dänemarks. Ziel ist es, Dänemark noch besser auf nationaler und internationaler Ebene zusammenbinden. 

Sie steuert die Aktivitäten ihrer Tochtergesellschaften A/S Storebælt, A/S Øresund, Sund & Bælt Partner A/S, BroBizz A/S, A/S Femern Landanlæg und Femern A/S, die sich zu 100 Prozent in ihrem Besitz befinden. Seit 2022 ist sie auch federführend in die Voruntersuchungen für eine feste Querung zwischen Alsen und Fünen eingebunden.

Quelle: Sund & Bælt

Wo soll die Querung verlaufen?

Konkret sind bislang fünf Korridore mit insgesamt acht möglichen Streckenführungen im Spiel. Sie alle sehen vor, dass die Querung auf einer Länge von 11 Kilometern von Fünenshaff (Fynshav) auf Alsen nach Horne Land auf Fünen führen soll. Von dort müsste die Landanbindung noch auf einer Länge von 35 Kilometern bis nach Årslev ausgebaut werden, wo sie dann auf die existierende Autobahn zwischen Odense und Svendborg stoßen würde. Auch auf Alsen wäre ein Ausbau der Autobahn erforderlich. Hier wäre der 20 Kilometer lange Streckenabschnitt von Sonderburg nach Fünenshaff betroffen.

Die fünf Korridore bestehen aus zwei Absenktunneln mit unterschiedlicher Streckenführung, einem Bohrtunnel, einer Brücke und einer Kombination aus Tunnel und Brücke mit einer künstlichen Insel auf halber Strecke. Im Falle einer Brückenlösung stehen zwei Modelle zur Wahl: eine Kabel- oder eine Stelzenbrücke. Die Brücke über den Großen Belt kombiniert beide Modelle.

Neu ins Spiel gekommen ist eine alternative Querung von Pöhl (Pøl) oder Lavensby auf Nordalsen nach Ebberup südlich von Assens. Ein weiterer Vorschlag für eine alternative Streckenführung führt von Himmark nach Faldsled. Laut dem Sonderburger Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) soll diese jedoch nur aktuell werden, sofern sich der Untergrund bei Fünenshaff als untauglich erweist.

Welche besonderen Hürden gibt es?

Die angedachten Streckenführungen liegen unweit mehrerer besonders schützenswerter Natura 2000-Gebiete, in denen bedrohte Tiere und Pflanzen leben. Außerdem ist der Meeresboden teilweise schlammig, wodurch es schwierig wird, ein stabiles Fundament zu schaffen. Auch gilt es, die Sicherheit des Schiffsverkehrs zu beachten, denn der heute breite Korridor würde durch eine Brückenlösung verengt werden.

Die bisher angedachten Streckenführungen würden auf Fünen weiter entlang Svanninge Bakker (Natura-2000-Gebiet) laufen, was einer der landschaftlichen Höhepunkte der Insel und somit auch ein Touristenmagnet mit bis zu 300.000 Besuchenden ist. Deshalb steht hier im Raum, die Straße durch einen Tunnel führen zu lassen. Im weiteren Streckenverlauf wären mehrere kleine Ortschaften von einem Ausbau der jetzigen Landstraße zu einer Schnellstraße mit 2+1-Spuren betroffen.

Auf Alsen steht im Raum, eine Umgehungsstraße bei Asserballe Station anzulegen. Bei einer weiter nördlich verlaufenden Streckenführung müsste eine Schnellstraße über Nordalsen führen, was wiederum auf den Widerstand der dortigen Bevölkerung stoßen könnte.

Insbesondere bei Horne Land auf Fünen und bei Augustenburg müsste auf eine Reihe an denkmalgeschützten Bauten Rücksicht genommen werden.

Welche Zeitersparnis würde die Querung bringen?

Auch wenn Fünen und Nordschleswig so dichter aneinanderrücken würden, bedeutet der Bau einer festen Querung nicht für alle eine Zeitersparnis. Menschen, die im Nordwesten Fünens wohnen, würden kaum oder nur in geringem Maße zeitliche Vorteile gewinnen. Wer hingegen von Pattburg (Padborg) nach Odense möchte, kann etwa eine Stunde Reisezeit einsparen. Besonders lohnt sich der Bau für Menschen in Faaborg im Südwesten Fünens oder in Svendborg im Süden der Insel: Sie würden etwa eineinhalb Stunden schneller in Pattburg sein als bislang.

Wer wäre Hauptnutznießer einer Querung?

Ein Bericht aus dem Jahr 2019 gibt an, dass die meisten Fahrten für Freizeitzwecke vorgenommen würden. Mit 43 Prozent würde dieser Anteil relativ hoch ausfallen. An zweiter Stelle folgt der gewerbliche Transport, der demnach mit 37 Prozent zu Buche schlagen soll. Abgeschlagen an dritter Stelle liegen mit 20 Prozent Pendlerinnen und Pendler.

Wo soll es Verkehrsentlastungen geben?

In Nordschleswig würde sich der Bau einer festen Querung von Alsen nach Fünen auf die Autobahn E45 von Klipleff (Kliplev) in Richtung Kolding auswirken. Für diesen Streckenabschnitt veranschlagt der Bericht aus dem Jahr 2019 zwischen 6.000 und 8.000 weniger Fahrzeuge täglich. Dies würde einen Rückgang des Verkehrsaufkommens zwischen 10 und 20 Prozent bedeuten, wobei der Autobahnabschnitt, der durch Nordschleswig führt, am meisten von einer solchen Entlastung profitieren würde. Demgegenüber steht die Erwartung nach einer nicht genauer definierten Zunahme der Verkehrsdichte südlich der Grenze.

Eine Entlastung soll es auch auf der Brücke über den Kleinen Belt geben.

Wie viele Autos sollen die Querung nutzen?

Die Verkehrsbehörde gab 2019 an, dass im Falle einer Realisierung täglich 17.000 Fahrzeuge die Strecke zurücklegen sollen. Gegenwärtig nutzen 350 Fahrzeuge täglich die Fährverbindung zwischen Fünenshaff und Bøjden.

Was ist mit den Kosten?

Das Transportministerium schreibt, dass bislang davon ausgegangen wird, dass die Nutzung gebührenpflichtig wird. Wie hoch die Gebühren ausfallen, ist derzeit noch nicht genau berechnet worden. Die Verkehrsbehörde hat 2019 einen Preis von durchschnittlich 70 Kronen für Pkws errechnet. Lkws sollen demnach 290 Kronen bezahlen.

Die Gesamtkosten für das Projekt wurden von der Behörde 2019 auf 22,4 Milliarden Kronen veranschlagt. Diese Zahlen dürften bereits jetzt überholt sein, nicht zuletzt wegen der zuletzt vergleichsweise hohen Inflationsrate. Sollte am Ende eine andere Linienführung als die bislang ins Auge gefasste Variante zwischen Fünenshaff und Horne Land stehen, würden sich die Kosten auch hierdurch verändern.

Von den Gesamtkosten müssten am Ende 11,1 Milliarden Kronen vom Staat getragen werden, der Rest soll aus den Nutzungsgebühren finanziert werden. Bei einem auf 40 Jahre angesetzten Zeitraum für die Rückzahlung würden diese die öffentlichen Ausgaben für das Projekt in etwa halbieren. Unterm Strich allerdings soll der gesamtgesellschaftliche Nutzwert die Baukosten aufwiegen.

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