Deutsche Minderheit
Küchenfee legt nach 30 Jahren die Schürze im Schützenhaus Feldstedt ab
Küchenfee legt nach 30 Jahren die Schürze im Schützenhaus Feldstedt ab
Küchenfee legt nach 30 Jahren die Schürze im Schützenhaus ab
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„Jetzt reicht es“, sagt Jette Erichsen mit einem Augenzwinkern. Sie übergibt ihren festen Platz in der Küche mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie sie überhaupt beim Schützenfest landete, weiß sie heute selbst nicht mehr so recht.
Im Saal des Schützenhauses in Feldstedt wird am Sonnabend schon fleißig geschunkelt, da steht Jette Erichsen mit den Händen noch tief im Spülwasser. „Zum letzten Mal“, wie sie betont. 30 Jahre lang hat sie beim Schützen- und Gemeinschaftsfest in Feldstedt im Rahmen des Deutschen Tags der deutschen Minderheit in Nordschleswig das Zepter beziehungsweise die Spülbürste geschwungen. „Jetzt reicht es“, sagt sie. Da sie dabei herzlich lacht, nimmt man ihr auch gerne ab, dass es kein Abschied im Zorn ist, sondern einfach eine Entscheidung, die mal gefällt werden musste.
„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Jette Erichsen, die Ende des Jahres ihren 61. Geburtstag feiern kann. „Ich verbinde die Gemeinschaftsfeste in Feldstedt mit ganz vielen guten Erlebnissen. Ich habe über die Jahre viele liebe Menschen kennenlernen dürfen. Viele sind mittlerweile nicht mehr so mobil und nehmen deshalb schon seit Jahren nicht mehr an der Preisverleihung im Schützenhaus teil, haben mir aber über ihre Verwandten oder Bekannten stets Grüße ausrichten lassen“, fügt sie hinzu.
Einladung zur Hochzeitfeier
Zu den vielen lieben Menschen, die Jette Erichsen in den 30 Jahren kennengelernt hat, gehören auch Carmen Wollesen und Wolfgang Treptow vom Schützenverein Tarp. Die Schützin und der Schütze waren sich vor elf Jahren bei einem Schützenfest beim befreundeten Verein Neukrug nähergekommen.
Beim Schützenfest in Feldstedt zwei Monate später präsentierten sie sich der Öffentlichkeit dann offiziell als Paar. Eigentlich hätten sie in diesem Jahr – ausgerechnet am Tag des Feldstedter Schützenfestes – heiraten wollen. „Zum Glück ging das nicht, weil das Standesamt wegen Allerheiligen geschlossen war. Deshalb sind die beiden heute dann doch nach Feldstedt gekommen“, freut sich Jette Erichsen, die prompt auch eine Einladung zur Hochzeitsfeier der beiden erhielt. Das Jawort geben sich Carmen und Wolfgang nun am Freitag dieser Woche. Das Schützenfest in Feldstedt war in diesem Jahr eine Art Polterabend.
Diese kleinen Geschichten am Rande sind für Jette Erichsen das Salz in der Suppe. „Man wird irgendwie Teil einer großen Familie“, sagt sie voller Bewunderung.
Verabschiedung vor versammelter Mannschaft
Kurz nach dem Spanferkelessen hatte der Vorsitzende des Schützenvereins Jette Erichsen von der Küche in das Rampenlicht im Saal holen lassen. „Das passte mir eigentlich gar nicht in den Kram“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Schließlich türmten sich in der engen Küche die dreckigen Tellerstapel.
Nach Möglichkeit sollte doch alles blitzeblank und fein säuberlich sortiert wieder im Schrank stehen, bevor das benutzte Geschirr vom Kaffeetrinken folgen würde. Nichtsdestotrotz folgte sie dem Ruf in den Festsaal.
Dort wurde sie zu ihrer Überraschung mit Blumen und Geschenken „überhäuft“, wie sie es selbst ausdrückt. In der Öffentlichkeit zu weinen sei eigentlich nicht so ihr Ding, aber da hatte sie doch mächtig Tränen in den Augen, wie Jette Erichsen anschließend zugibt.
Uwe ruft an – Jette kommt
Wie sie, die nie einen Schuss auf die Zielscheibe im Schützenverein abgegeben hat oder gar Mitglied des Schützenvereins Feldstedt von 1965 gewesen ist, in der Küche des Gemeinschaftsfestes gelandet ist, weiß sie selbst nicht mehr so richtig.
Nach längerem Nachdenken hat sie jedoch die Vermutung, dass es mit ihrer Kandidatur für die Schleswigsche Partei bei den Kommunalwahlen in der damaligen Kommune Lundtoft zusammenhängt. „Ich war vom damaligen BDN-Bezirksvorsitzenden von Lundtoft, Hans Christian Petersen, nach Feldstedt eingeladen worden, um mich dort als Kandidatin zu präsentieren. Die Mutter des heutigen Schützenvereinsvorsitzenden Uwe Friedrichsen kümmerte sich damals ganz allein in der Küche um den riesigen Geschirrberg. Das fand ich ,sünde’, schließlich hätte sie gern mitgefeiert, war mein klarer Eindruck, und habe ihr deshalb geholfen“, erinnert sich Jette Erichsen.
Daraus sei eine feste Tradition geworden. „Rund einen Monat vor dem Schützenfest ruft Uwe mich seitdem an, um ganz sicher zu sein, dass ich wieder bereit bin. – Und bisher war das auch so. Für das nächste Jahr muss er jedoch jemand anderes für die Küche finden“, sagt Jette Erichsen.