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Kunden bedauern Aus des letzten Fotogeschäfts in Sonderburg

Kunden bedauern Aus des letzten Fotogeschäfts in Sonderburg

Kunden bedauern Aus des letzten Fotogeschäfts in Sonderburg

Sonderburg/Sønderborg
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Kasper Roed mit dem Schild des Geschäfts „Fotografen" Foto: Karin Riggelsen

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Kasper Roed hat eine schwere Entscheidung getroffen: Er schließt am Sonnabend sein Geschäft „Fotografen“. Im Fotoatelier erzählen er und Maj-Britt Byllemos, wie sich dieser Abschied anfühlt.

Für den Fotografen Kasper Roed (46) und seine langjährige Mitarbeiterin Maj-Britt Byllemos wird der Sonnabend, 29. Januar, um 13 Uhr kein leichter Moment. Dann schließen die beiden zum letzten Mal die Eingangstür des Geschäfts „Fotografen“ in der Perlegade 61. „Das wird nicht schön“, weiß er schon jetzt. Die Sonderburgerinnen und Sonderburger müssen von dem letzten Geschäft dieser Art Abschied nehmen.

Zu viele Stunden im Geschäft

Kasper Roed liebt das Fotografieren, und er gehört seit 30 Jahren zur Fotobranche in Sonderburg. Seine jüngste Entscheidung fiel ihm daher alles andere als leicht.

Kasper Roed und Maj-Britt Byllemos Foto: Karin Riggelsen

„Wir lieben unsere Kunden. Aber ich bin einfach gezwungen umzusatteln. Den Beschluss habe ich schon vor langer Zeit getroffen. Dieses Geschäft ist ein Privileg – aber ich verbringe hier einfach unheimlich viele Stunden“, wie er im Fotostudio hinter dem Geschäft erklärt.

Außerhalb der Saison ist er wöchentlich 60 Stunden im Geschäft. Im Hochbetrieb muss er jede Woche 80 Stunden dafür absetzen. Jetzt will er mehr Zeit für seine Frau Mila und die vier Kinder im Alter zwischen 11 und 19 Jahren haben.

Nicht miteinander verheiratet

Mit Maj-Britt Byllemos (49) bildet er seit mittlerweile 18 Jahren ein sehr gut eingespieltes Team. „Viele glauben, dass wir verheiratet sind“, meint Kasper Roed und muss herzhaft lachen.

Der zweijährige Mohammad wollte sich eigentlich nicht von Kasper Roed fotografieren lassen. Aber mit einigen frischen Kommentaren und viel Feingefühl gelang es. Foto: Karin Riggelsen

Aber er versteht, dass die Kunden das vermuten: „Wir machen eigentlich alles zusammen. Auf dem Papier ist es mein Geschäft. Aber wenn ein Beschluss getroffen werden muss, dann tun war das gemeinsam. Darüber sind wir uns immer einig gewesen.“ Maj-Britt Byllemos pflichtet ihm bei: „Wir unterstützen einander 100 Prozent.“

Fotografieren war sein Ding

Für Kasper Roed ist es ein wehmütiger Abschied. Die Begeisterung für das Fotografieren begann für ihn schon in der Jugendschule. Roed zog einst von Woyens (Vojens) nach Sonderburg. Der Fotokurs traf ihn direkt ins Herz: „Ich wusste, was ich mal machen wollte. Ich war total geliefert.“ Nach einem Praktikum wusste er, wohin er wollte.

Zusammen mit Christian Petersen übernahm er das Geschäft „FotoNyt“. Damals gab es vier Fotogeschäfte in Sonderburg. 2004 eröffneten die beiden „PhotoWorld“ an der Perlegade 64. Anschließend ging es mit „Click“ zur Jernbanegade ins ehemalige „No5“. 2018 gingen Christian Petersen und Kasper Roed getrennte Wege, und Roed eröffnete 2018 „Fotografen“ an der heutigen Adresse.

Wir lieben unsere Kunden. Aber ich bin einfach gezwungen umzusatteln. Den Beschluss habe ich schon vor langer Zeit getroffen. Dieses Geschäft ist ein Privileg – aber ich verbringe hier einfach unheimlich viele Stunden.

Kasper Roed, Inhaber „Fotografen"

„Ich liebe meine Arbeit. Aber ich habe Angst, dass ich ausbrenne. Es ist für mich ganz und gar kein schlechtes Geschäft, und es ist ziemlich traurig, und ich bin auch wehmütig. Die Leute stehen hier mit Tränen in den Augen“, so Kasper Roed. Die dankbaren Kunden haben dem Fotografen auch einige Flaschen Rotwein geschenkt.

Kasper Roed mit einer der Flaschen, die ihm zufriedene Kunden überreicht haben. Foto: Karin Riggelsen

Die Corona-Pandemie hat das Geschäft nicht beeinträchtigt. „Es gab so vieles, was wir bei Corona nicht konnten. Aber als wir wieder aufmachten, gab es vieles, was wir nicht schaffen konnten. So wurden die Konfirmationen und die Hochzeiten alle auf den Herbst verlegt“, so Kasper Roed. Er hat vor Jahren übrigens auch die Fotoaufgaben bei Danfoss übernommen. Auch der Konzern muss nun einen anderen Fotografen finden. 

Alles ruhig angehen lassen

Was das Foto-Team nach der Schließung des Geschäfts am Sonnabend machen wird, das wissen die beiden nicht. „Erst einmal alles ruhig angehen lassen und die Tüte schütteln. Vielleicht wieder in ein Geschäft oder etwas ganz anderes. Das sehen wir“, so Maj-Britt Byllemos.

Aber eines wissen die beiden: „Wir werden einander fehlen“, so Maj-Britt, und Kasper nickt: „Ich nenn sie immer meine Frau Nummer 2.“

Maj-Britt Byllemos mit einer Kamera Foto: Karin Riggelsen

Der Dienstag wird für das eingespielte Team sehr merkwürdig, „aber es wird schon hinhauen“, so Maj-Britt Byllemos zuversichtlich.

Kasper Roed hat ein großes Netzwerk, auf das er zurückgreifen wird: „Ich muss erst einmal herausfinden, was ich jetzt eigentlich möchte. Aber ein Kundenkontakt ist für mich sehr wichtig.“ Als Fotograf kennt er ganze Familien, von den Fotos der Kinder über Konfirmationen bis hin zu Hochzeiten und Enkelkindern. „Das werde ich nur schwer entbehren wollen. Aber ich freue mich auch auf etwas Neues“, meint er. Für ihn war das Geschäft eigentlich schon immer sein fünftes Kind.

Die Kunden sind traurig

Im Augenblick strömen die Leute nach einem Schließungs-Artikel in „JydskeVestkysten“ ins Geschäft, um sich noch schnell fotografieren oder Bilder entwickeln zu lassen. Viele von ihnen sind besorgt.

Noch strömen die Leute ins Geschäft in der Perlegade. Foto: Karin Riggelsen

„Das tut mir doch leid, und ich bin sehr traurig. Wir sagen euch aber auf jeden Fall vielen Dank“, meint eine Kundin an der Kasse. Bei „Fotografen“ werden die angenommenen Aufträge noch alle erledigt, es werden aber keine neuen angenommen. Wer Bilder entwickeln lassen möchte, wird an einen Fotografen in Apenrade (Aabenraa) oder in Svendborg verwiesen.

Die Augen einer anderen Frau über der Hygienemaske blicken ebenfalls betrübt: „Das ist wohl das letzte Mal. Das ist so traurig. Ich war so viele Jahre in der Jernbanegade. Jetzt hoffe ich, dass es euch richtig gut gehen wird.“

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