Nachruf

Nachruf auf Andreas „Dres" Jochens

Nachruf auf Andreas „Dres" Jochens

Nachruf auf Andreas „Dres" Jochens

Hauke Grella
Hauke Grella Museumsleiter
Sonderburg/Sønderborg
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Museumsleiter Hauke Grella hat einen Nachruf auf „den letzten Nordschleswiger“, Andreas „Dres" Jochens, gemacht. Seine Herzensangelegenheit war das Museum.

2011 durfte ich die Leitung des Deutschen Museums Nordschleswig übernehmen. Im allerheiligsten Raum des Museums, der Teeküche, wurde ich von Dres Jochens begrüßt. Nicht physisch, sondern lächelnd auf einem Foto. Dies war bei vorherigen Umbaumaßnahmen des Museums entstanden. Dazu „posierte“ Dres in einer Vitrine, betitelt mit „Sonderausstellung – Der letzte Nordschleswiger – Eröffnung am 1. Apil????.“ Dies war einer der ersten Eindrücke, die ich von Dres bekam. Zumeist gut gelaunt und mit dem Schalk im Nacken.

Das Museum war Dres eine Herzensangelegenheit. Als es noch in den Kinderschuhen steckte und eine erste Ausstellung, Ende der 1980er Jahre am Ringreiterweg eingerichtet wurde, war Dres mit dabei. Mit dem Umzug 1992 an den Rönhofplatz wurde er dann ein fester und aktiver Teil der Ehrenamtlichen.

Für uns alle, ob Ehren- oder Hauptamt, war er eine Bereicherung. Dies durch sein Wissen über die Minderheit, womit wir eingehende Gegenstände gleich besser einzusortieren wussten. Wichtiger war seine menschliche, ruhige, ausgeglichene und fröhliche Art. Vielleicht aufgrund seines hohen Alters, aber Dres hatte mit vielen Dingen seinen Frieden geschlossen. Auch wenn die Erlebnisse seiner Jugend sein Leben eingehend geprägt haben. Aber am Ende stand eine Dankbarkeit, ein langes und erfülltes Leben gehabt zu haben.

Eine Dankbarkeit, die auch bei einem letzten Interview mit ihm, im Herbst vergangenen Jahres, zum Ausdruck kam. Dort erzählte er von den Schrecken der Kriegsteilnahme und wie kleine Zufälle über Leben und Tod entschieden. Dieser Zufälle ist sich Dres bewusst gewesen und brachte dies in einer tiefen Dankbarkeit zum Ausdruck. Einer dieser „Zufälle“ zeigt sich in Form seiner alten Brieftasche. Diese war in Kriegstagen mit vielen Fotografien gefüllt. Die Brieftasche und viele der Fotografien wurden von einem Granatsplitter durchbohrt. Aber eben nicht alle.

Dres war, ist und wird Teil des Museums sein. Durch von ihm eingesammelte und registrierte Gegenstände oder als Teil der Ausstellung.

Gerne hätten wir ihn am Tag der Neueinweihung des Museums in unseren Reihen gesehen.

Wir, ich, werden den letzten Nordschleswiger vermissen!  

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