Runder Geburtstag

Armann nimmt mit geistiger Frische Kurs auf die 90

Armann nimmt mit geistiger Frische Kurs auf die 90

Armann nimmt mit geistiger Frische Kurs auf die 90

Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Lügumklosters damaliger Bürgermeister Kaj Armann und Vizebürgermeisterin Anne Brodersen (V), die im Stadtratssaal im Dezember 2005 das Porträt von ihm enthüllte. (Archiv) Foto: Elise Rahbek

13 Jahre stand er als Bürgermeister an der Spitze der damaligen Kommune Lügumkloster. Mit der Kommunalreform verließ Kaj Armann die politische Arena, sein Interesse an der Politik ist jedoch nicht erloschen. Aus seiner Sicht ist die Umsetzung der Reform vor Ort nicht besonders gelungen.

„Ich denke, dass es mir eigentlich sehr gut geht, und dafür bin ich dankbar“, sagt Kaj Armann, Lügumkloster, dem „Nordschleswiger“ auf der Schwelle zu seinem 90. Geburtstag am Dienstag, 28. Juli.

Zusätzliche Tiefe verleiht diesen Gedanken die Tatsache, dass sein um acht Jahre jüngerer Bruder kürzlich verstorben ist.

Von 1994 bis Ende 2006 Oberhaupt

Kaj Armann, der in der Seniorenwohnanlage „Sølstedgårdparken“ wohnt, stand von 1994 bis Ende 2006 als Venstre-Bürgermeister an der Spitze der damaligen Kommune Lügumkloster.

Diese wurde mit der Kommunalreform mit den Kommunen Scherrebek/Skærbæk, Hoyer/Højer, Bredebro, Norderrangstrup/Nørre Rangstrup und Tondern/Tønder zur neuen Kommune Tondern.

Armann, der seit 1987 seinen Lebensmittelpunkt in Lügumkloster hat, kam seinerzeit nicht als politisch unbeschriebenes Blatt nach Nordschleswig.

Von 1966 bis 1970 war er im Gemeinderat Vejlby-Risskov Ausschussvorsitzender. Von 1970 bis 1976 gehörte er dem Stadtrat in Aarhus an und war politischer Sprecher.

Er kannte auch das kommunale System auf Verwaltungsebene, da er seit 1976 Direktor der 5. Abteilung des Magistrats der Kommune Aarhus und somit Chef der gesamten kommunalen Energieversorgung war.

Das politische Klima war jedoch nicht so spannend, daher entschied ich mich für Nordschleswig.

Kaj Armann, ehemaliger Bürgermeister

„Das politische Klima war jedoch nicht so spannend, daher entschied ich mich für Nordschleswig“, so Armann, der diesen Schritt nicht bereut hat, und den es nie nach Aarhus zurückgezogen hat.

Direktor für Strom

Bis er das politische Spitzenamt übernahm, war er Direktor der Stromversorgungsgesellschaft EASV mit Sitz in Scherrebek.

Kaj Armanns erste Frau Lizzie verstarb 1989. Zu den Söhnen seiner zweiten Frau Kjerstine, Henrik und Claus, die beide in Randerup bei Bredebro leben, hat er einen engen Kontakt. Kjerstine Armann verstarb 2011.

Seit acht Jahren geht Armann gemeinsam mit Inger Marie Ørnsvig durchs Leben. Das Paar verbringt wechselweise Zeit bei ihm in der Klosterstadt und bei ihr in Viborg.

Mit Freude nimmt Armann (vorne r.) am lustigen Auftakt für den Klostermarkt teil. (Archivfoto) Foto: Elise Rahbek

Olesens Entdeckung

Für die politische Bühne in Lügumkloster entdeckt wurde er vom damaligen Venstre-Parteivorsitzenden Carl Martin Olesen.

Die Schreiberin dieser Zeilen erinnert sich noch gut daran, dass das Versammlungshaus in Lügumkloster aus allen Nähten zu platzen drohte, als Kaj Armann 1993 erstmals auf einer Wahlversammlung öffentlich auftrat.

Obgleich das Rathaus in Lügumkloster schon lange nicht mehr als solches genutzt wird und der ehemalige Bürgermeister nach Ende seiner Amtszeit nicht mehr öffentlich in der Politik mitmischt, nimmt das Geschehen weiterhin Raum in seinem Leben ein.

Keine Einheit erzielt

„Die erste Kommunalreform 1970 war gelungen, obgleich ich seinerzeit nicht von ihr begeistert war“, so Armann, der Gleiches nicht von der anno 2007 eingeführten Kommunalreform behaupten will.

„In unserem Bereich ist es nicht geglückt, eine Einheit zu bilden. Da hat man sich nicht genügend angestrengt. Wir sind alle Gegner der Zentralisierung in Kopenhagen. In der Kommune Tondern machte man es aber entsprechend und siedelt in Tondern alle kommunalen Verwaltungen an“, so Armann.

Er kann nicht nachvollziehen, warum die Technische Verwaltung vom ehemaligen Rathaus in Lügumkloster nach Tondern umziehen musste.

Kritische Anmerkungen

Dem dortigen Rathausanbau kann er nicht viel Gutes abgewinnen. Auch die Einrichtung einer kommunalen Zahnpflegeklinik in Bredebro hat für ihn nicht viel mit liberaler Politik zu tun.

Als katastrophal bezeichnet er den Verlauf im Zusammenhang mit dem Bestreben, 2019 eine Heimvolkshochschule für Senioren in der in Konkurs gegangenen Løgumkloster Højskole anzusiedeln.

Letztendlich sei die anfangs aus der Politik signalisierte Rückendeckung doch nicht vorhanden gewesen, so Armann, der damals Vorsitzender von Sønderjyllands Seniorhøjskole war.

Die Heimvolkshochschule wanderte enttäuscht aus der Kommune Tondern aus, und ließ sich in Gramm/Gram nieder.

Bei der jüngsten Generalversammlung hat Armann den Vorsitz abgegeben.

Kaj Armann als er im Dezember 2006 die letzte Stadtratssitzung in Lügumkloster mit seinen 14 Kollegen leitete (Archivfoto) Foto: Elise Rahbek

Sportnachschule zählt zu den Erfolgen

„Ich bin sehr froh darüber, dass es gelang, die Sportnachschule SINE nach Lügumkloster zu holen“, sagt Armann zur Frage nach den Schwergewichtlern in seiner Amtszeit. Ursprünglich strebten die Initiatoren der Bildungsstätte Tondern als Standort an.

„Dort war man sich aber nicht einig. Daraufhin rief ich meinen dortigen Kollegen Hans L. Hansen an, ob es in Ordnung sei, wenn wir in Lügumkloster einen Versuch unternehmen würden“, so Armann, der sich nach dem Okay an die Arbeit machte.

 Das Sportinternat, das im August 1997 im ehemaligen Barackendorf für Flüchtlinge eröffnete, hat 23 Jahre später mehr als 250 Schüler.

Zu den Höhepunkten in seiner politischen Karriere gehören außerdem die Ansiedelung der Hydro-Niederlassungen in der damaligen Kommune Lügumkloster sowie die Instandsetzung des Hofes Groß-Auitt.

Der Hof bildete damals unter anderem den Rahmen für die Alu-Entwicklungsabteilung Alucluster.

33-mal nach Rom

Dass seine damaligen gemeinsamen Bemühungen mit Amtsbürgermeister Kresten Philipsen, ein Musiktheater in Lügumkloster zu bauen, nicht umgesetzt wurden, wurmt Armann heute noch.

„Das kam dann später nach Sonderburg. Aber das war unsere eigene Schuld“, so der Jubilar, der sich in seinem Leben vielfach von der Reiselust hat packen lassen. Sein bevorzugtes Reiseziel ist dabei Rom, wo er nicht weniger als 33-mal gewesen ist, und viermal besuchte der Kulturliebhaber Opernaufführungen in der Arena in Verona.

„Das ist mein großes Interesse“, so Armann, der mit Blick auf die Corona-Auswirkungen davon ausgeht, dass nach 2018 keine weiteren Reisen nach Italien folgen werden.

Lesen ist ein weiteres Steckenpferd des geistesfrischen Jubilars.

Mehr lesen
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.